Cinderella kehrt zurück
begann, sich ihren Arbeitsplatz genau anzusehen. Sie war dankbar für die Ablenkung von Cam.
„Ja, guck’s dir lieber selbst noch mal an, und verlass dich bloß nicht auf mein Wort“, stichelte er.
„Ich wollte doch nur nachschauen, ob es auch einen Scanner gibt und ich eventuell eine Kamera anschließen kann.“
Er seufzte laut, als hätte er große Mühe, sich zusammenzureißen, sagte aber nichts weiter. Stattdessen kam er ihrer zweiten Bitte nach und erzählte ihr von dem Fall, an dem sie gemeinsam arbeiten sollten. „Du weißt ja, dass wir auf der Suche nach der Frau des ehemaligen Pfarrers sind, die vor über dreißig Jahren verschwunden ist. Celeste Perry …“
„Ja, nach meiner Großmutter“, ergänzte Eden. Sie hatte den Computer inzwischen komplett in Augenschein genommen und war mit dem Ergebnis zufrieden. Also musste sie sich wieder Cam zuwenden.
„Bisher wissen wir bloß, dass Mickey Rider und Frank Dorian 1960 die Bank von Northbridge ausgeraubt haben“, fuhr er fort. „Als vor einigen Monaten die Restaurierungsarbeiten an der alten Brücke losgingen, ist dort eine Tasche mit Mickey Riders Sachen aufgetaucht. Die Blutflecken auf der Tasche stammen nachweislich von Rider, außerdem hat man unweit der Brücke im Wald menschliche Überreste gefunden.“
Cam sprach betont nüchtern und sachlich, aber damit kam Eden immer noch besser zurecht als mit seinem Sarkasmus. Allerdings hatte sie trotzdem Schwierigkeiten, ihm zu folgen: Statt sich auf seinen Bericht zu konzentrieren, verlor sie sich immer wieder in seinen dunkelblauen, fast schwarzen Augen.
„Die Knochen sind natürlich ebenfalls gründlich untersucht worden“, sagte er gerade, „und es besteht kein Zweifel daran, dass sie von Rider stammen. Offenbar ist er durch einen Schlag auf den Kopf ums Leben gekommen. Einige Monate nach dem Banküberfall hat sich das FBI Frank Dorian geschnappt, den Mann, mit dem Celeste durchgebrannt ist. Er ist dann allerdings noch vor seinem Gerichtstermin bei einem Fluchtversuch ums Leben gekommen. Beide Bankräuber sind also inzwischen verstorben, Rider wurde vielleicht sogar ermordet. Dabei fehlt jede Spur von dem gestohlenen Geld – daher das verstärkte Interesse an Celeste.“
„Steht sie etwa unter Verdacht, Rider ermordet zu haben?“ Endlich war es Eden gelungen, sich einigermaßen auf das zu konzentrieren, was Cam ihr erzählte.
„Nicht direkt, aber sie ist auch nicht über jeden Verdacht erhaben“, erwiderte er. „Dem FBI hat Dorian damals erzählt, dass deine Großmutter nichts mit dem Überfall zu tun hatte. Allerdings hat er auch behauptet, dass sein Partner mit der Hälfte des Geldes abgehauen ist, aber zu diesem Zeitpunkt war Rider wohl schon tot. Also sind jetzt wieder alle Fragen offen.“
„Zumindest kann es sein, dass Celeste bei der Sache Beihilfe geleistet hat“, warf Eden ein, während sie seine Nase betrachtete. Cam hatte eine leichte Hakennase, die markant war. Ziemlich sexy befand Eden.
„Wie gesagt, die Polizei will sie unbedingt finden“, sagte er.
„Und was soll ich dabei tun?“
„Als Dorian verhört wurde, meinte er, dass Celeste innerhalb kurzer Zeit ziemlich viel zugenommen hat. Außerdem gibt es eine Frau in Bozeman, die meint, 1968 mit Celeste in einem Diner gearbeitet zu haben. Nach ihrer Beschreibung war Celeste korpulent …“
Eden, die gerade seine perfekt gestutzten Koteletten betrachtete, fuhr erschrocken auf. „Bozeman … dann war meine Großmutter ja ganz in der Nähe!“
„So sieht es aus. Die Frau hat sich übrigens Charlotte Pierce genannt, sagt dir das was?“
Eden schüttelte den Kopf. „Nein, überhaupt nicht“, erwiderte sie. „Und es hat auch nie jemand Kontakt mit mir aufgenommen, auf den Celestes Beschreibung hätte passen können.“
„Wir brauchen hier auf jeden Fall dein Können als Phantombildzeichnerin“, erklärte Cam. „Uns liegt nämlich bloß ein altes Fotos von Celeste vor, das uns aber so gar nicht weiterhilft. Also müsstest du es für uns bearbeiten. Deine Aufgabe besteht darin, Celeste auf dem Bild altern und zunehmen zu lassen, damit wir eine Ahnung haben, wie sie heute aussehen könnte. Das bearbeitete Bild können wir den Leuten hier zeigen, vielleicht erinnert sich ja jemand an etwas. Immerhin hat sie ihrer Kollegin in Bozeman erzählt, dass sie eines Tages wieder nach Northbridge kommen woll te, um ihre Söhne wiederzusehen …“
„Meinen Vater und meinen Onkel“, murmelte Eden, während sie den
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