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Cinderella undercover

Cinderella undercover

Titel: Cinderella undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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mein badge, der pinkrote Flügel-Stern. »Das sieht total krass aus«, lobte GG mich und begann, wie wild zu fotografieren. Der Kamerablitz erhellte die ansonsten dunkle Nebenstraße und mir wurde von Minute zu Minute mulmiger. Trotzdem wollte ich nicht aufgeben.
    Also wiederholten wir die ganze Sache – allerdings in anderen Farbtönen – auf einer Litfaßsäule, auf dem Gehweg und auf einer weiß lackierten Parkbank an der Alster. »Da bekommt man ja den Total-Flash«, japste ich begeistert und hätte ewig so weitermachen können.
    Bis wie aus dem Nichts der Kegel eines Scheinwerfers auftauchte und sich uns langsam näherte. »Shit, schnell weg hier!«, zischte GG und wir schnappten uns die Räder. Hundert Meter weiter hielten wir keuchend hinter einer Baumgruppe an, um herauszufinden, wer oder was uns verscheucht hatte. »Ich fass es nicht, wer macht denn so was?«, fragte GG, als wir erkannten, dass die vermeintliche Polizei in Wirklichkeit ein nächtlicher Jogger mit Head light war.
    »Das ist wirklich total krank«, murmelte ich, heilfroh, keine Handschellen umgelegt bekommen zu haben.
    Gegen fünf Uhr kamen wir wieder beim Atelier an und ließen uns vollkommen erschöpft, aber total glücklich auf das teure Bocca-Sofa sinken. Dann sahen wir uns die Fotos an, die Gernot geknipst hatte. »Also, wenn das keine tolle Werbung für deine Kollektion ist, weiß ich auch nicht«, freute ich mich und betrachtete ganz verliebt mein Sprayer-badge und meine schönen Motive.
    »Ja, die sehen alle wirklich total super aus. Aber eins fehlt noch, Liebchen«, wandte GG ein und drehte an seinem Kreuz-Ohrring. »Du hast immer noch keinen Künstlernamen. Unter den nächsten Bildern will ich eine Signatur sehen, ist das klar?!?« Anstelle einer Antwort legte ich meine Hand an die Stirn und tat so, als würde ich salutieren.
    Als ich um kurz nach sechs in meinem Bett lag, wälzte ich mich schlaflos hin und her, weil ich immer noch so aufgekratzt war. Leider fiel mir kein einziger Name ein, der dazu geeignet war, mein Künstlername zu werden. Als hätte La Perla gespürt, dass ich wieder da war, kam er aus seinem Käfig geflattert und setzte sich zu mir auf die Daunendecke. »Rucke di guh, Blut ist im Schuh!«, rief er fröhlich und da hatte ich eine Idee: Ich würde meine Bilder mit AP für Aschenputtel unterzeichen. Die Free-your-mind–Kampagne stand ja unter dem Motto Verwandlung – Metamorphose. Und man konnte schließlich schon behaupten, dass diese Märchenfigur eine mehr als beeindruckende Wandlung hingelegt hatte: von der unterdrückten, staubwischenden Küchenmagd zur strahlenden, vom Königssohn persönlich erwählten Prinzessin!
    »Hallo, hörst du mich? Aufwachen! Es ist Zeit fürs Frühstück, wir warten schon alle auf dich!«
    Stöhn, wo kam denn auf einmal diese Nervstimme her?
    Konnte man denn nicht einmal in Ruhe ausschlafen?
    »Wenn man dich so sieht, könnte man glatt glauben, du hättest heimlich die Nacht durchgemacht«, ertönte es direkt neben meinem Ohr. Ich schielte in Richtung Wecker, es war zwanzig nach neun. »Schon gut, schon gut, ich hab’s kapiert. Ich komme gleich«, grummelte ich und zog mir die Decke übers Gesicht. »Wenn du in zehn Minuten nicht am Tisch sitzt, gibt’s Ärger«, antwortete Paps und klang jetzt doch ein wenig genervt.
    »Gibt’s Ärger. Gibt’s Ärger«, echote La Perla, der offenbar seinen Schönheitsschlaf beendet hatte.
    »Halt die Klappe, Vogel«, stöhnte ich und stopfte mir einen Zipfel der Decke ins rechte Ohr.
    Wie viele Stunden hatte ich eigentlich geschlafen? Zwei, oder drei? Oh Gott, wie sollte ich nur den Sonntag überstehen?
    Nach einer Katzenwäsche schlurfte ich gähnend ins Esszimmer, fand dort aber nur noch Paps und Felicia vor. Stephanie werkelte in der Küche herum, wie ich dem lautstarken Klappern von Töpfen entnehmen konnte, von Kristen fehlte jede Spur. »Also ich finde das nicht zu teuer«, hörte ich Felicia gerade sagen. Dabei funkelte sie meinen Vater an, als sei sie gerade tierisch sauer auf ihn.
    Nanu? Was war denn hier los?
    »Alle Welt hat heutzutage ein Smartphone. Ohne das ist man eine soziale Null. Und ich finde nicht, dass das ein übertrieben teures Geburtstagsgeschenk ist. Du und Mom, ihr verdient doch beide gut, wo ist also das Problem?«
    Verwirrt schaute ich von Felicia zu Paps und von Paps zu Felicia. Die Stimmung war dermaßen angespannt, dass es nicht lange dauern würde, bis Stephanies kostbare Kristallgläser in tausend Stücke

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