Cinderella undercover
zersprangen. »Deine Mutter und ich sind bereit, die Hälfte dazuzugeben und dir auch noch diese sündhaft teure Handtasche zu schenken, die du seit drei Wochen unbedingt haben willst. Außerdem sponsern wir deine Party. Aber das ist dann auch mehr als genug. Wenn du ohne dieses Ding nicht leben kannst, wirst du die andere Hälfte eben selbst bezahlen müssen.«
Hui, Paps schien ja mächtig sauer zu sein. Hihi.
»Wann hast du denn Geburtstag?«, fragte ich scheinheilig, auch wenn mich das eigentlich nicht die Bohne interessierte. Von mir würde sie jedenfalls weder ein Geschenk bekommen, noch würde ich ihr einen Kuchen backen. Sie konnte froh sein, wenn sie einen Glückwunsch von mir zu hören bekam.
Aber auch das musste ich mir noch sehr gut überlegen.
Felicia zog ihre Augenbrauen in schwindelerregende Höhen und strafte mich mit einem Blick voller Verachtung. »Heute in zwei Wochen«, antwortete sie spitz. »Aber ich habe schlechte Nachrichten für dich: Du bist NICHT zu meiner Party eingeladen!«
»Und ich habe schlechte für dich: Das ist mir vollkommen egal, denn ich wäre sowieso nicht gekommen. Für kein Geld der Welt!«
»Was ist denn hier los?«, fragte Stephanie und blickte entsetzt in die Runde. »Kleine familiäre Differenzen«, entgegnete Felicia schnippisch und stolzierte hoch erhobenen Hauptes aus dem Raum. »Wärst du bitte so freundlich, diesmal dein Geschirr mit in die Küche zu nehmen und selbst in die Spülmaschine zu stellen?«, rief Paps ihr hinterher und ich hätte ihn küssen können. Endlich war ich nicht mehr die Einzige, die sich über dieses divenhafte Gehabe beschwerte. Wie hatten die Wolters das eigentlich vorher gemacht? Hatten sie ein Dienstmädchen gehabt, das ihnen alles hinterhertrug? Wohl kaum… »Lass sie Thomas, ich mach das gleich«, versuchte Stephanie, Paps zu besänftigen, und legte ihre Hand auf seinen Arm. »Sie macht zurzeit gerade eine schwere Phase durch. Das Abi, die Bewerbung für den Studienplatz, das viele Jobben, der Sport…«
Ich war kurz davor, mich auf Stephanies Orientteppich zu übergeben. Glaubte die Frau eigentlich selbst an das, was sie sagte? »Cynni-Maus, was hältst du von einem kleinen Spaziergang mit deinem Vater?«, fragte Paps, anstatt auf Stephanies Klagelied über die ach so überforderten Felicia einzugehen. »Sobald ich fertig gefrühstückt habe, gern!«
Als wir zwanzig Minuten später am Hafen angelangt waren und die einlaufenden Schiffe beobachteten, fiel mir plötzlich etwas ein: Hatte Daniel nicht neulich gesagt, dass seine Freundin bald Geburtstag habe?
»Wie würdest du den Zeitbegriff ›bald‹ definieren, Paps?«, fragte ich mit klopfendem Herzen und zog den Mantel enger um mich. Von einem Moment auf den anderen war mir kalt geworden. »Keine Ahnung«, antwortete mein Vater und schaute gedankenverloren in die Ferne. »Irgendwas zwischen ein und zwei Wochen, würde ich sagen, warum fragst du?«
23.
Ich konnte es immer noch nicht fassen: Endlich, endlich hatte ich mal eine bessere Note in Mathe! Zwar keine Drei, was absolut grandios gewesen wäre, aber eine Vier war ja für den Anfang gar nicht mal so schlecht.
Zumindest eine Sache läuft nach Plan, dachte ich seufzend, als ich die Tür zur »Ersten Liebe« aufstieß und dort wie immer auf die üblichen Verdächtigen traf: Daniel, Luc, Felicia und irgendein Typ, den ich nicht kannte. Sofort schlug meine Laune ins absolute Gegenteil um und ich wurde stinksauer. Von wegen arme, völlig überforderte Felicia, die gerade eine schwierige Phase durchmachte. Wenn Im-Café-Sitzen und Mit-Jungs-Flirten so schwierig war, wünschte ich mir in Zukunft eine Welt VOLLER Schwierigkeiten. Felicia schien bester Laune zu sein, lachte mal wieder über jede Kleinigkeit, zwirbelte sich eine ihrer glänzenden Haarsträhnen um den Finger und trug heute einen nudefarbenen Lipgloss, den ich noch nie an ihr gesehen hatte. Dummerweise stand er ihr auch noch. Als sie sich zum ungefähr hundertsten Mal aufreizend über die Lippen leckte, zog sich alles in mir zusammen.
Während Holly und ich im Akkord Cappuccino schäumten, brodelte es weiter in mir. Jetzt wusste ich noch besser, wie es für Pauline gewesen sein musste, mit Enrico und Laura denselben Tanzkurs zu besuchen. Daniel und Felicia zusammen zu sehen, war genauso schlimm. »Kann ich noch was bei dir bestellen?«, rief Luc quer durch das Bistro und ich hatte im selben Moment eine Idee… »Na klar«, antwortete ich und schenkte Luc mein
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