Cinderella und der Wüstenprinz (Julia) (German Edition)
sie in einer bösen Vorahnung kurz die Augen schloss. Dann schob sie energisch das Kinn vor, drückte die Klinke herunter und trat in ihr winziges Büro.
Obwohl sie es bereits geahnt hatte, verschlug ihr der Anblick von Hassan Al Abbas dunkler Silhouette vor dem Fenster den Atem.
4. KAPITEL
Hassans breite Schultern schienen nahezu alles Licht in dem kleinen Raum zu schlucken. Und nicht nur das. Ella hatte das Gefühl, plötzlich auch keine Luft mehr zu bekommen, als würde seine Anwesenheit allen Sauerstoff aufsaugen.
„Was … was tust du hier?“, flüsterte sie.
Aufmerksam musterte Hassan die überschlanke Frau, die vor ihm in diesem absurd vollgepfropften Büro stand. Der einzige Farbtupfer in dem blassen Gesicht war ihr scharlachroter Mund. Sie wirkte wie eine völlig Fremde auf ihn. Aber das war sie schließlich auch. Gesehen hatte er sie nur einmal im falschen Schein glitzernder Kristalllüster, und später natürlich noch einmal nackt.
„Du wolltest mich sehen, Ella“, sagte er sanft. „Also, da bin ich.“
Der Schock, ihm so unerwartet gegenüberzustehen, traf sie wie ein Fausthieb in den Magen. Verflogen waren gute Laune und Appetit. Mit zitternden Fingern stellte Ella die Tüte mit Kaffee und Donut auf ihrem Schreibtisch ab.
„Ich wollte dich sprechen , Hassan, was ein himmelweiter Unterschied ist“, korrigierte sie steif und begegnete widerstrebend seinem unterkühlten, völlig emotionslosen Blick. Die Tatsache, dass ihr Herz trotzdem so aufgeregt und erwartungsvoll pochte, als wäre sie nicht mehr als ein alberner, romantischer Teenager, frustrierte und verunsicherte Ella. „Platzt du eigentlich immer unangemeldet in anderer Leute Büro rein?“, fragte sie bissiger als beabsichtigt. „Ziemlich … unkonventionell, oder?“
„Ich bin in vieler Hinsicht ein unkonventioneller Mensch. In anderer Hinsicht allerdings absolut berechenbar in meinen Handlungen.“ Diese eigentlich nichtssagende Aussage klang für Ella wie eine Warnung. „Da wir keine weiterreichenden Verabredungen getroffen haben, wenn ich mich richtig erinnere, bin ich zugegebenermaßen ziemlich neugierig zu erfahren, was du von mir willst, Cinderella.“
Ella errötete und stellte fest, dass es ihr nahezu unmöglich war, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, wenn Hassan Al Abbas sie so ansah wie im Moment. Besonders, da er noch eindrucksvoller wirkte als auf dem Internetfoto oder im Palast von Santina, wo er sich im Smoking offensichtlich nicht zu Hause gefühlt hatte.
Heute trug er den typischen Businessanzug, wie ihn erfolgreiche Tycoons auf der ganzen Welt bevorzugten. Er stand ihm nicht nur ausgezeichnet, sondern rückte ihn irgendwie noch weiter außerhalb ihrer Reichweite als ohnehin schon. Allerdings schien er sich auch in diesem Outfit nicht wirklich wohlzufühlen. Der oberste Knopf des teuren Hemds stand offen, und die Seidenkrawatte sah aus, als hätte er sie mit einer ungeduldigen Bewegung am Hals gelockert.
Ella erkannte plötzlich, dass sich unter der glatten nonchalanten Fassade ein sehr irdischer, primitiver Mann verbarg, was es ihr noch schwerer machte, ihm von der Schwangerschaft zu erzählen. Darum flüchtete sie sich in Sarkasmus.
„Verrate mir doch bitte eins. Gehört es zu deinen normalen Gepflogenheiten, deine Bettgespielinnen mitten in der Nacht zu verlassen, ohne ihnen auch nur ein Wort des Abschieds zu gönnen?“
Ihre Direktheit überraschte Hassan mindestens so sehr, wie es ihn irritierte, dass sie keinen Anflug von Reue erkennen ließ. Schämte sie sich denn kein bisschen, für das, was zwischen ihnen passiert war? Oder gehörten One-Night-Stands zu Miss Jacksons üblichem Repertoire? Der Gedanke, einem notorisch männermordenden Vamp ins Netz gegangen zu sein, behagte ihm gar nicht.
„Ich hielt es für die angemessenste Weise, bereits angerichteten Schaden zu minimieren“, erwiderte er flach.
„Pardon? Habe ich wirklich richtig gehört?“, vergewisserte Ella sich in wachsendem Zorn. „Hast du tatsächlich gerade angerichteten Schaden gesagt?“
„Komm schon, Cinderella, lass uns nicht mehr draus machen, als es war“, wischte Hassan ihre Empörung lässig zur Seite. „Es war Sex … zugegebenermaßen großartiger Sex, aber nicht mehr, das wissen wir beide. Allerdings zu einem schlecht gewählten Zeitpunkt und an einem wenig statthaften Ort. Und es würde niemals zu mehr führen, also … warum noch lange darüber reden?“
„Komisch, irgendwie habe ich mir eingebildet, als
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