Cinema Erotica
spendete, und eine Holzbank, die zum Verweilen einlud. Von dort hatte man einen wunderbaren Blick übers ganze Dorf.
Selbst die Bushaltestelle, aus Holz gebaut und vorne offen, sah mit ihrem reetgedeckten Dach recht attraktiv aus. Maddie merkte sich die genaue Lage; sie konnte später mal wichtig werden. Das Dorf war auch ein möglicher Drehort; es war sogar perfekt, falls jemand einen Roman von Thomas Hardy verfilmen wollte. Filme dieser Art wurden heute bevorzugt gedreht. Ja, Winterborne St. Giles müsste genau passen, dachte Maddie. Ein bisschen Stroh auf die Straße, um den Asphalt zu verdecken, die Fernsehantennen abbauen, und schon befand man sich mitten im neunzehnten Jahrhundert in Dorset.
Im Laufe der Jahre schien sich nur wenig verändert zu haben. Das Dorf wies keine modernen Gebäude auf, die ihr oft das Leben schwer machten, wenn sie an einem historischen Film arbeitete; es gab keine Kunststofffenster, keine Galoppsteinanbauten und keine Bungalows.
Sie hielt neben einem Haus aus Feuerstein an. Das schwingende Schild über der Eingangstür verkündete, dass dies The New Inn war, was nach Maddies Einschätzung eine unzutreffende Namensgebung war, denn The New Inn schien sehr alt zu sein; es hatte ein ungleichmäßig gedecktes Schindeldach, und winzige Fenster unterbrachen die Feuersteinfassade des Pubs.
Die Zeit fürs Mittagessen war längst vorbei, und die Tür zum Pub war geschlossen. Sie hatte damit gerechnet. Sie klopfte ein paar Mal gegen die Tür, aber es gab keine Antwort. Sie ging um die Veranda herum, dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und blinzelte durch eines der kleinen Fenster. Drinnen war es sehr dunkel, und es gab keine Anzeichen irgendeiner Aktivität. Obwohl es ein warmer Sommertag war, brannte ein Feuer im offenen Kamin. Maddie starrte eine Weile durchs Fenster, aber sie bekam niemanden zu sehen.
Sie kramte in ihrer Tasche und zog ihr Handy und ihr Notizbuch heraus. Sie blätterte die Seiten durch, bis sie auf die Telefonnummer des Pubs stieß und auf den Namen der Wirtin: Grace Westoby. Sie wählte die Nummer und konnte drinnen das Klingeln hören.
Sie hielt ihr Handy ans Ohr und ging vor dem Fenster wieder auf die Zehenspitzen. Vielleicht würde sie jemanden sehen, der zum Telefon kam. Sie ließ es lange klingeln, bevor sie die Leitung unterbrach.
Maddie wandte sich der Straße zu und bemerkte zwei ältere Frauen, die sie von der geschützten Bushaltestelle auf der anderen Straßenseite beobachteten. Sie saßen dicht beisammen, und Maddie schloss aus den zusammengesteckten Köpfen und der forschenden Betrachtung, dass sie über sie redeten. Sie ging zu ihnen hinüber und musste lächeln, als die älteren Damen ihre Annäherung bemerkten und sofort ihre angeregte Unterhaltung abbrachen.
»Guten Tag, die Damen. Können Sie mir wohl sagen, wo ich Mrs. Westoby finden kann?«
»Es ist Mittwoch, meine Liebe«, sagte die eine von ihnen, und beide Frauen lächelten sie an, als ob sich daraus schon die Antwort auf alle Fragen ergäbe. Maddie wartete auf eine weitere Erklärung. Als die Frau, die gesprochen hatte, das bemerkte, fragte sie: »Oh, Sie sind wohl nicht von hier?«
Zehn Punkte von zehn für eine gute Beobachtungsgabe, dachte Maddie.
»Sie ist zum Markt nach Dorchester gefahren«, erklärte die Frau dann.
»Und Mr. Westoby? Ist er hier?«
»Er ist mit ihr gefahren. Sie kauft ein, und er muss die Einkäufe zum Auto tragen.« Die alten Frauen sahen sich an und lächelten wissend.
»Oh. Ich will im Pub übernachten. Gibt es irgendjemanden, der mir die Tür aufschließen kann?«
»Sie könnten es mal bei Callum versuchen. Drüben in der Werkstatt.« Die alte Frau wies auf eine verfallen aussehende Werkstatt hinter der Grünfläche. Sie war Maddie bisher noch nicht aufgefallen. Jetzt wunderte sie sich, dass sie das Gebäude nicht längst gesehen hatte, und im Geiste strich sie das Dorf von der Liste der möglichen Drehorte.
Die Werkstatt war eine baufällige, windschiefe Wellblechbaracke, und die einzelnen Teile an den Seiten und auf dem Dach hatten vor langer Zeit schon zu rosten begonnen. Auf einem kleinen Geviert stand eine Zapfsäule, und daneben standen ein paar Autowracks.
Die großen Doppeltüren der Werkstatt standen offen; eine Tür hing schief in den Angeln. Aber die offenen Türen ließen bei Maddie die Hoffnung wachsen. Sie dankte den Frauen und schritt über die makellos getrimmte Rasenfläche auf die schmuddelige Ecke zu.
Als sie näher kam, hörte
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