Cinderella und der Wüstenprinz (Julia) (German Edition)
hier sahen, umso besser.
Doch das Klopfen hielt an, und dann hörte Ella auch noch eine höfliche Stimme, die eindeutig ihren Namen rief. „Miss Jackson?“
Mit klopfendem Herzen stieg sie aus dem Bett, drapierte die Seidendecke im Stil einer griechischen Göttin um sich und lief barfüßig zur Tür, um sie einen Spaltbreit zu öffnen. Draußen stand ein hochgewachsener, distinguiert wirkender Mann, den sie nicht kannte. Er lächelte ihr höflich zu. „Miss Jackson?“, fragte er noch einmal.
Ella nickte automatisch. „Wer sind Sie?“
„Sie kennen mich nicht. Mein Name ist Benedict Austin. Ich bin Scheich Hassan Al Abbas’ Personal Assistent. Er bat mich, persönlich dafür zu sorgen, dass Sie das hier bekommen.“ Damit händigte er ihr ein flaches Paket aus.
„Was ist das?“
„Sie werden darin etwas zum Anziehen finden. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist Ihnen mit Ihrem Kleid in der letzten Nacht ein kleines Missgeschick passiert.“
Ella spürte, wie ihre Wangen glühten, und war sicher, dass Mr Austin sehr genau wusste, was tatsächlich mit ihrem Kleid geschehen war. Flammende Wut stieg in ihr auf. Konnte Hassan nicht wenigstens so viel Takt aufbringen, eine derartig delikate Angelegenheit selbst zu regeln, anstatt seinen Laufburschen zu schicken?
Aggressiv schob sie das Kinn vor und sah Benedict Austin fest in die Augen. „Können Sie mir sagen, wo er ist?“
„Sie meinen den Scheich?“ Benedict zuckte vage mit den Schultern, als würde er diese Frage nicht zum ersten Mal aus dem Mund einer verstimmten Frau hören. „Ich befürchte, er wurde ganz plötzlich nach Kashamak abberufen. Wichtige Staatsgeschäfte, die sich unmöglich aufschieben ließen.“
Ella hatte gedacht, sie könnte sich nicht schlechter fühlen, als es ohnehin schon der Fall war, doch diese Nachricht belehrte sie eines Besseren. Also war er einfach geflüchtet! Ohne sich zu verabschieden. Bis aufs Blut gedemütigt hätte sie diesem Lakaien vor ihr am liebsten geraten, sich seine Kleider sonst wohin zu stecken. Doch erstens verboten ihr das Stolz und Anstand, und zweitens brauchte sie tatsächlich etwas zum Anziehen, wenn sie den Palast jemals verlassen wollte, ohne dass man ihr ansah, was sie in der letzten Nacht getrieben hatte!
„Ich danke Ihnen …“, murmelte sie mit so viel Würde, wie sie aufbringen konnte, bevor mit leisem Nachdruck die Tür schloss.
Einige Frauen hätten jetzt sicher getobt oder sich die Augen aus dem Kopf geweint, aber nicht Ella Jackson. Sie war schon immer eine Überlebenskünstlerin gewesen und würde jemandem wie Hassan Al Abbas keine Träne nachweinen. Stattdessen verwandte sie ihre gesamte Energie darauf, sich so präsentabel wie möglich zurecht zu machen, bevor sie sich einen Weg aus dem palasteigenen Labyrinth suchen würde.
Eine ausgiebige Dusche und gründliche Haarwäsche befreiten sie endgültig von dem beunruhigend männlichen Duft des Scheichs und gaben Ella ihr Selbstvertrauen zurück. Die Erinnerung an letzte Nacht allerdings würde sie wahrscheinlich nicht so leicht loswerden können, dachte sie mit schiefem Lächeln, während sie ihr Gesicht im Spiegel betrachtete.
Beklagte sie nicht seit sie denken konnte, wie leicht sich ihre Mutter um den Finger ihres untreuen Ex-Ehemanns wickeln ließ? Und ihm zu allem Überfluss noch erlaubte, in ihrer aller Leben zurückzukehren und es durcheinanderzuwirbeln, wann immer es ihm passte? Wie oft hatte sie ihre Mum angefleht, Rückgrat zu zeigen und den Mann in die Wüste zu schicken, der sie immer wieder zum Narren hielt.
Doch nachdem sie verstanden hatte, dass ihre Mutter nur auf ihr Herz und niemanden sonst hören würde, hielt Ella sich zurück. Aber sie schwor sich insgeheim, es persönlich ganz anders zu machen. Beim Thema Männer würde sie auf jeden Fall kühlen Kopf bewahren und amouröse Beziehungen mit der gleichen Professionalität behandeln, wie ihre berufliche Karriere.
Und bisher hatte sie mit dieser Strategie auch noch keine Probleme gehabt. Andererseits war ihr auch noch nie ein Mann wie Hassan Al Abbas begegnet, und sie hatte sich auch noch nie als Sklavin ihres eigenen Körpers gefühlt! Ihren einzigen sexuellen Kontakt vor letzter Nacht könnte man getrost als echtes Desaster bezeichnen, da sie während des Akts einfach nur mit weit geöffneten Augen stocksteif dagelegen und sich gefragt hatte, warum um das Thema Sex so ein Theater gemacht wurde.
Nun … seit letzter Nacht wusste sie es!
Plötzlich
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