Cinderella undercover
wollte ich immer schon mal machen. Aber man kann ja schlecht beim Intendanten des Schauspielhauses anklopfen und sagen: ›Hallo, ich bin Cynthia und würde gern mal bei einer Probe Mäuschen spielen…‹«
»Genau und deshalb ist es auch Schicksal, dass wir uns über den Weg gelaufen sind«, bestätigte Luc, der sich mit einer großen Thermoskanne und Bechern zu uns gesellte. Bildete ich mir das nur ein oder hatte er mir gerade wirklich besonders lange in die Augen geschaut? »Ich würde vorschlagen, wir trinken jetzt erst einen Kaffee, atmen ein paar Mal tief durch und dann geht’s weiter. In einer halben Stunde kommen die beiden anderen Darsteller, bis dahin sollte der Monolog sitzen.«
»Das war so cool, das kannst du dir gar nicht vorstellen«, schwärmte ich, als ich auf dem Nachhauseweg GG vom Handy aus anrief. »Vielleicht kannst du ja mal irgendwann Kostüme für eine von Lucs Inszenierungen nähen«, schwelgte ich in Zukunftsfantasien, doch GG gab sich unbeeindruckt: »Immer langsam, Liebchen! Im Moment hab ich ganz andere Sorgen.«
»Was denn für Sorgen?«, fragte ich erschrocken.
»Ich habe mich die ganze Nacht schlaflos herumgewälzt und überlegt, ob ich mich für die deutsche Version von Project Runway bewerben soll.«
Mein Gehirn fing an zu rattern, als ich den Namen hörte… »Ist das nicht diese amerikanische Sendung, in der Heidi Klum und eine Jury aus der Modebranche Designs bewerten?«, fragte ich aufgeregt.
»Ja, genau die«, antwortete Gernot. »Sie wollen das Format jetzt auch in Deutschland laufen lassen und bieten dem Gewinner der Staffel einen Vertrag als Chef-Designer eines neuen Modelabels. Das Ganze wird natürlich massiv gesponsert und beworben und das Siegerstück jeder einzelnen Folge wird von einem bekannten Versender produziert und über dessen Katalog verkauft.« Ich wusste erst mal nicht, was ich sagen sollte. Irgendetwas an dieser Geschichte fühlte sich nicht so ganz stimmig an. »Gedreht wird in Berlin und man muss sich verpflichten, ungefähr drei Monate zu Verfügung zu stehen«, ergänzte GG.
»Aber was wird dann aus The-Famous-GG-Designs und deiner geplanten Sommerkollektion?«
»Die würde ich versuchen, parallel zu produzieren. Überleg mal, was das für eine Chance wäre: Millionen von Zuschauern würden Woche für Woche sehen, was für tolle Klamotten ich entwerfe. Und selbst wenn ich bei der Sache nicht gewinnen sollte, kennt dann zumindest jeder meinen Namen…«
»Mit dem du dann aber garantiert nicht mehr werben kannst«, fügte ich ziemlich gnadenlos hinzu. »Das läuft doch bestimmt genauso wie bei allen anderen Casting-Shows auch. Willst du dir das wirklich antun? Bei deinem Talent hast du das doch gar nicht nötig.« Und dann kam mir noch eine Idee: »Warum meldest du dich nicht lieber für das CLC-Festival an? Wenn du da gewinnst, bekommst du dreißigtausend Euro Preisgeld. Das wäre doch eine super Finanzspritze.«
»Die Anmeldefrist ist aber seit zwei Monaten abgelaufen«, wandte GG ein. »Und schlag jetzt bloß nicht vor, dass du bei Daniel nachfragen könntest, ob die für mich eine Ausnahme machen. Das will ich wirklich nicht. Außerdem kann ich da immer noch nächstes Jahr mitmachen.«
»Okay, okay, ich hab’s kapiert. Aber falls du Wert auf meine Meinung legen solltest, würde ich dir davon abraten. Echte Qualität setzt sich auf anderen Wegen durch. Vertrau doch lieber auf unsere tolle Kampagne. Apropos: Hast du Lust, morgen Nacht mit mir mein Viertel ein bisschen zu verschönern?«
»Sorry, Liebchen, aber ich fahre morgen Nachmittag nach Berlin, um mich mit einem Redakteur dieser Sendung zu treffen. Er ist der Freund eines Freundes und wird mir bestimmt eine ehrliche Einschätzung geben, ob sich die ganze Geschichte für mich überhaupt lohnt. Ich will ihm meine Arbeiten zeigen und dann sehen wir weiter…«
Ein wenig enttäuscht legte ich auf. Mit wem sollte ich denn dann morgen Nacht losziehen? Louisa und Paule hatten mir ihre Meinung dazu mehr als deutlich gesagt, GG hatte keine Zeit und jemand anderes wollte ich in mein Geheimnis nicht einweihen.
»Alle ausgeflogen. Alle ausgeflogen«, begrüßte La Perla mich fröhlich plappernd im Flur, als ich die Tür aufschloss. Da fiel mir wieder ein, dass Paps und Stephanie bei einem befreundeten Ehepaar eingeladen waren, Kristen übers Wochenende eine Freundin in München besuchte und Felicia bis Samstag an einem Trainer-Workshop teilnahm. Also hatte ich zum ersten Mal, seit ich hier
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