Cinderella und der Wüstenprinz (Julia) (German Edition)
erinnerte sie ihn spröde.
Mit seinen eigenen Waffen geschlagen! Schwerfällig erhob sich Hassan von seinem Stuhl und ging zum Fenster. Wenn er Ella nun einfach bitten würde zu bleiben? Unmöglich! entschied er im nächsten Moment.
Sie will einen liebenden Mann, der ich niemals sein kann …
Abrupt wandte er sich um und begegnete dem wachsamen Blick seiner Frau. Den Ausdruck in ihren eisblauen Augen konnte man nur als misstrauisch bezeichnen, die verschränkten Arme sprachen für sich.
Und plötzlich wurde Scheich Hassan Al Abbas, dem stolzen Krieger und mächtigen Herrscher, etwas bewusst: Hier befand er sich auf dem einzigen Schlachtfeld, das er nicht siegreich verlassen würde. Hatte er wirklich so schreckliche Angst davor, sich dem Schmerz seiner Kindheit zu stellen, dass er bereit war, deshalb sein Lebensglück aufs Spiel zu setzen? Konnte er nicht wenigstens einen letzten Versuch unternehmen, um zu bekommen, wonach er sich sehnte?
„Vielleicht hast du recht“, sagte er langsam. „Ich habe dich bewusst zurückgewiesen, aber du musst mir glauben, dass ich wirklich dachte, es wäre so am besten.“
„Für wen? Für mich oder für dich?“, schoss Ella zurück. „Ich erwarte gar keine Antwort, da sie sonnenklar ist, wenn ich deinen Aktionsradius mit dem goldenen Käfig vergleiche, in dem ich gefangen bin!“
„Schuldig“, bekannte Hassan, obwohl ihm die Rolle als Mediator in seiner eigenen Ehekrise so gar nicht lag. „Und darum habe ich mir überlegt, dass es dir guttun würde, einmal hier rauszukommen.“
„Weshalb ich ja nach England zurück will.“
„Das halte ich in deinem momentanen Zustand für zu risikoreich, aber ich habe eine noch viel bessere Idee“, fügte er rasch hinzu, als er ihren störrischen Blick sah. „Mein Bruder besitzt am Rande der Serhetabat-Wüste ein traditionelles Beduinenzelt. Es ist nicht weit von hier, trotzdem fühlt man sich wie in eine andere Welt versetzt. Wir könnten dort hinfahren und ein paar Tage bleiben. Würde dir das gefallen, Ella?“
Fassungslos schaute sie in das dunkle, attraktive Gesicht ihres Mannes. Wie lange hatte sie sich nach diesem Blick und ähnlichen Worten von ihm gesehnt?
Trotz allem, was zwischen ihnen stand, war die Versuchung riesengroß. Tag und Nacht in einem Beduinenzelt zusammenzuleben, würde sie einander zwangsläufig näherbringen. Und war es nicht genau das, wovon sie immer noch heimlich träumte?
Trotzdem fragte Ella sich, was hinter diesem unerwarteten Angebot stecken mochte? Warum rückte Hassan ausgerechnet jetzt damit heraus? In dem Moment, in dem sie ihm eröffnete, dass sie nach England zurückkehren wollte?
„Ich weiß nicht …“, murmelte sie unschlüssig und schämte sich für ihre Schwäche.
Hassan beobachtete seine Frau sehr genau. Ihn überraschte weder ihr Zaudern noch der taxierende Blick aus den gletscherblauen Augen. Dies war seine Bewährungsprobe, und noch einmal zu versagen, konnte er sich nicht leisten, dann war Ella weg.
„Es ist ein wunderschöner, geradezu magischer Ort“, sagte er ruhig. „Den unglaublichen Sternenhimmel über der Wüste, in silbernen Mondschein getaucht, solltest du dir nicht entgehen lassen.“
Doch so leicht wollte Ella sich nicht einwickeln lassen. „Und danach, Hassan? Wie soll es dann weitergehen?“
Sein Hals wurde ganz trocken, als ihm bewusst wurde, dass er sie nicht mit hohlen Versprechungen abspeisen durfte. Aber er konnte einen ersten Schritt auf sie zu tun und sehen, wohin es sie beide führte, oder nicht? „Wenn du England wirklich so sehr vermisst, wie es den Anschein hat, dann musst du natürlich dorthin zurückkehren. Ich werde dich nicht davon abhalten, sondern dich und unser Kind auf jede erdenkliche Weise unterstützen.“
Ihr Herz klopfte bis zum Hals. „Du hättest keine Einwände?“
„Natürlich wäre es einfacher, ihr beide würdet hier leben, aber dazu zwingen könnte ich dich niemals. Es ist und bleibt allein deine Entscheidung.“
Frustriert schüttelte Ella den Kopf. Aussehen mochte Hassan zwar wie der heißblütige Traumprinz einer jeden Frau, doch innerlich war er kalt wie ein Eisklotz. Als hätte man es mit einem Roboter zu tun, der sich zwar bewegen, aber nichts fühlen konnte.
Ihm ist es egal, ob du gehst oder bleibst! mahnte eine kleine Stimme in ihrem Hinterkopf. Nichts hat sich in all den Wochen geändert, seit du hier bist.
Gepeinigt schloss sie die Augen und versuchte die Stimme zum Schweigen zu bringen, um nicht den letzten
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