Cinderella undercover
Laura…«
»Wie jetzt: Da ist noch Laura? Was soll das heißen? Läuft die etwa noch nebenher? Oder, noch schlimmer: Du neben ihr?«
»Enrico hat gesagt, er will mit ihr Schluss machen.«
»Und wie lange ist das her?«
Ich hielt die Luft an, weil ich schon ahnte, was jetzt kommen würde.
»So drei, vier Wochen…«
»Und seit wann läuft was zwischen euch?«
»Seit seiner Grillparty.«
Ich rechnete kurz nach. Die Party war vor gut acht Wochen gewesen. »Du willst mir also sagen, dass ihr seit zwei Monaten was miteinander habt und Laura nichts davon weiß?«
Pauline schwieg. Kein gutes Zeichen.
»Wieso erzählst du mir überhaupt jetzt erst von der Sache? Vertraust du mir nicht mehr?«
»Es war mir irgendwie peinlich, weil ich ja immer behauptet habe, dass er absolut nichts für mich ist. Aber dann ist es eben doch passiert…«
Ich dachte einen Moment nach.
Meine süße, wunderbare Pauline hatte es echt nicht nötig, sich auf diese Dreiecksgeschichte mit Laura einzulassen. Hinter ihr waren haufenweise Jungs her. Sogar Daniel Petersen waren beinahe die Augen aus dem Kopf gefallen, als er sie in der Laeiszhalle gesehen hatte.
»Oh Mann, das ist ja ein schöner Mist…«, murmelte ich, weil ich genau wusste, dass es überhaupt nichts nützen würde, Paule vorzuschlagen, Enrico ein Ultimatum zu stellen.
Denn wenn jemand bis über beide Ohren verknallt war, blieb der klare Verstand ja meistens auf der Strecke!
»Da kann ich dir nur wünschen, dass der Gute sich an sein Versprechen hält. Ich drück dir die Daumen, dass du ganz bald einzig und allein die Nummer eins für ihn bist!«
Nachdem wir aufgelegt hatten, weil Paule unbedingt weiterchatten wollte, versuchte ich, mich wieder darauf zu konzentrieren, was ich eigentlich vorgehabt hatte – nämlich mich nach einem Job in unserer Gegend umzusehen.
Ich ging ins Netz und gab spaßeshalber die Stichworte »Aushilfsjobs« und »Hamburg« ein. Es sah ganz so aus, als könnte ich momentan zwischen Regaleauffüllen, Kassieren, Boutiquejobs und Kellnern wählen.
Dass ich in keinem dieser Bereiche Erfahrung hatte, würde hoffentlich kein Hindernis darstellen.
Die Aussicht darauf, in GGs Atelier zu malen und mir eventuell sogar einen guten Zeichenlehrer leisten zu können, beflügelte mich dermaßen, dass ich sofort anfing, die Rubrik »Kellnern« zu durchsuchen.
Nach diversen Jobangeboten in Stadtteilen, die so weit weg waren, dass ich unverhältnismäßig lange unterwegs gewesen wäre, fiel mein Blick auf eine Anzeige des Bistros »Erste Liebe«.
Wieso kam mir dieser Name bloß so bekannt vor?
Dann fiel mein Blick auf die Adresse und ich musste laut lachen: Das war das Bistro im Erdgeschoss des Nachbarhauses, das Felicia so supischööööön fand.
Auch wenn das an sich ein Grund gewesen wäre, gerade deshalb nicht dorthin zu gehen, beschloss ich, eine Cola zu trinken und mir den Laden mal anzuschauen. Danach konnte ich immer noch entscheiden, ob ich mich dort bewerben wollte.
Als ich das Café wenige Minuten später betrat, musste ich Felicia sofort recht geben. Ein Dielenboden, schlichte Holzmöbel, hohe Decken und fein gedrechselte Säulen waren eigentlich nichts Außergewöhnliches. Aber ich war sofort gefangen von den Fotografien an den Wänden, die Arbeiten eines Street-Art-Künstlers zeigten und dem Bistro einen besonders coolen und individuellen Look gaben. Rechts neben dem langen Bartresen standen drei Fernseher im Retro-Look, auf denen Surfer-Videos liefen. Das war genau mein Style!
Ich setzte mich an den letzten der drei Holztische, denn die Barhocker an den großen Fenstern mit Blick auf das Alsterfleet waren natürlich alle schon belegt.
Schmunzelnd musterte ich das Logo, das draußen angebracht war und das ich nur spiegelverkehrt lesen konnte:
Die erste Liebe vergisst man nicht
Kurz nachdem ich bestellt hatte, ging erneut die Tür auf und ich fiel fast vom Stuhl, als ich erkannte, wer hereinkam: Daniel! Zusammen mit einem anderen, sehr gut aussehenden Typen.
Die beiden wurden von der süßen Kellnerin sofort mit einem lautstarken »Daniel, Luc, da seid ihr ja!« begrüßt, woraus ich schloss, dass die beiden hier so etwas wie Stammgäste waren.
Mit dieser Erkenntnis im Hinterkopf beschloss ich, mein Glück zu versuchen und mich wirklich um den Job hier zu bewerben.
Da ich vermeiden wollte, dass Daniel mich sah (am Ende hielt er mich noch für eine Stalkerin oder so was), versteckte ich mich hinter der ZEIT, die zum Glück so groß
Weitere Kostenlose Bücher