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Cinderella undercover

Cinderella undercover

Titel: Cinderella undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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Flur auf und ab, um herauszufinden, woher die Geräusche kamen.
    Dann hörte ich etwas, das wie Safety instructions klang.
    War Kristen etwa doch zu Hause und übte für ihren Flugbegleiter-Kurs? Aber wieso hörte ich dann auch eine männliche Stimme? Hatte sie etwa einen elektronischen Sprachkurs laufen?
    Der vermeintliche Sprachkurs war in der Tat männlich, sah ein bisschen aus wie Harry Potter (allerdings älter) und musste offenbar auf die Toilette.
    Kurz vor dem Gästebad kollidierte ich mit ihm und stieß vor Schreck einen spitzen Schrei aus.
    Harry Potter ging es nicht viel besser, auch er zuckte zusammen.
    Anscheinend musste er wirklich sehr dringend, denn sein Gürtel war offen und sein Hemd hing ihm unordentlich aus der Hose.
    Hinter ihm tauchte Kristen auf, mit weit aufgerissenen Augen und nach allen Seiten abstehenden Haaren. »Aber Adrien, was ist denn los?«, rief sie, bevor sie dann auch anfing zu kreischen.
    Das Ganze hatte was von saublöder Boulevardkomödie.
    Ich fing mich als Erste und sagte: »Hallo, ich bin Cynthia.« Danach verzog ich mich ins Bad und versuchte, so zu tun, als hätte ich meine Stiefschwester nicht gerade dabei erwischt, wie sie mit ihrem Englisch-Nachhilfelehrer alles andere machte, als Vokabeln zu pauken. Ich musste lachen, weil der Begriff Safety instructions in Zusammenhang mit einer wilden Knutscherei plötzlich eine völlig neue Bedeutung bekommen hatte…
    Während ich mir die Haare hochsteckte und kunstvoll einige Strähnchen herauszog, gluckste ich weiter vor mich hin.
    Harry/Adrien Potter war wirklich nicht gerade ein Adonis.
    Aber wie hieß es doch so schön: Wo die Liebe hinfällt…
    »Du kannst es wohl kaum erwarten, hier anzufangen«, lachte meine künftige Kollegin Holly, nachdem ich über die Türschwelle gestolpert war und sie dabei beinahe mit umgerissen hätte. Zum Glück konnte sie sich und ihr schwer beladenes Tablett gerade noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. »Sorry«, stammelte ich, bekam sofort einen knallroten Kopf. Reflexartig sah ich mich um, ob Daniel oder Luc Zeugen meines peinlichen Auftritts gewesen waren, aber keiner von beiden war da.
    »Na dann wollen wir mal«, sagte Holly, nachdem sie ihre Gäste bedient hatte, und stemmte die Hände in die Hüften.
    Die nächsten Stunden war ich damit beschäftigt, mich in die Geheimnisse der Kasse, der gigantischen Kaffeemaschine und der Spezialitäten einweihen zu lassen. Schon nach kurzer Zeit schwirrte mir der Kopf, doch ich war fest entschlossen, nicht aufzugeben.
    Soooo schwer konnte das ja auch wieder nicht sein.
    Das Wichtigste war anscheinend, die Nerven zu behalten und immer freundlich zu bleiben, egal wie mäkelig ein Gast gerade drauf war. Am Ende der Schicht hatte ich dicke, runde Füße, einen verspannten Nacken und sehnte mich nach einem ausgiebigen Schaumbad. In meinem Kopf wirbelten Zahlenkolonnen, Kaffeesorten (warum zum Teufel gab es mittlerweile so viele davon?) und die Namen der anderen Service- beziehungsweise Küchenkräfte durcheinander. »Das wird schon«, lächelte Holly aufmunternd, als ich kurz nach acht Uhr todmüde nach draußen stolperte. Dort empfing mich ein Schwall kalter Luft und Nieselregen. »Für dein erstes Mal hast du dich wirklich wacker geschlagen!« Nachdem sie mir meinen Lohn und zehn Euro Tip-Anteil in die Hand gedrückt hatte, war ich trotz Müdigkeit richtig stolz.
    Mein erstes selbst verdientes Geld, von einigen Mini-Jobs bei Paps oder gelegentlichem Babysitten mal abgesehen.
    Zu Hause saßen alle um den Esstisch versammelt und warteten offenbar auf mich. Doch anstatt mich zu fragen, wie mein erster Arbeitstag war, verkündete Stephanie, dass sie eine Idee habe, und machte dabei ein furchtbar wichtiges Gesicht. »Ich habe nachgedacht«, begann sie und ich war echt gespannt, was jetzt kommen würde. Hatte ihre Ansprache irgendetwas mit dem Besuch von Harry Potter zu tun? Auch Paps guckte ziemlich ernst, räusperte sich und hatte mal wieder diese hektischen roten Flecken am Hals. Oh, oh…
    »Seitdem wir hier wohnen, habe ich mir Gedanken über die Form unseres Zusammenlebens gemacht. Dabei ist mir aufgefallen, dass wir alle nur nebeneinanderher leben. Jeder ist mit sich selbst beschäftigt, macht seine Sachen und versucht, den anderen aus dem Weg zu gehen. Das alles erinnert eher an eine WG als an eine Familie. Und deshalb haben Thomas und ich uns überlegt, dass wir in Zukunft an einem festen Tag in der Woche zusammen zu Abend essen und danach gemeinsam

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