Cinderella undercover
stellen. Paps setzte sich auf Mamas Küchenbank und schaute mir zu, während ich Knoblauch und frischen Ingwer klein hackte. »Die Parkplatzsituation wird hier echt immer schlimmer. Ich musste zehn Mal um den Block fahren, bis ich endlich was gefunden hatte«, stöhnte er. Ich hörte ihm kaum zu, weil ich nämlich gerade ganz andere Probleme hatte. Mit aller Macht versuchte ich, das Bild von Felicia und Daniel zu verdrängen – mit eher mäßigem Erfolg.
»Wieso ist das mit den Parkplätzen denn auf einmal so schwierig?«, fragte ich, nur halb bei der Sache, und öffnete eine Dose Kokosmilch. Paps lockerte seine Krawatte, streckte die Beine aus und sah aus, als bräuchte er dringend ein Bier. »Hinter der Admiralitätsstraße reißen sie gerade die halbe City auf. Keine Ahnung, was da wieder alles gebaut werden soll. Mittlerweile gibt es kaum noch einen Flecken in dieser Stadt, an dem kein Kran steht oder der nicht von Bauzäunen eingeschlossen ist.«
Bauzäune????!!!???
»Wo genau ist das denn?«, fragte ich und versuchte, möglichst unbeteiligt zu wirken.
Bauzäune sind wunderbare Flächen, um darauf zu sprayen oder zu malen…
Paps murmelte irgendetwas von »Richtung Michel« und wurde von Kristen und Stephanie unterbrochen, die die restlichen Utensilien für das gemeinsame Abendessen besorgt hatten. »Als Nachtisch gibt es Mango-Lassi«, verkündete Stephanie und ich war für einen Moment irritiert. »Aber das ist doch ein Getränk, kein Dessert«, protestierte ich, weil ich auf etwas wie Halwa, Kokosschnitten oder Gulab Jamun gehofft hatte.
»Weißt du, wie viele Kalorien Mango-Lassi hat?«, fragte Kristen empört.
»Keine Ahnung, sag’s mir!«
»Dreihundertachtzig!«
»So, jetzt ist aber Schluss hier«, schimpfte Stephanie und räumte Lassi und Reita in den Kühlschrank und legte indisches Papadam in den Brotkorb. »Wir wollen diesen Abend doch genießen, oder nicht? Schade übrigens, dass Felicia nicht kann, ich hätte sie wirklich gern dabeigehabt. Thomas, was sind das da eigentlich für Briefe auf dem Tisch?«
Paps drehte den ersten der drei identisch aussehenden, edlen Umschläge um: »Die sind alle drei von Petersen & Lachmann, adressiert an Cynthia, Kristen und Felicia.«
»An mich?«, schrie ich beinahe hysterisch, riss Paps das Kuvert aus der Hand und kassierte dafür ein Grinsen von Kristen.
Persönliche Einladung zum dreitägigen CLC-Festival
Vom 6. bis 8. Dezember
mit anschließender Preisverleihung und
Abschlussball.
Um Abendgarderobe wird gebeten.
»Juhu, ich bin zum CLC-Ball eingeladen«, kreischte ich und hüpfte in der Küche herum, ohne darüber nachzudenken, dass ich gerade nicht allein war. »Na, da freut sich aber jemand«, lächelte Paps, stand auf und begutachtete meine bisherigen Vorbereitungen. »Essen wir heute Abend nur Linsen und dieses Lassi-Zeug?«, fragte er und machte ein enttäuschtes Gesicht. »Hast du Angst zu verhungern, mein Schatz?«, entgegnete Stephanie mitleidig und ich verdrehte die Augen. Paps hatte ganz schön zugenommen, seit wir hier wohnten. Es bestand also überhaupt kein Anlass zur Sorge, dass er vom Fleisch fallen könnte. »Ich werde dir Scampi dazu braten«, beruhigte sie ihn und ich machte mich seufzend daran, erst die Linsen einzuweichen und anschließend Kokoschips goldbraun zu rösten. Während meine Hand den Griff der Pfanne umklammerte, überkamen mich böse Fantasien: Ich hatte nicht übel Lust, bei dem Sport-Dingsbums aufzutauchen und den beiden mit diesem schweren Teil eins überzubraten.
Dass Felicia in dieser Nacht bis zwei Uhr morgens nicht wieder auftauchte, machte die Sache nicht unbedingt besser…
»Fehlt da nicht jemand?«, fragte ich, als wir uns alle am nächsten Morgen schlaftrunken am Frühstückstisch trafen. Alle – bis auf Felicia. »Sie ist bestimmt schon früh aufgestanden, um ins Studio zu gehen. Auf solchen Events läuft man ja meist Gefahr, viel zu viel zu essen, das will sie sich bestimmt gleich wieder abtrainieren«, mutmaßte Stephanie und gähnte herzhaft. »Deine Linsen waren übrigens ausgesprochen köstlich«, schwärmte sie und lächelte mich an, während Paps sich morgenmuffelig hinter dem Hamburger Abendblatt verschanzte. Mechanisch antwortete ich: »Danke für das Kompliment«, und überlegte gleichzeitig, unter welchem Vorwand ich mich in Felicias Zimmer schleichen und überprüfen konnte, ob sie diese Nacht überhaupt in ihrem eigenen Bett verbracht hatte. Irgendwie glaubte ich nicht so recht an die
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