Cinderella und der Wüstenprinz (Julia) (German Edition)
Funken Hoffnung aufgeben zu müssen, der sie noch aufrecht hielt. „Okay“, willigte sie rau ein. „Vielleicht ist ein Sternenhimmel über der Wüste ja genau das, was ich im Moment brauche.“
9. KAPITEL
Gleich am nächsten Morgen brachen sie in einem luxuriösen Jeep auf, den Hassan selbst fuhr. Der starke Geländewagen bewältigte die rauen Wüstenpisten, als führe er auf Schienen.
Ella war entschlossen, das Beste aus dem Abenteuer zu machen. Allerdings fühlte sie sich in ihrer noch zaghaften Begeisterung durch nagende Rückenschmerzen, die einfach nicht verschwanden, ziemlich beeinträchtigt.
Hassan entging ihre Unruhe keineswegs. Immer wieder warf er seiner Frau besorgte Seitenblicke zu. „Ist alles in Ordnung?“, fragte er, als Ella gereizt am Sicherheitsgurt zerrte, der sich über ihrem Schwangerschaftsbauch spannte.
„Alles bestens“, behauptete sie steif. „Würdest du dich bitte wieder auf die Straße konzentrieren?“
Den ganzen Morgen über war sie schon in einer seltsamen Stimmung gewesen, doch wenn er sie danach fragte, hatte sie ihn nur abgewimmelt, wie eben. Also tat er, wie geheißen. Der Rest der Fahrt verlief in tiefem Schweigen, bis Hassan am Horizont eine vertraute Silhouette entdeckte.
„Siehst du es, da vorn?“, fragte er. „Jetzt dauert es nicht mehr lange.“
Ella beschattete die Augen mit einer Hand und konzentrierte sich auf den dunklen Punkt am flimmernden Horizont. Als sie näherkamen, sah sie, dass es tatsächlich ein Zelt war. Abgesehen von der stumpfen schwarzen Farbe erinnerte es an die Zelte, die sie von englischen Musikfestivals kannte. Nur wirkte es viel größer, wenn auch nicht so imposant, wie sie es erwartet hätte.
„Steht es die ganze Zeit über leer?“
„Dies hier ja. Kamal benutzt es nur sehr selten. Ich habe einige Diener vorausgeschickt, um es für uns herzurichten. Inzwischen müssten sie aber in den Palast zurückgekehrt sein.“
Der schwere Geländewagen stoppte in einer aufspritzenden Sandwolke. Hassan stellte den Motor aus, sprang aus dem Jeep und eilte auf die Beifahrerseite, um seiner Frau beim Aussteigen behilflich zu sein. Es war lange her, dass er sich zum Vergnügen in der Wüste aufgehalten hatte, anstatt Krieg zu führen, und gegen seinen Willen verspürte Hassan plötzlich so etwas wie kribbelnde Vorfreude. Aber worauf?
Ein Blick in das angespannte Gesicht seiner Frau sagte ihm, dass Ella seinen aufkeimenden Enthusiasmus nicht unbedingt teilte. Fürsorglich stützte er sie, während sie aus dem hochrädrigen Gefährt kletterte und schob seinen Arm unter ihren, um sie ins Zelt zu geleiten.
„Willkommen im traditionellen Heim der Beduinen“, sagte er gewollt munter. „Für jeden erschöpften Wüstenwanderer ist dieser Anblick gleichbedeutend mit einer rettenden Oase.“
Ella bemühte sich um ein höfliches Lächeln und versuchte, das anhaltende Ziehen in ihrem Rücken zu ignorieren. Hier draußen war es viel heißer, als sie vermutet hatte. Doch Hassan schien entschlossen zu sein, ihr etwas ganz Besonderes zu bieten, da wollte sie keine Spielverderberin sein. Sich mit der Hand Luft zufächelnd, betrat sie hinter ihm das überraschend kühle Zeltinnere – und hielt vor Staunen den Atem an.
Erhellt von filigranen Metalllaternen, funkelte die mit Seidenstoffen abgehängte Decke in leuchtendem Scharlachrot und schimmernden Bronzetönen. Die Zeltwände waren in Rosa und Türkis gehalten, und auf den gewebten Teppichen standen niedrige Sofas mit Brokatdecken und dicken Kissen in allen Farben des Regenbogens. In der Luft lag ein würziger Duft, und für einen Moment vergaß Ella sogar ihre sengenden Rückenschmerzen.
„Wie wunderschön“, hauchte sie aufrichtig begeistert und fühlte sich in ein arabisches Märchen aus Tausend und einer Nacht versetzt. „Einfach bezaubernd.“
Doch Hassans Aufmerksamkeit galt nicht dem prächtigen Dekor. Dafür war er absolut fasziniert von dem entrückten Gesichtsausdruck seiner Frau, den leicht geteilten, weichen Lippen und den weit geöffneten gletscherblauen Augen. Ohne eine Spur von Make-up und mit kugelrundem Babybauch war sie für ihn die schönste Frau auf der ganzen Welt.
Aber diese Frau wird dich verlassen, fuhr es ihm durch den Kopf. Und die Schuld daran trägst ganz allein du …
„Wollen wir uns nicht setzen?“, fragte er. „Ich bereite dir einen ganz speziellen Tee, für den die Beduinen berühmt sind.“
Ella, der plötzlich seltsam schwindelig wurde, nickte nur stumm und
Weitere Kostenlose Bücher