Cinderella und der Wüstenprinz (Julia) (German Edition)
Vater?“
Scham und Reue schnürten ihr die Kehle zu. Ella wünschte, sie hätte sich den Anruf verkniffen. Es war ein scheußliches Gefühl, so plötzlich das Brave-Kleine-Schwester-Image zu verlieren, in dem sie sich bisher gesonnt hatte. Andererseits war es ein Schritt nach vorn. Ein notwendiger Schritt, um das, was auf sie zukam, akzeptieren und mutig in Angriff nehmen zu können.
Trotzdem musste sie erst den dicken Kloß im Hals herunterschlucken, ehe sie Ben antworten konnte. „Hassan Al Abbas.“
Erneute Stille. „Der Scheich?“
„Genau der.“
„Soll heißen, du bekommst ein Kind von einem der mächtigsten Männer im Mittleren Osten?“
Ella schauderte. Wie er es sagte, hörte sich alles noch einschüchternder und beängstigender an. „Sieht so aus. Bitte, nicht fluchen, Ben!“, bat sie kleinlaut, als sie ihren sonst so pragmatischen Bruder wüste Verwünschungen ausstoßen hörte.
„Was erwartest du denn von mir?“, fragte er aufgebracht. „Weißt du überhaupt, was für einen Ruf er genießt? Zur Hölle, Ella, ich hatte nicht die leiseste Ahnung, dass ihr beide ein Paar seid!“
„Sind wir auch nicht!“, protestierte sie ebenso spontan wie vehement. „Wir können uns nicht ausstehen. Wir … wir haben uns zufällig getroffen, sind … aneinandergeraten, und dann … dann …“
„Schon gut, den Rest kann ich mir selbst ausmalen!“, unterbrach Ben ihr Gestammel. „Wichtiger ist, was du jetzt zu tun gedenkst.“
Unwillkürlich legte Ella wie schützend eine Hand auf ihren noch flachen Bauch. In ihm wuchs ein winziger Embryo, der zur Hälfte wie sein glutäugiger Erzeuger aussehen würde und gleichzeitig ihr ähnelte. Ein halber Jackson – Bobbys und Julies erstes Enkelkind. Die erste Nichte oder der erste Neffe ihrer Geschwister. Ein neues Leben im Schoß ihrer unkonventionellen, verrückten Familie …
Ella spürte einen heftigen Stich im Herzen, wenn sie an die schwere Bürde der Verantwortung dachte, die jetzt und für alle Zukunft auf ihr lastete, doch sie war entschlossen, sie anzunehmen. Unerwartet durchflutete sie eine kraftvolle Welle von Beschützerinstinkt und … Liebe.
„Ich werde dieses Baby bekommen“, erklärte sie rau.
Ben stieß einen tiefen Seufzer aus. „Gut. Und was sagt Al Abbas dazu?“
„Er weiß noch nichts davon.“ Ihre Stimme bebte, als sie an die kränkende Art und Weise dachte, auf die er ihr kurzes Liebesintermezzo beendet hatte.
„Wann gedenkst du, es ihm zu sagen?“, kam es nach einer kurzen Pause.
Plötzlich stand Hassan Al Abbas lebendig vor ihrem inneren Auge. Nicht der Mann, der sie mit Leichtigkeit verführt und ihr überwältigendes Vergnügen verschafft hatte, sondern der verschlossene Fremde, dessen nachtschwarze Augen so kalt und leer wirkten, dass sie immer noch schauderte.
„Ich weiß nicht …“, flüsterte Ella beklommen.
„Dir ist hoffentlich bewusst, dass es irreversibel ist, sobald du ihn informierst. Du gibst die Kontrolle über die Situation und möglicherweise über dein ganzes Leben auf“, warnte Ben sie eindringlich. „Nicht nur, dass Al Abbas ungeheuer reich und mächtig ist, er gilt auch als extrem hart und rücksichtslos. Männer wie er haben eine ganz eigene Sichtweise, wenn es um ihre Erben geht. Mach dir keine Illusionen, Ella, er wird das Baby für sich beanspruchen.“
Ben erzählte ihr damit nichts, was sie nicht bereits gewusst oder zumindest geahnt hatte. Trotzdem war es beängstigend, die geheimsten Befürchtungen so klar und brutal formuliert zu hören. Ellas Herz lag schwer wie ein Stein in ihrer Brust, während sie versuchte zu entscheiden, wie ihr nächster Schritt aussehen musste.
Ihrem ersten Impuls, jede Erinnerung an den Scheich einfach auszublenden, konnte sie leider nicht folgen, weil es nicht allein um sie ging. Jedes Kind hatte Anspruch darauf, seinen Vater kennenzulernen, egal wer er war. Und auch Hassan hatte das Recht zu erfahren, dass in wenigen Monaten ein Baby mit seinen Genen geboren würde, egal, wie seine Gefühle der Mutter gegenüber aussahen.
„Ich habe keine andere Wahl, als es ihm zu erzählen“, sagte sie entschlossen.
„Du hättest sie schon“, widersprach Ben, „und ich kann nur hoffen, dass du deine Entscheidung nie bereuen musst. Lass es mich wissen, wenn ich dir irgendwie helfen kann, egal, worum es sich handelt. Versprichst du mir das?“
„Ja, danke …“ Ella schluckte heftig, weil Rührung und eine seltsame Vorahnung ihr die Kehle zuschnürten. „Oh,
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