Cinema Erotica
aber mit dem Geliebten ihrer besten Freundin zu schlafen war nicht ihr Stil. Es sei denn, Kate wollte es so. Aber das war bisher noch nicht vorgekommen.
»Viel Spaß«, sagte Maddie und wusste, dass es ein paar Stunden dauern würde, ehe sie die beiden wieder sah. Wenn es um Sex ging, war Kate nicht weniger unersättlich als ihre Mitbewohnerin, und beiden Frauen mangelte es nicht an männlicher Gesellschaft. Bösen Mädchen mangelte es an gar nichts.
Am anderen Tag im Büro nahm sich Maddie widerwillig vor, Freyas Rat zu befolgen und das Beste aus ihrer Arbeit für Shepherd zu machen. Ihre erste Aufgabe ging sie an wie bei jedem anderen Auftrag auch: Sie las das Drehbuch und notierte sich die präzisen Voraussetzungen bei jedem Drehort.
Maddie las das Script mit einem wachsenden Gefühl der Unglaublichkeit. Die action von Beneath the Hillfort begann als durchaus realistische Beschreibung der Unbilden des zeitgenössischen ländlichen Lebens und schwenkte dann um und wurde immer bizarrer. Zuerst tauchten die geheimnisvollen Kreise in Getreidefeldern auf, und auf dem Höhepunkt des Films begegneten die drei Protagonisten auf einem Wall aus der Eisenzeit einem Raumschiff von Aliens. Oder wenigstens glaubten sie das – es konnte sich aber auch um einen Streich ihrer von Drogen beeinflussten Wahrnehmung handeln.
Maddie nahm an, dass dieser zweite Handlungsstrang etwas mit den Finanzen des Films zu tun hatte. Spezialeffekte gab es offenbar nicht, was auch auf den schmalen Etat zurückzuführen war. Das Geschehen sollte sich in den Köpfen der Hauptpersonen abspielen; es wurde angedeutet, statt irgendwas zu zeigen. Eine preiswerte Art.
Nach Maddies Erfahrung war das Script absoluter Schund, und unter normalen Umständen würde sie keine Sekunde überlegen, bevor sie das Projekt ablehnte. Aber die Umstände waren nicht normal. Der Zufall hatte ihr übel mitgespielt. Maddie war frustriert, weil sie das erste Mal in ihrer Karriere mit einer Situation außerhalb ihrer Kontrolle zu tun hatte. Sie wollte diesen Job nicht, aber sie hatte keine Wahl. Sie hatte nur eine Möglichkeit – sie musste kündigen. Aber Maddie wusste, dass sie sich so eine große Geste nicht erlauben konnte.
Aber trotz ihrer Verärgerung über Shepherd und all ihrer Zweifel am Drehbuch verlangte ihr professioneller Stolz, eine gute Arbeit für diesen Film zu leisten. Sie beschloss, sich auf jeden einzelnen Punkt zu konzentrieren.
An einem sonnigen Mittwochmorgen Ende Juni, weniger als eine Woche nach Shepherds Besuch im Büro, verstaute Maddie ihren Koffer und ihre Reisetasche in den Kofferraum von Freyas MG und brach nach Dorset auf.
Es war ein wunderbarer Sommertag. Maddie fuhr mit offenem Verdeck und genoss den warmen Wind auf ihrem Gesicht. Obwohl er sportlich aussah und im klassischen britischen Renn-Grün lackiert war, hatte Freyas MG viele Jahre auf dem Buckel und wirkte müde. Seine Spitzengeschwindigkeit, musste Maddie feststellen, pendelte sich bei 80 Stundenkilometern ein. Davon hatte Freya nichts gesagt, aber so tragisch fand Maddie das nicht; auf diese Weise blieb ihr mehr Zeit, sich die Umgebung anzuschauen.
Maddie konnte nie ihre Gedanken an die Arbeit abschalten. Sie prägte sich bestimmte Dinge in der Landschaft ein, die sie gerade durchfuhr, ob es nun eine berauschende Sicht war oder ein wie verwunschen aussehendes Dorf oder einen klaren, rasch fließenden Bach, dazu noch eine Wiese voller Mohnblumen. Alle diese Bilder mochten sich irgendwann einmal nützlich für ihre Arbeit erweisen. Da Maddie nicht schnell genug für die Autobahn fahren konnte, suchte sie sich Landstraßen aus, um schließlich in Dorset zu landen.
Am Nachmittag entdeckte sie endlich den Namen auf dem Schild, auf den sie gewartet hatte: Winterborne St. Giles, etwa zehn Meilen von Dorchester entfernt. Sie hatte aus ihren Erfahrungen gelernt, dass sie ländlichen Hinweisschildern nicht unbedingt trauen konnte, deshalb schaute sie wieder auf der Karte nach. Sie musste noch zwei Kehren fahren, bevor es auf einer schmalen Straße steil bergab ging. Bald sah sie die ersten Häuser des Dorfes.
Winterborne St. Giles war ein hübsches Dorf mit Häusern aus Feuerstein und Ziegelstein. Einige Dächer waren mit Reet gedeckt, andere mit den alten vom Wetter gezeichneten Ziegeln. Die Vorgärten aller Häuser waren liebevoll gepflegt. In der Dorfmitte gab es eine stattliche Grünfläche, komplett mit einem Ententeich, einer hohen, breit ausladenden Eiche, die viel Schatten
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