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Cinderella undercover

Cinderella undercover

Titel: Cinderella undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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»Darf ich ihn mal anfassen?«
    Als ich nickte, fuhr sie mit einem Finger zaghaft und behutsam über La Perlas Federn, der die unerwartete Streicheleinheit und die Aufmerksamkeit sichtlich genoss.
    »Ich würde sagen, du hast einen Freund fürs Leben gefunden«, sagte ich, um sie wieder auf andere Gedanken zu bringen. Dann sammelte ich all die Taschentücher vom Boden auf, die Kristen vollgeweint hatte.
    »Das war wirklich lieb von dir«, bedankte sie sich und stand vom Bett auf. »Es tut mir leid, dass ich mich anfangs so blöd benommen habe. Aber ich hatte Angst davor, wie es werden würde, wenn wir alle hier zusammenwohnen. Und ich hatte Angst, dass dein Vater den Platz im Herzen meiner Mutter einnimmt, der eigentlich Papa gehört.«
    »Schon okay, ich kann dich verstehen, ging mir ja nicht anders«, antwortete ich. »Aber eins sag ich dir: Wenn du weiterhin meine Süßigkeiten klaust, gibt’s Ärger!«
    Kristen grinste, als sie zur Tür ging.
    La Perla schmetterte; »Verstanden, verstanden«, und ich versuchte wieder, so gut es ging, mich auf die morgige Mathe-Arbeit zu konzentrieren.
    Doch ich kam nicht besonders weit, weil mein Handy klingelte und ein ziemlich aufgekratzter GG mir einen Vorschlag machte: »Was hältst du davon, wenn wir demnächst mal nachts losziehen und ein bisschen die Stadt verschönern?«
    Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, was Gernot damit meinte. Vor Aufregung hielt ich die Luft an: »Du meinst also, wir sollen… aber ist das denn nicht viel zu gefährlich?«
    »Nur wenn man so blöd ist, sich von den Bullen erwischen zu lassen. Also Liebchen: Denk dir schon mal einen Künstlernamen aus. Deinen badge hast du ja schon – den knallroten Stern mit den pinken Engelsflügeln. Ich verspreche dir auch, Schmiere zu stehen und auf dich aufzupassen!«
    Als ich aufgelegt hatte, schnappte ich mir sofort mein Buch über Street-Art und sah im Glossar nach, was badge hieß: Es war der Begriff, den die Szene für Erkennungs- oder Markenzeichen benutzte.
    Was Daniel wohl dazu sagen würde, wenn er wüsste, dass ich demnächst auf den Spuren seines Lieblingskünstlers Banksy durch das nächtliche Hamburg geistern würde?

20.
    »Flieg in dein Zimmer, du machst mich ganz nervös«, schimpfte ich, weil La Perla permanent um mich herumflatterte, während ich mit Schweißperlen auf der Stirn versuchte, Leopolds indisches Linsengericht nachzukochen.
    Nehmen Sie für vier Personen 300 ml Gemüsebrühe stand da. Ich begann zu rechnen. Wenn ich für vier Personen dreihundert Milliliter brauchte, wie viel benötigte ich dann für fünf? Das hier hörte sich verdächtig nach Textaufgabe an. Die hatte ich schon früher nie gelöst gekriegt. War das nicht ein Fall für den klassischen Dreisatz?
    Und wieso hatte ich eigentlich so spät erst bemerkt, dass das Rezept auf die falsche Personenanzahl angelegt war?
    Am besten ich versuchte erst einmal, dreihundert durch vier zu teilen und das Ergebnis dann mal fünf zu nehmen.
    Oder war es genau umgekehrt?
    »Kristen«, brüllte ich mit letzter Kraft, in der Hoffnung, dass sie mir helfen konnte. »Wieso seid ihr beide eigentlich seit Neuestem so dicke miteinander?«, fragte Felicia, die gerade provokant lässig in die Küche geschlendert kam und aussah, als wolle sie gleich zu einer Preisverleihung oder einem ähnlich glamourösen Event. »Na ja, auch egal! Ich wollte nur kurz Bescheid geben, dass ich heute Abend nicht mit euch essen kann. Daniel und ich müssen zu so einer Sport-Veranstaltung. Das hatte ich total vergessen. Und übrigens muss ich dich leider korrigieren, was deine Einschätzung betrifft: Linsen haben verdammt viele Kalorien!« Damit ließ sie mich einfach stehen und rauschte davon.
    Es dauerte einen Moment, bis ich begriffen hatte, was da gerade passiert war.
    Felicia ging an unserem gesetzlich festgelegten Familienabend zu einem Sport-Event?
    MIT DANIEL?????????!!!!!!!!!!!!!!?????????????????
    Ich schnappte nach Luft und versuchte, meinen Puls unter Kontrolle zu bringen. Das einzig Positive an dieser Mega-Katastrophe war:
    a) Ich musste Felicias Anwesenheit nicht ertragen und
b) ich ersparte mir das mühsame Umrechnen der Zutaten.
    »Alles klar bei dir, Cynni-Maus?«, fragte mein Vater, der in diesem Moment in die Küche kam und drei Briefumschläge auf den Tisch legte. Er sah ziemlich müde und gestresst aus. »Ja, alles gut so weit«, murmelte ich und machte mich daran, die notwendigen Zutaten für den Linseneintopf auf die Arbeitsplatte zu

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