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Cinderella undercover

Cinderella undercover

Titel: Cinderella undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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schlief entweder noch oder strampelte schon wieder auf dem Crosstrainer. Egal was sie tat – Hauptsache sie lief mir nicht über den Weg. »Komm, ich nehm dir das ab«, rief Leopold, als er mich sah, und legte meine Sachen aufs Sofa.
    Von GG war nichts zu sehen, dafür stand vor mir plötzlich ein Mädchen mit milchweißem Teint, rabenschwarzem, hüftlangem Haar und blutroten Lippen – geradezu überirdisch schön. Leopold beobachtete mich grinsend, während ich sie sprachlos musterte. »Ich bin Sarah Sandmann«, ergriff das etwa gleichaltrige Mädchen schließlich netterweise die Initiative. »Und du bist sicher Cynthia. Ich werde dir heute ein bisschen beim Laufsteg-Training helfen und deinen Auftritt mit dem von uns anderen Models koordinieren. Mein Lippenstift steht dir übrigens super!«
    WIE JETZT, MEIN LIPPENSTIFT?!?
    Was sollte das denn?
    Und dann fiel endlich der Groschen.
    Sarah war das Model der HeavenlyNature-Kampagne und warb neben dem Plume-Lipliner mittlerweile auch für Haarshampoo und die Tierschutzorganisation Peta. Neulich war sie in einer Talkshow gewesen, doch ich hatte dummerweise etwas zu spät eingeschaltet. »Sarah und fünf weitere Kolleginnen von Okay-Models werden heute Abend zusammen mit dir The-Famous-GG-Designs vorführen«, erklärte Leopold, der strahlte wie ein Honigkuchenpferd. Wow, da hatte GG ja einen ganz großen Wurf gelandet.
    »Wie kannst du dir denn dieses Schneewittchen leisten?«, flüsterte ich GG zu, den ich am Waschbecken der Unisex-Toilette antraf, wo er sich gerade literweise kaltes Wasser ins Gesicht klatschte. »Sarah ist um ein paar Ecken mit Leo befreundet. Um genau zu sein, ist Leo ein guter Freund der Freundin von Sarahs bestem Freund JamieTim. Deshalb macht sie es umsonst.«
    Oh Gott, ging’s noch komplizierter? »Musst du jetzt nicht verstehen. Tatsache ist aber, dass Sarah schon in Mailand, Paris und sogar auf der New York Fashion Week gelaufen ist. Sie hat also Erfahrung, ist außerdem supernett und hat total Lust, dich heute Abend ein bisschen zu unterstützen.«
    Sarah war wirklich äußerst sympathisch, wie sich herausstellte, und blieb bei der ganzen Aufregung ruhig und normal. Sie zeigte mir Tricks, die weder Leo noch GG kannten. Nach einer Stunde fühlte ich mich halbwegs fit und der Verantwortung gewachsen, meine drei Outfits einigermaßen gut zu präsentieren.
    Um achtzehn Uhr war es schließlich so weit: Daniel kündigte The-Famous-GG-Designs an, die Musik wurde aufgedreht (Free your mind von En Vogue) und Sarah eröffnete als Erste die Show. Nach ihr folgten die beiden anderen Models. »Du bist als Nächste dran«, wisperte GG und zupfte ein letztes Mal an meinem Herrenhut herum. Obwohl ich bislang einigermaßen ruhig gewesen war, begann sich plötzlich alles um mich herum zu drehen. Mir wurde heiß und kalt, das Blut sauste in meinen Ohren und ich hatte das Gefühl, gleich umzufallen. »Und… jetzt! Go, baby, gib alles!«, erteilte GG das Kommando und ich startete wie in Trance meinen Lauf. Ich hörte, wie die Sängerinnen von En Vogue »Free your mind, and the rest will follow« sangen. Die Bühne wurde mithilfe von Stroboskop-Licht in eine Disco verwandelt, um mich herum zuckten Blitze und ich konnte so gut wie überhaupt nichts sehen. Also ging ich einfach geradeaus und tat genau das, was GG und Sarah mir geraten hatten. Am Ende des Catwalks blieb ich stehen, schenkte den Zuschauern einen kurzen, arroganten Blick, knickte meine Hüfte ein und drehte mich um. Ich hörte tosenden Applaus. Hinter der Bühne wurde ich von GG in Empfang genommen und als Nächstes sofort in mein puderfarbenes Kleid gesteckt. Hut und Pantoffeln flogen in die Ecke, drei Sekunden später hatte ich graue Pumps an meinen Füßen. Als ich auch den nächsten Auftritt mit Bravour gemeistert hatte, fing die Sache langsam an, mir Spaß zu machen. Das Publikum applaudierte wie verrückt, offenbar kamen GGs Designs sehr gut an. Nun stand mir nur noch eine Herausforderung bevor: der Lauf auf den ultrahohen Stilettos. »Keine Angst, du schaffst das!«, wisperte Sarah mir zu, bevor sie mit einem der Sweater mit meinem Motiv loslief. Ich bekam Gänsehaut bei der Vorstellung, dass heute Hunderte von Leuten drei Shirts sehen würden, die ich zum größten Teil gestaltet hatte.
    Als ich das Zeichen bekam, beschloss ich, diesen Moment zu genießen und keine Angst mehr zu haben. Ich trug das schönste Kleid der Welt und hatte auf einmal das Gefühl, dass Mama und Paps bei mir

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