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Cinderella undercover

Cinderella undercover

Titel: Cinderella undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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heilfroh, als kurz hintereinander drei SMS in meinem Handy piepten und ich einen Grund hatte aufzustehen. »Ich schau nur mal kurz nach, wer da geschrieben hat. Vielleicht ist Louisa ja krank und kann nicht zur Schule oder so«, murmelte ich und rannte in mein Zimmer. Dort angekommen, ließ ich mich erst mal auf den Fußboden sinken, atmete tief durch und schaute dann in das Nachrichtenfach meines Handys. Die SMS waren von GG, Louisa und Paule – und hatten alle denselben Inhalt: den Artikel im Hamburger Abendblatt. Und alle drei wollten wissen, wie die Fotos dorthin gelangt waren. »Keine Ahnung, ich bin selbst komplett von den Socken«, antwortete ich und beschloss, vorerst nicht mehr darüber nachzudenken, was das in letzter Konsequenz für mich bedeutete. Ich griff nach meiner Jacke, um zur Schule zu fahren, als sei nichts passiert.
    In der ersten Stunde hatten wir heute ausnahmsweise Kunst bei Mister M, anstatt Englisch, wie sonst. »Hat jemand von euch heute schon das Hamburger Abendblatt gelesen?«, wollte er wissen und ich wäre beinahe im Erdboden versunken. Louisa ließ ihren Kugelschreiber mit einem lauten Klack auf die Tischplatte fallen und ich verschluckte mich vor Schreck dermaßen, dass ich Schluckauf bekam. »Cynthia, alles gut bei dir?«, fragte Mohrmann besorgt und ich nickte, gefolgt von mindestens zehn Hicksern. Louisa reichte mir ihren Saft und ich kämpfte tapfer gegen den Schluckauf an.
    »Ich lasse jetzt mal einen Artikel herumgehen und möchte euch bitten, etwas dazu zu sagen. Wir nehmen aktuell zwar gerade das Thema ›Unschärfe‹ in Fotografie und Malerei durch, aber ich denke, wir können damit ruhig mal eine Stunde pausieren, wenn in unserer Stadt etwas so Spannendes passiert!«
    Oh mein Gott! Wie sollte ich das jetzt überleben?
    Hilflos sah ich zu, wie die Seite mit meinen Free-your mind-Bildern durch die Hände meiner Mitschüler wanderte – begleitet von vielen »Ahs« und »Ohs« oder auch »Na jas« – und schließlich bei mir und Louisa landete. Was sollte ich denn sagen, falls Mister M meine Meinung hören wollte?
    »Ist das nicht ein bisschen zu sehr Mainstream?«, fragte Theobald mit leicht genervtem Unterton. Er nahm sich wie immer irre wichtig und war, seitdem ich ihn kannte, von der Sehnsucht befallen, um keinen Preis der Welt dasselbe zu sagen oder zu tun wie alle anderen.
    Meine Bilder Mainstream?!? Na warte, wer so einen Namen hatte, sollte lieber die Klappe halten!
    Auch Mister M schien irritiert: »Was soll denn daran Mainstream sein? Das ist doch wirklich fantasievoll und nicht gerade das, was man tagtäglich an Hamburgs Straßenwänden sieht.« Theobald guckte doof aus der Wäsche und wusste offenbar nicht, was er darauf erwidern sollte.
    Ich klappte die Zeitung zusammen, bevor ich sie Mohrmann gab. Auf gar keinen Fall wollte ich noch eine Sekunde länger auf meine Fotos schauen müssen. Mister M musterte mich genau: »Was sagst du denn dazu, Cynthia, oder kannst du immer noch nicht sprechen?«
    Schluckauf, wo bist du, wenn man dich braucht?
    »Ich ähem… finde auch nicht… dass das so das Übliche ist… ich finde das alles gar nicht so… schlecht… obwohl ich persönlich mit dieser Art von Kunst nicht so viel anfangen kann«, murmelte ich, ohne ihn anzusehen. Louisa hüstelte und Mohrmann grinste. »Kann es sein, dass ihr am Wochenende ein bisschen viel gefeiert habt?«, fragte er und ich schämte mich in Grund und Boden. Nun musste ich ausgerechnet vor dem Mann, dessen Meinung mir so wichtig war und dem meine Bilder ganz offensichtlich gefielen, so einen Unsinn reden.
    Wie erbärmlich!
    »Ich würde vorschlagen, dass wir uns in der nächsten Stunde persönlich anschauen, was AP gemalt hat, da diese Fotos nur einen Bruchteil der Bilder zeigen, die dort kleben. Es sollen ja insgesamt an die siebzig sein«, sagte Mister M und beifälliges Gemurmel erfüllte den Klassenraum.
    Auch das noch!
    An dem Tag würde ich mich auf alle Fälle krankmelden müssen.
    »Was willst du denn jetzt machen?«, fragte Louisa, die mich in der Pause schon wieder an den Rand des Hofs gezerrt hatte, als seien wir Outlaws.
    »Ich habe keine Ahnung«, antwortete ich düster und wünschte, ich wäre niemals auf diese dumme Idee gekommen. »Momentan überlege ich ernsthaft, heute Nacht den ganzen Kram wieder abzumachen.«
    »Das wäre aber schade«, protestierte Louisa und zog ihre Stupsnase kraus. »Du hast so viel Arbeit investiert und die Bilder sind wirklich toll. Das findet sogar

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