Cinema Erotica
sicher, dass sie einiges übersehen hatte. Achselzuckend dachte sie, dass es Shepherds Schuld war, wenn er keinen Profi für die Kontinuität engagierte. Die alte Redensart stimmte: Du kriegst das, wofür du bezahlt hast.
Maddie hatte schnell herausgefunden, wie es an einem Drehtag zuging. Zuerst gab es die Kameraproben, bei denen die Schauspieler ihre Szene abarbeiteten und Finlay die Kameraeinstellungen überprüfte. Jede Bewegung wurde festgehalten, jeder Zoom musste entschieden werden. Dann erst würde die Szene gedreht.
Gegen Mittag bekam sie Durst. Wie sie erwartet hatte, gab es keine Pausen, aber sie fragte sich, wo der Cateringwagen stand, damit sie sich wenigstens einen Kaffee holen konnte. Maddie sah sich um, aber sie konnte nicht mal einen Getränkewagen irgendwo sehen. Sie fragte Finlay, aber der lachte nur.
»Du hast noch einiges zu lernen! Vergiss nicht, dass dies der kleinste aller low budget films ist, den die Welt je gesehen hat. Hugh hat eine Frau ausfindig gemacht, die mittags mit einer Sandwich-Selektion vorbeikommt. Und du musst für das Essen selbst zahlen.«
Maddie schüttelte ungläubig den Kopf. Sie wusste, dass alle Filmproduktionen das Catering bestellten und natürlich auch bezahlten. Das war keine zusätzliche Belohnung, sondern eine Notwendigkeit, wenn man die langen Stunden und die anstrengende Arbeit bedachte. Außerdem sagte einem der gesunde Menschenverstand, dass Menschen mit leerem Magen nicht mit Begeisterung bei der Arbeit sein konnten.
An diesem Abend dauerte die Arbeit bis sieben Uhr. Hugh verließ den Dreh als Erster und beauftragte die anderen, alles wegzuräumen. Die Geräte und Requisiten wurden in zwei abschließbare Container gebracht, die jemand schief und lieblos auf den gepflegten Rasen des Hauses abgestellt hatte. Es waren alte, sehr geräumige Container, und weil alle vom Team mithalfen, waren alle Geräte und Gegenstände schnell untergebracht. Das Team brauchte keine Anweisungen; intuitiv wusste jeder, was zu tun war.
Als die letzten Stücke verstaut waren, fuhr ein zerbeulter alter Minibus die Auffahrt zu Brigham House hoch und parkte bei den Containern. Die Schauspieler und die Mannschaft zwängten sich hinein, nur Finlay war in seinem eigenen Fahrzeug gekommen. Maddie ging zu ihrem MG und folgte dem Bus nach Dorchester. Sie hatte das unangenehme Gefühl, fünf Wochen lang in einem Käfig zu sitzen.
Im Hotel wurde Maddie aufs Zimmer geleitet, von dem sie wirklich überrascht war. Sie hatte schon gedacht, dass Hughs Finanzprobleme ihn veranlasst hätten, ein Doppelzimmer für sie zu buchen, das sie sich mit irgendjemandem teilen musste; aber das Zimmer gehörte ihr ganz allein.
An den Fußleisten, den Bilderschienen und den alten viktorianischen Stuckarbeiten, die abrupt endeten, erkannte Maddie, dass das Zimmer früher größer gewesen war; man hatte es in zwei Hälften geteilt. Aber sie hatte trotzdem ein kleines Bad zu ihrer alleinigen Verfügung. Es gab einen Fernseher und ein Telefon neben dem Bett. Vom Fenster aus hatte man einen attraktiven Blick über den Hotelgarten. Maddie bestellte sich ein Sandwich vom Zimmerservice, packte aus und genehmigte sich eine kurze Dusche.
Als sie in frische Sachen stieg, stieß Maddie einen Seufzer aus. Sie hatte noch eine Menge zu tun. Das war die Strafe für den doppelten Job, den Shepherd ihr aufgetragen hatte. Während die anderen beim Essen und Trinken entspannen konnten, musste sie noch einigen widerspenstigen Landbesitzern Honig um den Mund schmieren, bis sie den Vertrag unterschrieben hatten. Auf dem Weg hinunter begegnete sie Juliet, eine der Schauspielerinnen, die aus dem Zimmer nebenan trat.
Maddie konnte Juliets Alter nicht schätzen. Sie sah wie Anfang zwanzig aus. Sie hatte ein süßes Puppengesicht, das von gut geschnittenen braunen Haaren umrahmt wurde, große braune Augen, und ein Blick überraschter Unschuld umgab sie, als wäre er angeboren.
Aber nach ihrer Persönlichkeit zu urteilen, musste sie älter sein, denn sie war viel erfahrener als eine junge Frau von Anfang zwanzig. Aus ihrem Erzählen schloss Maddie, dass Juliet schon einiges hinter sich hatte, und sie hatte den schmutzigsten Humor, den Maddie je gehört hatte, ob Mann oder Frau.
»Wie geht es dir?«, fragte Juliet. »Ich habe gehört, dass Hugh dir das Leben schwer macht. Er hat einen Sack voller Probleme, unser Hugh.«
Maddie war gerührt, dass Juliet sich um sie sorgte. »Es geht mir trotzdem gut. Ich schätze, inzwischen habe
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