Cinderella und der Scheich
Abfahrt bereit.“
„Ja, Sir.“ Sie widerstand dem Wunsch, seinen Namen auszusprechen.
Sie würde sich diese Romanze endlich aus dem Kopf schlagen. Es war nichts als ein Märchen. Ein Wunschtraum. Und sie glaubte nicht an Märchen. Sie musste an ihren Job denken, an die Chance aufzusteigen, weiterzukommen.
Warum fühlte sie sich nur so verloren? Innerlich so leer? Als hätte man ihr die ganze Welt, den Mond und die Sterne geboten und sie wäre zu dumm und zu feige gewesen, danach zu greifen.
Er hatte ihr nichts dergleichen angeboten.
Es war nur um eine exotische, aufregende und sicher unvergessliche Affäre für eine Nacht gegangen. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, ihr wurde übel, und sie musste sich vornüberbeugen, als die Wirklichkeit und der Verlust sie mit voller Wucht trafen.
„Ihrer jungen Begleiterin scheint es nicht besonders gut zu gehen, Zahir. Wenn sie schon diesen ruhigen Seegang nicht verträgt, dann sollte sie lieber nicht …“
Ein einziger Blick genügte, um Alan zum Schweigen zu bringen. Dann sah Zahir hinüber zu Diana. Sie hatte die Arme um den Körper geschlungen und stand vornübergebeugt am Landesteg.
Er murmelte einen Fluch, doch bevor er auch nur einen Schritt machen konnte, richtete sie sich auf und wischte sich mit dem Handrücken über die Wange. Dann hob sie mit einer resoluten Bewegung den Kopf.
Vielleicht nagt das schlechte Gewissen an ihr, dachte er.
Und wie stand es um sein eigenes Gewissen? Auch er hatte nicht eine Sekunde an die Zukunft gedacht, als sie ihn küsste, für ihn sang und sich in seine Arme schmiegte. Er hatte nichts Besseres zu tun gehabt, als sich lächerlich zu machen mit einer Frau, die er gerade erst ein par Stunden kannte. Keinen Gedanken hatte er an die jungen Damen verschwendet, die darauf warteten, dass er eine von ihnen heiratete.
Wenn er Diana einen Vorwurf machen wollte, dann musste er sich zuerst eingestehen, dass er selbst noch verantwortungsloser gehandelt hatte.
„Sie scheint darüber hinweg zu sein“, sagte Alan und sah zu, wie sie rasch den Steg entlangging und dann auf der anderen Seite des Gebäudes aus ihrem Blickfeld verschwand.
„Sieht so aus.“ Er zog die Kappe von seinem Federhalter und begann, den Stapel Papiere zu unterzeichnen.
Es reicht. Diana ließ sich hinter das Steuer des Wagens fallen und starrte auf das Autotelefon.
Sie wollte gerade auf die Kurzwahl drücken und sich bei Sadie melden, als es klingelte. Erschrocken zuckte sie zusammen, dann erkannte sie die Nummer ihrer Chefin auf dem Display. Sicher wollte sie ihr mitteilen, wer heute Abend Scheich Zahir fahren würde. Dann konnte sie ihr gleich sagen, dass sie für diesen Kunden nicht mehr zur Verfügung stand.
Sie nahm den Anruf entgegen, doch bevor sie etwas sagen konnte, rief Sadie: „Diana! Endlich! Ich versuche schon seit einer Stunde, dich zu erreichen. Auch bei deinem Handy geht keiner ran.“
„Nicht?“ Sie legte die Hand auf ihre Tasche. Kein Handy. „Ich muss es in der Uniformjacke gelassen haben …“
„Das ist jetzt auch schon egal. Wo zum Teufel hast du gesteckt?“
„Also …“
„Du brauchst gar nichts zu sagen, ich kann es mir schon denken“, unterbrach Sadie sie spitz.
Diana setzte sich aufrecht hin. „Pass auf, es tut mir leid, aber Scheich Zahir …“
„Bitte! Ich will es nicht wissen. Hör mir einfach zu! Du kommst jetzt nicht hierher zurück. Michael Jenkins erwartet euch in Little Markham auf dem Parkplatz des King’s Head. Er übernimmt dort den Mercedes. Scheich Zahirs Assistent schickt einen anderen Wagen, der den Scheich zurück ins Hotel bringt. Du …“
„Heh! Langsam, Sadie! Was ist denn passiert?!“
„Du fragst noch?“
Sie war verwirrt und unglücklich und keineswegs in der Stimmung für Spielchen. „Ja, ich frage“, gab sie ungewohnt scharf zurück.
„Soll ich dir die Klatschspalte aus der Mittagsausgabe des ‚Courier‘ vorlesen?“
„Wie bitte?“
„Vielleicht erinnerst du dich besser, wenn du die Überschrift hörst – ‚Der Scheich und seine Chauffeurin‘. Oder willst du Einzelheiten darüber erfahren, wie Scheich Zahir al-Khatib mit seiner hübschen Fahrerin um Mitternacht auf dem Berkeley Square tanzte?“
„Woher um Himmels willen …?“
„In welcher Welt lebst du? Heute ist doch jeder, der ein Fotohandy hat, ein Amateur-Paparazzo! Selbst wenn der Kerl Scheich Zahir gar nicht erkannt hat. Ein Mann, der mit seiner Chauffeurin tanzt! Das gibt auf jeden Fall ein gutes Foto. So
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