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Cinderella undercover

Cinderella undercover

Titel: Cinderella undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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flog das Stück nur so an mir vorbei, ohne dass ich etwas davon mitbekam. Daniels unerwartete Nähe hatte mich dermaßen durcheinandergebracht, dass es mir nicht mal für eine Sekunde gelang, mich auf die Inszenierung zu konzentrieren.
    »Und, wie fandst du es?«, wollte er wissen, nachdem Luc und seine Truppe sich ausgiebig verbeugt hatten und vom Publikum bejubelt worden waren.
    Dem Applaus nach zu urteilen, hatte Killing Road wohl gute Chancen, den Wettbewerb zu gewinnen. »Gut… äh, innovativ… äh, unkonventionell, also super«, stammelte ich und verfiel damit blöderweise wieder in mein altes Verhaltensmuster.
    Mensch, Cynthia, das hat doch schon mal besser geklappt! »Wie waren die anderen Stücke denn?«, fragte ich, um von meinem Gestammel abzulenken.
    »Ich habe leider nur die beiden gesehen, die direkt davor waren, weil ich noch so viel zu tun hatte. Mir ist nämlich vorhin eine Designerin für morgen abgesprungen und…«
    »Aber wieso das denn?«, fiel ich Daniel unvermittelt ins Wort. Wie konnte sich jemand eine so tolle Möglichkeit entgehen lassen? »Wir mussten die Teilnehmerin disqualifizieren, weil wir durch Zufall erfahren haben, dass sie sich für die deutsche Version der Design-Casting-Show Projekt Runway beworben hat, die Anfang nächsten Jahres gedreht werden soll. So eine Aktion verstößt eindeutig gegen die Richtlinien unseres Festivals.«
    Meine Gedanken fuhren Karussell.
    Alles, was ich denken konnte, war: Ich muss GG in die Show bringen. ICH MUSS EINFACH! Das wäre DIE Chance für ihn, endlich bekannt zu werden.
    »Habt ihr denn für solche Fälle eine Nachrückerliste?«, versuchte ich, mich vorsichtig an mein eigentliches Anliegen heranzupirschen. Daniel wurde kurz von einem Mitglied der Theater-Jury abgelenkt, bevor er sich wieder mir zuwandte. »Denkst du dabei an jemand Bestimmten?«, fragte er und schenkte mir wieder dieses unwiderstehliche Daniel-Lächeln, das mir durch und durch ging.
    Hach, wie sehr ich das vermisst hatte!
    »Ich, äh, nein… ich dachte nur so allgemein, weil das ja doof für euch ist und so…«
    »Sag GG, dass wir ihm sehr gern eine Chance geben, wenn er es schafft, Models und zwanzig seiner besten Outfits bis morgen früh um acht hierher zu bringen. Wenn er das hinkriegt, wird sich die Mode-Jury seine Sachen anschauen und entscheiden, ob er an der Show teilnehmen darf.« Ich konnte nicht anders, ich musste Daniel einfach um den Hals fallen.
    Erstaunlicherweise wehrte er sich gar nicht gegen meine stürmische Umarmung, sondern hielt mich sogar einen Moment fest. Leider nur einen klitzekleinen Moment, weil auf einmal das Mädchen vom Eingang neben uns auftauchte und demonstrativ hüstelte. Sofort ließ ich Daniel wieder los und zückte stattdessen mein Handy: »Ich rufe GG an, damit er Bescheid weiß«, erklärte ich. Dabei hätte ich viel lieber etwas ganz anderes gemacht, nämlich Daniel an der Hand genommen, um einfach mit ihm abzuhauen…
    GG war total aus dem Häuschen, als ich ihn erreichte. Er fragte dreimal hintereinander: »Ist das wirklich wahr?« Ich musste ihm die Nachricht genauso oft bestätigen: »Ja, es stimmt, vorausgesetzt du bist morgen früh pünktlich, hast coole Models dabei und vor allem Outfits, die die Jury überzeugen. Aber das dürfte ja wohl kein Problem sein…«
    »Bis auf die Models in der Tat nicht, aber auch dafür wird sich eine Lösung finden.«
    Nachdem ich Gernot alle wichtigen Details durchgegeben hatte, war endlich Zeit, Luc und Ben zu ihrer Inszenierung zu gratulieren. Beide waren weiß wie die Wand und schienen seit Tagen nicht geschlafen zu haben. »Ich drücke euch die Daumen, dass ihr die Jury überzeugt habt«, sagte ich und schaute auf die Uhr. Wenn ich mich später nicht zu sehr abhetzen wollte, konnte ich maximal noch die erste halbe Stunde des nächsten Stückes sehen, das auch bereits begonnen hatte. Es war wohl besser, wenn ich sofort nach Hause ging. Also verabschiedete ich mich von allen mit den Worten »Wir sehen uns später« und machte mich auf den Weg.
    Angekommen im fünften Stock schaute ich als Erstes nach Stephanie, die jedoch tief und fest schlief. Im Bad stieß ich auf Felicia, die sich dort gerade mal wieder breitmachte und alles mit widerlich stinkendem Haarspray vernebelte.
    »Würdest du bitte mal lüften, da erstickt man ja«, rief ich ihr im Vorbeigehen zu und betete, dass sie sich beeilte. »Ich lüfte, wenn ich es für nötig halte«, zickte sie zurück und ich rollte mit den Augen.

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