Cinderella und der Wüstenprinz (Julia) (German Edition)
prächtigen Palast umher und fühlte sich als Eindringling, dem der widerwillige Gastgeber die Erlaubnis erteilt hatte, nach dem Ende der Party zu bleiben, so lange er wollte.
Dabei hatte sie die unsinnige Hoffnung gehegt, Hassans emotionaler Ausbruch könnte für sie beide die Chance auf einen Neuanfang bedeuten.
Aber vielleicht wollte er das gar nicht. Er benahm sich jedenfalls so, als wäre nichts geschehen. Die alten Barrieren waren wieder an ihrem Platz, nur höher und massiver denn je. Besonders nachdem Hassan ihr mitgeteilt hatte, dass Sex zwischen ihnen zukünftig kein Thema mehr sei.
„Soll das heißen, du findest mich nicht mehr attraktiv?“, hatte sie sich nicht verkneifen können, ihn zu fragen.
„Ich sage nur, dass deine Schwangerschaft inzwischen so weit fortgeschritten ist, dass ich es nicht mehr für gut halte“, lautete die kryptische Antwort.
Ella hatte sich schnell abgewandt, um ihre Tränen zu verbergen. So geriet das Vergnügen, in seinen starken Armen zu liegen, zur sehnsüchtigen Erinnerung, mit der sie versuchte, ihre einsamen Nächte auszufüllen. Immerhin zog Hassan sich nicht ganz aus ihrer Suite zurück. Ihr riesiges Bett erlaubte ihm, so viel Abstand zu seiner Frau zu halten, dass er nicht in Gefahr geriet, sie auch nur zufällig zu berühren.
Je länger dieser qualvolle Zustand anhielt, desto unwahrscheinlicher erschien es Ella, dass sich daran jemals etwas ändern könnte. Immer wenn sie spürte, wie sich die Matratze unter Hassans Gewicht senkte, hielt sie den Atem an, und wäre sie nicht inzwischen hochschwanger gewesen, hätte sie möglicherweise sogar einen weiteren Versuch unternommen, ihren widerspenstigen Ehemann zu verführen.
Aber derartig absurde Pläne waren ohnehin gegenstandslos, weil er jedes Mal, sobald sein Kopf das Kissen berührte, einschlief, während sie die halbe Nacht über an die Decke starrte und seinen tiefen Atemzügen lauschte.
Eines Morgens schlug Ella die Augen auf, sah Hassans dunkles Gesicht über sich schweben und gab sich einen glücklichen Moment der unsinnigen Hoffnung hin, er würde sie gleich küssen.
„Du siehst erschöpft aus“, stellte er sachlich fest, und Ella war froh, sich nicht soweit vergessen zu haben, sehnsuchtsvoll die Lippen zu spitzen. „Kannst du nicht schlafen?“
„Nein.“ Sie wartete darauf, dass er sie fragen würde, warum. Doch nichts geschah.
Ohnehin hätte sie kaum gewagt, ihm zu gestehen, was ihr auf dem Herzen brannte: Ich kann nicht schlafen, weil ich dich vermisse … deine Küsse, deine Berührungen, dass du mit mir schläfst … außerdem fürchte ich mich vor der Zukunft und merke, dass ich dieses Leben nicht mehr lange aushalten kann.
Aber sie würde weder jammern noch betteln. So tief wollte sie nicht sinken. Darum zwang Ella sich zu einem leichten, unverfänglichen Ton. „An ein wenig Schlafmangel ist noch keiner gestorben.“
„Nein, aber vielleicht finden du und das Baby mehr Ruhe, wenn ihr allein seid. Ich werde fortan wieder in meinem Zimmer schlafen.“
Ihr Blick flehte ihn an zu bleiben, doch Ella hätte sich eher die Zunge abgebissen als ihren Mann zu bitten, sich diesen Entschluss noch einmal zu überlegen.
Wenn überhaupt möglich, fühlte sie sich noch einsamer, nachdem Hassans wenige Habseligkeiten aus ihrer Suite verschwunden waren. Das Leben in dem prächtigen Palast, der ihr mehr und mehr wie ein goldener Käfig vorkam, erschien ihr nur noch leer und bedeutungslos.
Die Blumen erschienen ihr zu bunt und exotisch, der Himmel zu blau, und der fehlende Wechsel der Jahreszeiten, wie Ella ihn aus England gewöhnt war, trug ebenfalls dazu bei, dass sie zunehmend in eine lähmende Monotonie verfiel.
Gleichzeitig stellte sie fest, dass sie ihre Familie geradezu schmerzlich vermisste. Und zwar den ganzen verrückten Jackson-Klan! Kaum vorstellbar, dass es bereits Dezember war und sich zu Hause in London jeder auf Weihnachten vorbereitete. Wenn sie die Augen schloss, sah Ella die funkelnde Festbeleuchtung entlang der Regent Street und lange Supermarktregale voller Früchtebrot und Schokolade. Und die albernen Papierketten, auf denen ihr Vater immer bestanden hatte!
Mochte er sein, wie er wollte, aber Weihnachten hatte er schon immer geliebt und diese Begeisterung ungefiltert an seine Kinder weitergegeben.
Die sporadischen E-Mails zwischen England und Kashamak erschienen Ella plötzlich absolut unzureichend. Besonders die letzte, in der Bobby Jackson seinen dringenden Wunsch ausdrückte,
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