Cinderella undercover
Outfit um einen Gürtel ergänzen. »Cooler Look«, lobte Daniel anerkennend und sah sich in meinem Zimmer um. Ich beschloss, nicht auf sein Kompliment einzugehen und mich stattdessen darauf zu konzentrieren, ihn so schnell wie möglich wieder nach draußen zu befördern.
»Hast du denn gar keine Bilder hier?«, fragte Daniel enttäuscht. »Ich hätte doch so gern endlich mal gesehen, wie du malst.«
Verdammt, verdammt!
Warum musste dieser Typ nur so verdammt süß aussehen und sich zu allem Überfluss auch noch für das interessieren, was ich am liebten machte?
»Nein, die sind alle in Gernots Atelier«, erwiderte ich und ging demonstrativ Richtung Tür. Ich wollte Daniel so schnell wie möglich aus meinem Zimmer haben, bevor ich am Ende doch noch die Beherrschung verlor und ihm einfach um den Hals fiel. Gut, dass wenigstens La Perla sich in einem plötzlichen Anfall von Schüchternheit irgendwohin verkrümelt hatte, wo Daniel ihn nicht sehen konnte. »Schade, aber da kann man dann wohl nichts machen«, sagte er enttäuscht und folgte mir. »Na dann… wollen wir mal… das Geburtstagskind hochleben lassen.«
Als er Felicia begrüßte, verfolgte ich die Umarmung der beiden mit Argusaugen. Sah so eine Begrüßung zwischen Liebenden aus? Wenn ja, konnte ich gut drauf verzichten.
Felicia sah zugegebenermaßen super aus, war aber bei jedem Begrüßungsküsschen peinlichst darauf bedacht, weder ihren Lippenstift zu verschmieren noch sich ihr cremefarbenes Kleidchen (Seide anstatt der erwarteten Pailletten) zerknittern zu lassen. Wenn ich das Glück hätte, einen Freund wie Daniel zu haben, würde ich mich in seine Arme werfen und dort für den Rest meines Lebens bleiben, ganz egal, ob irgendwas verrutschte, verschmierte oder verknitterte.
Doch Felicia blieb maskenhaft und steif wie eine Puppe und trug stolz die lange Perlenkette, die Paps ihr aus Sri Lanka mitgebracht hatte, zur Schau. Stephanie flitzte mit hochroten Wangen wie ein aufgescheuchtes Huhn hin und her, Paps nahm den Gästen an der Tür die Mäntel ab und achtete darauf, dass die Kellnerin jedem ein Glas Champagner als Aperitif reichte.
So förmlich und überkandidelt würde ich meinen achtzehnten Geburtstag auf jeden Fall nicht feiern.
Keine Ahnung, wie ich die nächsten Stunden dieses Abends überstand, aber irgendwann gelang es mir tatsächlich, mich mitsamt meiner Utensilien unbemerkt aus der Wohnung zu schleichen.
Dabei hatte ich die Hoffnung, die anderen würden einfach davon ausgehen, dass ich vor Langeweile ins Bett gegangen war.
Vor dem Bauzaun warteten GG, Leopold, Paule, Louisa und sogar Yannick auf mich, wie Groupies auf ihren Star. Ich war begeistert, dass sogar Louisas Freund mitgekommen war. »Wie lief es mit Daniel?«, wollte Paule sofort wissen und musterte mich so eindringlich, als suche sie nach Spuren von Liebeskummer in meinem Gesicht. »Nach einem kleinen Intermezzo in meinem Zimmer habe ich ihn praktisch nicht mehr gesehen«, erklärte ich, sehr zu Louisas und Paules Erstaunen, die beim Wort Intermezzo sofort die Augen aufrissen. »Das ist der Vorteil von so großen Wohnungen, man kann sich wunderbar aus dem Weg gehen, wenn man möchte.« Paule sagte nur: »Aha!«, was so viel hieß wie: Wir reden morgen über die Details, und auch Louisa wirkte enttäuscht.
Nachdem sie sich wieder etwas gefangen hatte, klatschte sie unternehmungslustig in die Hände und rief: »Dann mal los, ich kann es kaum abwarten!«
»Ich checke schon mal die Umgebung nach verdächtigen Personen ab«, erklärte Yannick, der eine Sonnenbrille trug und komplett in Schwarz gekleidet war. »Wenn du was erkennen kannst, gern«, antwortete ich grinsend und fing an, meine Tasche mit der Zeichenmappe auszupacken. »Das ist übrigens unser Catering für später«, erklärte ich und deutete auf Tasche Nummer zwei. »Irgendeinen Vorteil muss es ja haben, dass Felicia so eine Megaparty veranstaltet.«
Louisa und Paule stürzten sich sofort auf die Tasche, während GG und Leopold die Bilder begutachteten, die ich letzte Woche geklebt hatte. »Das ist ja echt genial«, lobte Leopold, nur GG sagte nichts.
Oh, oh, mochte er die neuen Sachen nicht?
Einen kurzen Moment lang blieb mir beinahe das Herz stehen. Keine Ahnung, weshalb mir gerade seine Meinung so wichtig war, aber so war es nun mal.
»Und? Wie findest du sie?«, piepste ich, als ich es nicht mehr länger aushielt, und stellte mich neben GG.
Der drehte sich anstelle einer Antwort zu mir um, hob mich hoch
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