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Cinderella undercover

Cinderella undercover

Titel: Cinderella undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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zu fahren. Auf den Straßen war es totenstill und ich fröstelte, während ich in die Pedale trat.
    Dieses Viertel war überhaupt kein Vergleich zum lauten, quirligen Stadtteil St. Georg, in dem GG lebte und in dem die ganze Nacht das Leben pulsierte. Der Vollmond war teilweise von Wolken verdeckt, ab und zu hörte ich aus der Ferne das Geräusch eines Motors, ansonsten nichts.
    Die gigantisch große, von Kränen und Absperrgittern umsäumte Baugrube wirkte beinahe gespenstisch. Es war lausig kalt, mein Atem bildete kleine Wölkchen und ich fluchte leise, weil ich meine Handschuhe zu Hause vergessen hatte. Mit steif gefrorenen Händen verrührte ich den Tapetenkleister, pinselte ihn auf die Rückseite der ersten drei Bilder und begann mit dem Plakatieren des Bauzauns. Als die ersten Motive hingen, trat ich ein paar Schritte zurück, um mein Werk zu begutachten. Alles, was ich denken konnte, als der Mondschein auf die Frau mit dem Leopardenkopf fiel, war IRRE.
    Absolut irre!
    Derart beflügelt klebte ich weitere zehn Bilder und fotografierte sie anschließend. Nicht zu fassen, wie lebendig diese tote Absperrung auf einmal wirkte. Jetzt erzählte sie plötzlich eine Geschichte, sie erzählte von Träumen und Wünschen, sie erzählte von mir. Ich dachte an GGs Ermahnung Unter den nächsten Bildern will ich eine Signatur sehen, ist das klar?! und sprayte erst den Slogan, dann mein badge und schließlich die Initialen AP unter mein Werk.
    Da mir furchtbar kalt war, trank ich danach einen Schluck Tee, den ich in einer Thermoskanne mitgenommen hatte, und ging ein wenig auf und ab, um meine Füße aufzuwärmen.
    Plötzlich hörte ich ein surrendes Geräusch. Ich erstarrte vor Angst und Kälte und hielt instinktiv den Atem an. Bis zum Fahrrad würde ich es nicht mehr schaffen. Das Einzige, was ich machen konnte, war wegrennen.
    »Keine Angst, Nachteule, ich verhafte dich schon nicht!«
    Mit einem Mal stand ein fröhlich grinsender Skater vor mir. Während ich knapp an einem Herzanfall vorbeischrappte, stieg er lässig von seinem Board, nahm es unter den Arm und betrachtete meine Bilder. »Wow, die sind ja echt geil!«, sagte er und pfiff anerkennend. »Die sind doch von dir, oder?«
    Ich nickte stumm, unfähig zu irgendeiner anderen Reaktion.
    »Weißt du, dass es so gut wie keine Mädchen in dieser Szene gibt?«
    Ich nickte wieder.
    »Kannst du generell nicht sprechen oder hat dir nur meine Anwesenheit die Sprache verschlagen?«, fragte er grinsend und kam näher.
    Ich wich instinktiv zurück und versuchte, den Abstand zu meinem Rad abzumessen. Vielleicht… wenn ich schnell genug war…
    »Ey, du brauchst echt keine Angst vor mir zu haben! Wir Skater gehören zur friedlichsten Spezies auf diesem Planeten. Außerdem stehen wir total auf eure Kunst, schließlich schmückt sie auch unsere Boards! Ich bin übrigens Jojo. Und du heißt AP, wie ich sehe. Was soll das heißen, Apokalypse? Appenzeller? Aprakadabra?« Nach dem letzten Wort lachte er.
    »Ich heiße Cynthia«, presste ich schließlich hervor. Der Typ sah eigentlich ganz nett aus und schien Humor zu haben. Vielleicht konnte ich ihm wirklich vertrauen.
    »Also, Cynthia. Wie kommt es, dass ein so hübsches und talentiertes Mädchen wie du Samstagnacht alleine unterwegs ist, ohne dass irgendeiner für es Schmiere steht? Wenn du meine Freundin wärst, würde ich dich nicht eine Sekunde aus den Augen lassen.«
    Mit diesem Satz hatte Jojo mich endgültig geködert. »Möchtest du einen Tee?«, fragte ich ihn und er nickte. Nachdem ich ihm kurz erklärt hatte, dass ich nur heute ausnahmsweise allein war, nickte er erneut und betrachtete noch einmal die Bilder: »Du weißt aber schon, dass die meisten Street-Art-Leute das tagsüber machen?«
    Mir klappte fast die Kinnlade runter.
    Wie jetzt, tagsüber?
    »Aber dann sieht doch jeder, was man tut«, widersprach ich ungläubig.
    »Und genau das ist dann auch dein Schutz. Tagsüber sind haufenweise professionelle Plakatierer für Werbefirmen unterwegs. Wer kann schon den Überblick behalten, wer legal klebt und wer nicht?«
    Auch wieder wahr.
    »So, Cynthia, ich muss jetzt weiter. Aber ich würde mich bereit erklären, noch einen Moment hierzubleiben und auf dich aufzupassen, wenn du noch mehr Bilder kleben willst.«
    »Das wäre… das wäre echt super und wirklich lieb von dir…«, stammelte ich, immer noch vollkommen neben der Spur. »Ist mir ein Vergnügen«, erwiderte Jojo und ich legte los, während er mit dem Board in

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