Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cinderella auf Sylt - Bieling, E: Cinderella auf Sylt

Cinderella auf Sylt - Bieling, E: Cinderella auf Sylt

Titel: Cinderella auf Sylt - Bieling, E: Cinderella auf Sylt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Bieling
Vom Netzwerk:
Küche.
Vierundachtzig minus sechs entnommener Binden … Unglaublich!
Er hatte nicht eine einzige übrig gelassen.
     
    »Entschuldigung …« Eine fremde Dame trat näher ran. »Sie haben da etwas.« Ihre Hand wies unauffällig zum hinteren Teil von Cinderellas Jeans.
    »Der Nächste bitte«, rief die Anzeigenberaterin vom Strandanzeiger.
    »Ich … ich … keine Ahnung.« Cinderella drehte sich um und lief verunsichert, mit winzigen Schritten, ähnlich einer Japanerin im viel zu engen Kimono, zum Tisch der Anzeigen-Dame. »Mit einem flauen Gefühl in der Magengegend setzte sie sich. Sie stieß ihre Handtasche vom Schoß, spreizte ihre Beine und versuchte mit einem »Ups, meine Tasche«, so dezent wie möglich einen Blick auf die verräterische Stelle zu erhaschen. Tatsächlich! Ein größerer Fleck versuchte sich durch das Hellblau der Jeans zu kämpfen. Verdammt, sie hatte Papier aus der Küchenrolle nehmen müssen, weil keine einzige Binde mehr da gewesen war.
    Die Anzeigenberaterin räusperte sich. »Haben Sie Ihre Tasche?«
    »Ja – einen Moment.« Cinderella stieß beim Hochkommen mit dem Kopf gegen die Tischplatte. »Autsch!«
    »Alles in Ordnung?«
    Abgesehen davon, dass Küchenrolle kein guter Bindenersatz zu sein schien …
    »Ja, ich glaube schon.« Sie rieb über ihren Schädel. Dann suchte sie in ihrer Tasche den vorgeschriebenen Text. »Diesen Text möchte ich gerne aufgeben.« Sie schob den Zettel rüber.
    »Hm, unter welcher Rubrik?«
    »Jobbörse«, sagte Cinderella rasch. Schließlich hatte sie sich vorbereitet. Die Anzeigenberaterin zog die Augenbrauen hoch und rückte ihre Brille gerade. »Sind Sie sicher? Ich meine, suchen Sie wirklich einen Ersatz-Papa auf Vierhundert-Euro-Basis?«
    »Ja, das tue ich!«
    Vor sich hin murrend, tippte die Zeitungsangestellte den Text ab. »Ob das Erfolg hat …?«
    »Wird schon«, erklärte Cinderella.
    Ihr Gegenüber blieb skeptisch. »Und welche Kontaktmöglichkeit?«
    »Per Handy.«
    Nachdem alle Formalitäten geklärt waren, stand Cinderella auf und verabschiedete sich freundlich lächelnd. Dabei versuchte sie ihr Sweatshirt über die Hüften abwärts zum Po zu ziehen, was ihr aber nicht gelang. Elasthan hieß die Wunderfaser, die den Pulli immer wieder in Ausgangsform zurückrutschen ließ. Cinderella meinte die Blicke der Leute zu spüren, sie fühlte sich klein und schmutzig. Und aus irgendeinem Grund dachte sie plötzlich an Rumpelstilzchen und dessen verräterischen Gesang beim Tanz ums Feuer. Niemals würde ihr dieser Fehler passieren! Niemals!
    »Frau Preußer, Ihre Vorlage«, rief die Anzeigenberaterin. Dabei winkte sie mit Cinderellas Zettel.
    Verdammt!

Ein Anrufer namens Moritz
    Enttäuscht legte Cinderella den Strandanzeiger beiseite und glättete die Picknickdecke. Sie hatte so sehr gehofft, ihre Annonce darin zu finden.
Vielleicht in der nächsten Ausgabe,
dachte sie. Obwohl ihr die Dame von der Anzeigenberatung diese Ausgabe versichert hatte. Nicht weiter darüber nachdenkend, ließ sie sich nach hinten fallen. Zu schön war dieser erste Herbsttag, als dass sie ihn mit Grübeln verbringen wollte. Alles war ruhig. Das Listland, so wie einige Sylter den Ort liebevoll nannten, schien sich vom Ansturm der Touristen zu erholen. Auf den Wanderdünen war Frieden eingekehrt. Cinderella atmete tief ein und lauschte dem Säuseln des Windes, der über die Heidelandschaft wehte. Es roch nach Kräutern und dem Wattenmeer, einer Mischung aus modrigen Pflanzen und salzigem Wasser.
Der Duft der Freiheit!
Sie dachte an die Worte ihres Vaters, der immer behauptet hatte, dass nichts den Geist besser reinigen würde als salzhaltige Luft. Er hatte recht! Cinderella verstand, weshalb er nach dem Tode ihrer Mutter auf einem Schiff als Koch angeheuert hatte. Bis er irgendwann von Bord sprang und nie mehr gefunden wurde.
Daran ist Martha schuld,
da war sich Cinderella sicher. Nach ihrer Heirat hatte ihr Vater sich zurückgezogen und hatte jede freie Minute auf dem Schiff verbracht.
Kein Wunder! Bei einer Frau wie Martha …
    Tommy rollte sich auf den Rücken. »Kann Oma Trautchen uns sehen?«, fragte er in den Himmel blickend.
    Cinderella tat es ihm gleich und zog ihre Beine an. »Glaub schon.«
    »Und wenn sie durch ein Wolkenloch fällt?«
    »Engel haben Flügel. Die fallen nicht einfach vom Himmel.«
    Tommy musterte die Wolkenformationen, die langsam vorüberzogen. »Ist da oben jetzt auch Herbstanfang?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht.«
    »Dann sollten wir der

Weitere Kostenlose Bücher