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Cinderella undercover

Cinderella undercover

Titel: Cinderella undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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entdeckte, dass es im Bezirksamt Nord sogar eine eigene Zentralstelle für dieses Delikt gab. Dort konnte man jeden anzeigen, der gesetzwidrig gehandelt und unerlaubt etwas auf Hamburgs Plakat- oder Häuserwände geklebt hatte. Demnach musste man nicht nur darauf aufpassen, nicht von der Polizei erwischt zu werden, sondern auch, dass man keinem in die Quere kam, der Spaß daran hatte, sich als Ordnungshüter aufzuspielen.
    Na toll!
    Unterm Strich hieß das, dass ich auf gar keinen Fall alleine losziehen durfte, sondern immer jemanden brauchte, der Schmiere stand.
    »Was hast du Samstagnacht vor?«, fragte ich Paule, die gerade von einer Ballettprobe zurückgekommen war und ziemlich aufgekratzt wirkte. Sie war so energiegeladen, dass der Funke sogar durch den Hörer auf mich übersprang.
    »Bislang noch nichts, aber das ändert sich hoffentlich bald«, antwortete sie geheimnisvoll kichernd. »Das ist gut, denn ich wüsste was, das machst du garantiert nicht alle Tage. Es ist genau genommen ein Abenteuer – und ich hätte dich gern dabei.« So, nun war es raus.
    »Sag jetzt bitte nicht, dass du mich zu einer von diesen illegalen Aktionen mitschleppen willst, denn da mache ich nicht mit«, erwiderte Paule und klang auf einmal gar nicht mehr so lustig. »Hat dir Louisa nicht ausführlich erklärt, was ihr dabei alles riskiert? Man kann dafür in den Knast wandern, ist euch das überhaupt klar?«
    »Wir wandern aber nicht in den Knast, wenn wir nicht erwischt werden. Und deshalb brauchen wir jemand, der aufpasst und die Augen offen hält«, antwortete ich trotzig. »Aber ich will dich zu nichts überreden, wenn du ein ungutes Gefühl dabei hast. Ich dachte nur, es würde dir vielleicht auch Spaß machen, mal etwas zu tun, das ein bisschen außergewöhnlich und aufregend ist. Schließlich sind wir sonst immer so brav.«
    »Danke, aber ich finde mein Leben gerade aufregend genug. Ich weiß immer noch nicht, ob Leopold auf Männer oder Frauen steht…«
    Keine Ahnung, warum, aber ich wurde plötzlich sauer. Musste sich die Welt immer nur um Männer drehen? Es gab doch schließlich auch noch andere Themen im Leben.
    »Dann ruf halt GG an oder frag Leopold am besten selbst«, antwortete ich so patzig, dass ich es sofort bereute.

24.
    Ein wenig aus der Puste, weil Koi-Karpfen-Tobi die Mathe-Nachhilfe gnadenlos überzogen hatte, bog ich am Freitag in die Admiralitätsstraße ein und klingelte an der Tür des Fleettheaters. »Hey, da bist du ja endlich«, begrüßte Luc mich, legte den Finger an die Lippen und lotste mich in den Zuschauerraum. Es herrschte totale Dunkelheit, nur die Bühne war erleuchtet. »Setz dich da vorne hin, neben Ben«, flüsterte er. Auch Ben schien sich zu freuen, mich zu sehen, und küsste mich links und rechts auf die Wange. Luc selbst setzte sich wieder mittig in die erste Reihe und verfolgte weiter kritisch das Geschehen. Die Schauspielerin – ich nahm an, dass sie Muffin, die Hauptfigur von Killing Road, darstellte – proklamierte gerade einen Monolog über das Thema Einsamkeit. Dabei sah sie ihrer Rolle gemäß in der durchlöcherten Wollstrumpfhose, den dunkel geschminkten Augen, dem verschmierten Lippenstift und den Rattenzöpfen wirklich erbärmlich aus. »Halt, stopp, so geht das nicht«, unterbrach Luc die Darbietung plötzlich und ging zu Daniela auf die Bühne. »Sorry, aber deine Figur ist mir momentan noch zu holzschnittartig, ich kann sie nicht fühlen. Du spielst total kopflastig, aber das muss hier rauskommen!« Bei diesen Worten deutete er auf Muffins/Danielas Bauch. Hui, wer hätte gedacht, dass Luc so streng sein konnte?
    Während Daniela den Monolog wiederholte, begannen sich meine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen und ich entdeckte vier weitere Zuschauer. »Das sind Nina, unsere Dramaturgin, Cleo, zuständig für Hair-Styling und Kostüme, Nic, der Beleuchter, und Frank, der Bühnenbildner«, erklärte Ben, nachdem Luc eine Pause angeordnet hatte, weil Daniela durch die Kritik ins Stocken geraten war.
    »Ich bin Cynthia«, stellte ich mich vor und schüttelte allen nacheinander die Hand. Die vier waren total offen und nett und wir kamen schnell ins Gespräch. »Guckst du heute nur mal so zu oder hast du auch eine besondere Rolle bei dem Ganzen hier?«, fragte mich Nina. »Ich interessiere mich für alles, was mit Kunst und Kultur zu tun hat, und kenne Luc aus der ›Ersten Liebe‹«, antwortete ich. »Er hat mich eingeladen, euch mal über die Schulter zu schauen. So was

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