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Circulus Finalis - Der letzte Kreis

Circulus Finalis - Der letzte Kreis

Titel: Circulus Finalis - Der letzte Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tarek Siddiqui
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Na ich bin froh, dass ich mich noch rechtzeitig ihrer Suchmeldung erinnert habe. Wir haben ihn eigentlich nur zufällig wegen einer Kleinigkeit aufgehalten, und auf der Straße wirkte er ganz normal. Erst, als ihr Krankenwagen vorbeifuhr, zeigte er Anzeichen von Paranoia.“
    Ich hö rte das bereits wie aus einiger Ferne, und für jedes weitere Wort fehlte mir die Kraft. Was hätte es auch noch zu sagen gegeben? Der Tunnel wurde enger, das Licht schwand, und ich ließ es zu.

D er letzte Kreis
39
    Das alles liegt jetzt fast vier Wochen zurück.
    Haller im Keller: Langsam hat er Angst. Es drä ngt mich, in die dritte Person auszuweichen, um die nötige Distanz zu erhalten. Aber das wäre eine Schwäche, der nur andere Schwächen folgen würden. Es riecht anders, vermutlich nach Frühling, und auch das macht mir Angst. Es gibt nichts, was ich meinen Entführern noch zu erzählen hätte; doch die Sorge wächst, dass sie versuchen könnten, mir etwas zu entreißen, was ich gar nicht weiß.
    Momente kommen und gehen, untereinander merkwürdig unverbunden; gelegentlich wünsche ich mir, ich sei wie Schlager gewesen, zynisch in kleinen Dingen und wahrhaftig da, wo es wichtig gewesen wäre, wahrhaftig zu sein – nicht umgekehrt. Er ist ja tot und insofern wenig zu beneiden, aber wenn ich es auch bald sein sollte, dann sterbe ich nicht aufrecht so wie er, sondern in dem Bewusstsein, meinen Tod selbst verschuldet zu habe, durch Dummheit und Kurzsicht und einen Mangel an Ernsthaftigkeit.

    Das Ende meiner Flucht ist schnell erzählt: Als ich aufwachte, meinem Gefühl nach mitten in der Nacht sein, lag ich im Rettungswagen, festgeschnallt auf unserer Trage und nach wie vor gefesselt. Im linken Arm fachgerecht die Kanüle für einen venösen Zugang, und daran angeschlossen eine Infusion mit zehnprozentiger Glucose-Lösung gegen die Unterzuckerung. Ich war ausgelaugt und schwach, gleichzeitig nach dem Druck der letzten Tage auch von einer gewissen Leichtigkeit, da es nichts mehr zu tun und zu entscheiden gab. Draußen fast vollständige Dunkelheit, aber an winzigen Details meinte ich zu erkennen, dass wir uns in der Fahrzeuggarage auf der Wache befanden.
    Metz und Hä rting saßen da und beobachteten mich mit ausdruckslosen Gesichtern. Sie begannen mich zu befragen, wie ich die rätselhaften Skizzen entschlüsselt und wo ich die angebliche letzte Botschaft gefunden hätte. Vor allem wollten sie wissen, woher meine Kenntnis der Legende von Sarazul stammte.
    „ Durch wen hast du davon erfahren?“
    „ Durch niemand.“
    „ Bisher hast du immer behauptet…“
    „ Es war alles eine Erfindung.“
    „ Warum solltest du etwas Derartiges erfinden?“
    Diese Frage war in der Tat nicht leicht zu beantworten.
    Ich bemühte mich um Ruhe und Sachlichkeit, erzählte ihnen von Siad, der mit mir diese Schule besucht hatte, und schloss mit dem eindringlichen Plädoyer, dass es sich nur um einen Spaß gehandelt habe, ein Rollenspiel, einen konstruierten Aberglauben. Metz stand mit dem Rücken zu mir und hantierte an der Medikamentenschublade. Er zog mehrere Spritzen auf, vielleicht Valium, vielleicht etwas Schlimmeres. Mich fröstelte.
    „ Und deshalb bist du vor uns weggerannt? Das sollen wir dir glauben?“
    Er drehte sich um.
    „Du willst uns davon überzeugen, es sei Zufall und Willkür, dass die Botschaft in dieser Schule versteckt worden sei. Ich sage dir, es ist kein Zufall, dass du genau diese Schule besucht hast . Und dieser Siad – wenn es ihn gibt, wo ist er jetzt?“
    Ich gab auf. „ Ich weiß es nicht. Untersuchungshaft, vermutlich. Als Deserteur. In Syrien.“
    Metz verließ ohne ein weiteres Wort den Patientenraum. Härting nahm zwei der Spritzen, öffnete den seitlichen Verschluss der Zugangskanüle und drückte die klare Flüssigkeit dann mit professioneller Gleichmäßigkeit in den Schlauch. Er sah mich an und sagte:
    „ Nicht blöd. Das würde ich dir schon fast wieder glauben, einfach weil es so unwahrscheinlich klingt.“
    Dann ging auch er.

    Irgendwie verstand ich sie sogar: Sie hatten so viel investiert, so viel zugelassen, dass die Vorstellung, alles beruhe nur auf einer Lü ge, unerträglich und undenkbar wurde. Sie würden, wenn es nötig war, die Legende vom Circulus Finalis erweitern und verkomplizieren, um sie vor jeder Entmystifizierung zu schützen, und je komplexer das Netz ihres Irrglaubens würde, desto weiter mussten sie sich in ihm verstricken. Aber korrigieren und aufgeben, das konnten sie

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