Cinderella undercover
Hamburg flach.«
Ich fiel zwar beinahe um vor Müdigkeit, aber andererseits war ich auch noch so aufgedreht von dem Abend, der Preisverleihung, den Interviews und allem Drum und Dran, dass ich wahrscheinlich sowieso nicht hätte schlafen können. »Der Arzt kommt in ein bis zwei Stunden«, informierte ich meine Patientinnen und machte dann als Erstes Wadenwickel bei Kristen, bevor ich anschließend die durchgeschwitzte Bettwäsche von Stephanie wechselte. Danach versorgte ich sie mit heißer Zitrone und Aspirin.
Mehr konnte ich im Moment nicht tun.
Doktor Ahrens kam um halb zwei und verabreichte beiden Antibiotika. Als er wieder weg war, konnte ich mich endlich, endlich ins Bett legen. La Perla trippelte auf der Decke hin und her, offenbar fühlte er sich ein bisschen einsam.
»Ich wünschte, du wärst heute Abend dabei gewesen«, flüsterte ich in die Dunkelheit und streichelte sein samtweiches Gefieder. »GG war total aus dem Häuschen und hat sich gefreut wie ein kleines Kind. Und ich bin wie eine Göttin über den Laufsteg geschwebt. Na ja, das Ende war eher nicht so göttlich.« Dann erzählte ich dem Beo noch von Sarah, den sieben Zwergen, den Fotos für die Presse, bis schließlich mein Kopf zur Seite sackte. Ich war so müde wie noch nie zuvor in meinem Leben.
Am Sonntag erwachte ich erst mittags um kurz nach eins.
In der Wohnung war es totenstill, was mich sofort alarmierte. Erst nachdem ich mich vergewissert hatte, dass Stephanie und Kristen schliefen und sich dabei hoffentlich auskurierten, ging ich in die Küche, um für uns alle Frühstück zu machen. Besonders Stephanie musste jetzt unbedingt mal etwas essen. Sie hatte sich in den letzten Tagen nämlich nur von Tee und heißer Brühe ernährt. Als ich den Wasserkocher angestellt hatte, klingelte es an der Tür. Huch, wer war das denn?
Hatte Felicia sich etwa ausgesperrt?
Ich drückte den Knopf der Gegensprechanlage. »Ja? Wer ist da?«
»Ich bin’s GG. Ich habe Frühstück mitgebracht. Mach auf, mein Liebchen, und lass mich rein. Sonst frier ich mir hier unten nämlich meinen wunderhübschen Po ab.«
Während GG sich die fünf Stockwerke nach oben quälte, ging ich ins Esszimmer, um La Perla einzufangen, der mal wieder ausgebüxt war. Dann sah ich, dass Felicia einen Brief auf den Esszimmertisch gelegt hatte: »Bin spontan nach Berlin gefahren und weiß noch nicht, wann ich wiederkomme. Melde mich«, stand drauf. Oha!
Ich ging wieder zur Tür, als ich Schritte hörte: »Mamma Mia, was für eine Schinderei«, japste GG, der in den letzten Wochen seine Sporttermine geschwänzt hatte und nun offenbar etwas aus der Übung war. Oder hatte er gestern Nacht zu viel gefeiert? »Hier, ich hoffe, du magst so was.« Ich nahm ihm dankbar zwei Coffee to go ab und eine Tüte voller Franzbrötchen, Plunderstückchen und Zimtwecken. »Vielen Dank, das ist ja lieb! Schön, dass du vorbeischaust, dann können wir noch über gestern Abend quatschen. Wir müssen nur ein bisschen leise sein, weil Kristen und Stephanie die Grippe haben und schlafen.«
»Oh, die Armen«, murmelte GG und folgte mir in die Küche, wo wir uns auf Mamas Küchenbank plumpsen ließen. »Wie war’s denn gestern, nachdem ich weg war? Seid ihr noch irgendwohin gegangen?«
»Es war super, schade, dass du nicht dabei warst. Wir sind später zusammen mit Sarah in die Zwergen-WG gefahren und haben bis morgens um fünf Party gemacht.«
»Hast du dir denn schon überlegt, was du mit deinem Preisgeld anfangen willst?« Viel lieber hätte ich gefragt: War Daniel auch dabei?
Bevor GG antworten konnte, klingelte das Telefon. Es war mein Vater, der sich immer noch Sorgen um Stephanie machte. »Leider hat es jetzt auch noch Kristen erwischt«, erzählte ich und berichtete, dass ich letzte Nacht den Notarzt gerufen hatte.
Paps lobte mich für meine Umsichtigkeit und versprach, ein paar Tage früher als geplant zurückzukommen. »Und was ist mit dir? Fühlst du dich denn fit oder bist du die Nächste, die flachliegt?«, wollte er wissen.
»Nein, nein, mir geht’s gut. Ich kümmere mich um die beiden und du wirst sehen – in ein paar Tagen sind alle wieder übern Berg!« Paps wirkte nicht besonders überzeugt: »Und Felicia? Hilft sie dir wenigstens?«
»Die ist… äh, heute Morgen spontan nach Berlin gefahren«, antwortete ich etwas zögernd, weil ich mir nicht sicher war, wie Paps auf diese Nachricht reagieren würde. Schließlich bedeutete das, niemand würde sich um die beiden Kranken
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