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Circulus Finalis - Der letzte Kreis

Circulus Finalis - Der letzte Kreis

Titel: Circulus Finalis - Der letzte Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tarek Siddiqui
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und vielleicht war man noch nicht fertig geworden, oder es gab Reparaturbedarf. Die Rückwand lehnte daneben, auch ein Anschlusskabel lag bereit. Ich warf wieder einen Blick auf das leise pendelnde Stromkabel und hatte keinen Zweifel, dass sie mich dort unten im Dunkel vermuten würden. Und selbst wenn nicht – ich musste es nur geschickt anstellen und keine Fehler machen, dann würden sie nie auf die Idee kommen, ich könnte mich hier verstecken.
    Also stellte ich mich geschickt an. Stieg in die Box, mit leicht eingezogene m Kopf, zog das Anschlusskabel zu mir herein, dann die Rückwand, die an den Ecken mit Metallstiften eingepasst war. Nur verschrauben ließ sie sich von innen nicht. Dafür konnte ich sogar durch die Ausschnitte für die Lautsprecher und die dünne Stoffbespannung in den erleuchteten Raum hinaussehen.
    Einen Stock tiefer rü ttelte jemand an den Türen, die zur Aula führten, aber die waren abgeschlossen. Fast musste ich grinsen. Hier oben warf sich ein anderer gegen die Tür, Tann vermutlich. Ich war darauf gefasst, dass sie jeden Moment hereinbrechen würden, aber für eine kleine Weile geschah nichts. Wahrscheinlich vergingen nur ein oder zwei Minuten, aber in meinem Versteck wurde ich langsam ungeduldig.
    D ann rutschte der Stuhl weg und gab die Klinke frei, Tann stolperte in den Raum und erstarrte. Ich sah sein Gesicht durch den feinen schwarzen Schleier, schwitzend, zornig, fast wie besessen schon, und fühlte mich unbehaglich, aber er blickte kaum in meine Richtung, sondern starrte nur auf das Stromkabel, das noch immer die suggestive, leichte Pendelbewegung fortführte, in die meine letzte Berührung es versetzt hatte. Wegmann trat neben ihn, dann Metz. In diesem Moment hatte ich das Gefühl, sie waren genauso müde wie ich und sich gar nicht mehr des Sinns der Sache sicher; sie wollten mich einfach nur finden, wie im Fieber und weil ich sie herausgefordert hatte. Mir war danach, mich zum enttarnen, und ihnen den Vorschlag zu machen, es einfach gut sein zu lassen.
    Dann hö rte ich Tann seufzen.
    „ Also Plan B. Suchen wir unten weiter. Ich besorge den Schlüssel von der Alten.“
    Sie verließ en die Empore und eine knappe Minute später öffnete sich unten eine jener Türen, die dem Publikum bei Gelegenheit Einlass zur Aula gewährten. Das Licht in der Halle wurde eingeschaltet.
    Ich musste jetzt nur einen gü nstigen Moment abwarten, um mein Versteck zu verlassen, und möglichst geräuschlos zur Pforte zu gelangen. Die Schwester würde mich nicht aufhalten. Und dann? Ich tastete nach dem Zettel in der Tasche, befühlte das Papier, zog ihn hervor, konnte aber in der Dunkelheit meines Verstecks nichts erkennen.

    Die Stimmen verteilten sich in der Aula, langsam bewegten sie sich in Richtung Bühne. Vorsichtig öffnete ich den Rückdeckel der Box und lehnte ihn gegen die Wand.
    In diesem Moment ö ffnete sich die Tür unten in der Aula ein weiteres Mal, und ich erstarrte in der Bewegung. Meine Vermutung, es müsse sich um die Schwester von der Pforte handeln, erwies sich als falsch. Ich hörte Härtings Stimme.
    „ Was ist verdammt noch mal los mit euch?“
    Tann antwortete nach einer kurzen Pause, und ich vermeinte, eine leichte Unsicherheit in seiner Stimme herauszuhö ren.
    „ Wir suchen. Warum bist du nicht beim Eingang geblieben?“
    Hä rting antwortete nicht, ich hörte Schritte sich in Richtung Bühne fortbewegen. Vorsichtig riskierte ich einen Blick durch den schmalen Spalt zwischen Vorhang und Wand.
    Tann, Wegmann und Metz hatten sich bis zur Bü hne vorgearbeitet und standen zwischen den Kulissen eines Theaterstücks, das offensichtlich in einem Krankenhaus oder Sanatorium spielte. Sie wirkten ein wenig müde und überfordert angesichts der Unübersichtlichkeit der Aufbauten, der Vorhänge und des dunklen Bereiches dahinter. Härting bewegte sich mit schnellen Schritten auf sie zu und stieg, zwei Stufen auf einmal nehmend, hinauf zur Bühne.
    „ Weil ihr nicht mehr wisst, was ihr tut. Weil ihr nicht mehr klar denken könnt. Weil wir alle nach Hause gehen sollten.“
    Er stand jetzt direkt vor Tann, der ihn grollend ansah. „ Dann bist du auch so ein Verräter wie Haller…“
    Ich hatte die Bewegung in keiner Weise vorausgeahnt, und sie wurde blitzschnell ausgefü hrt. Härting schlug Tann mit der flachen Hand ins Gesicht, dass er eine Vierteldrehung vollführte, beinahe das Gleichgewicht verlor. Er taumelte für einen Moment, stützte sich ab, und ließ sich dann auf

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