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Cinderella undercover

Cinderella undercover

Titel: Cinderella undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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Paps wissen und lugte vorsichtig durch den Türspalt.
    »Eine Stunde ist zwar noch nicht wirklich viel Zeit, um sich gegenseitig zu beschnuppern, aber ja, ich denke, wir kriegen das hin«, antwortete ich grinsend. »Und ich finde es total süß von dir, dass du mir meinen alten Kindheitstraum erfüllt hast.«
    Seit ich denken konnte, hatte ich mir immer einen Papagei gewünscht, um mich mit ihm unterhalten zu können. Aber Mamas Abneigung gegen alles, was unkontrolliert flatterte, sprang und flog, gepaart mit der Tatsache, dass ich auf gar keinen Fall ein Tier irgendwo einsperren wollte, hatten verhindert, dass ich jemals ein Haustier bekommen hatte.
    »Den Käfig hat er bislang ignoriert, richtig?«, fragte Paps und untersuchte das riesige Ding, das ich auf einen Tisch vor dem Fenster gestellt hatte. »Beos sind sehr eigenwillig, lassen sich nicht gern einsperren und gelten allgemein als aufmüpfige Charaktere«, dozierte ich stolz. Es war schließlich nicht jeder im Besitz eines so schönen Vogels mit schwarz-grün schillerndem Gefieder und gelbem Schnabel.
    »Schön, dass du dich freust«, lächelte Paps und setzte sich aufs Bett. »Ich habe übrigens noch eine Kleinigkeit für dich. Hier, schau mal.« Ich stand von meinem Schreibtisch auf und ging zu ihm. Aus einem Karton, den ich bis jetzt noch gar nicht bemerkt hatte, holte Paps ein klitzekleines Bäumchen hervor. »Das ist ein Ableger des Bodhi-Baums, unter dem Buddha angeblich erleuchtet wurde«, erklärte er.
    Einen kurzen Moment lang war ich etwas irritiert.
    Zuerst der exotische Vogel und nun diese Pflanze?
    »Betrachte es als eher symbolisches Geschenk. Ich dachte, dir könnte angesichts des ganzen Chaos, das ich durch unsere Patchwork-Familie verursacht habe…«
    ». . . ein wenig buddhistische Gelassenheit durchaus nicht schaden…«, vollendete ich den Satz und versuchte zu lächeln.
    Paps wusste also genau, was mit mir los war – immerhin etwas!
    Ich nahm das hübsche Bäumchen in die Hand, streichelte über seine samtweichen Blätter und hatte sofort eine Idee, wo es künftig Wurzeln schlagen könnte…
    »Aber jetzt erzähl mal, wie war die Zeit ohne mich?«, fragte Paps und sah mich erwartungsvoll an. Wie er da so saß, ganz begierig darauf zu hören, dass es mir gut ging, brachte ich es auf einmal nicht mehr übers Herz, mich über Felicia und Kristen zu beschweren.
    Vielleicht war ich auch einfach nur zu kleinkariert und erwartete für den Anfang zu viel.
    Außerdem konnte ich ihm unmöglich sagen, dass ich Stephanie immer noch nicht so recht über den Weg traute. Sie war zwar immer freundlich, besorgt und nett zu mir – aber ich fühlte trotzdem, dass ein Teil davon nur gespielt war oder zumindest nicht aus vollem Herzen kam.
    Doch was würde es bringen, wenn ich Paps davon erzählte?
    Es würde ihn nur traurig machen – und traurig waren wir beide jetzt lange genug gewesen!
    »Ach, es war alles so weit okay«, anwortete ich deshalb und erzählte stattdessen von The Famous GG und seinem tollen Atelier.
    Paps lauschte aufmerksam meinen Schwärmereien, bis der Beo-Vogel beschloss, das Regal zu verlassen und auf meinem Schoß Platz zu nehmen. »Ich glaube, er mag dich«, grinste mein Vater, aber ich hatte mich so erschrocken, dass ich einen Moment lang kaum wagte zu atmen, geschweige denn mich zu bewegen. »Was hältst du von La Perla?«, fragte ich, weil mir dieser Name spontan in den Sinn kam. Auf Sri Lanka gab es viele Perlen, das Gefieder schimmerte…
    »Du meinst die Wäschemarke? Was soll damit sein?«, fragte Paps irritiert. Ich lachte. »Nein, nicht die Dessous. Ich dachte eher daran, den Vogel so zu nennen. Ich finde, er sieht aus wie La Perla!«
    »Wenn du meinst.«
    Für einen Moment war es still im Raum.
    La Perla saß immer noch auf meinen Knien und fühlte sich dort offenbar sehr wohl. Vielleicht war der Vogel in einem früheren Leben mal ein Schoßhündchen gewesen, anders konnte man sich diese Anhänglichkeit nicht erklären.
    Ob er sich streicheln ließ?
    Als hätte La Perla meine Gedanken gelesen, legte er (oder war esam Ende eine Sie?) sein Köpfchen schief und sah mich an.
    In diesem Moment war es um mich geschehen – ich war verliebt.
    Verliebt in einen singhalesisch plappernden Beo, dessen Augen beim genauen Hinsehen unterschiedliche Farben hatten: das rechte war dunkelbraun, das linke grau.
    »Äyubövan«, sagte Paps, oder zumindest klang es so ähnlich, und sah La Perla herausfordernd an. Der öffnete seinen gelben

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