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Circulus Finalis - Der letzte Kreis

Circulus Finalis - Der letzte Kreis

Titel: Circulus Finalis - Der letzte Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tarek Siddiqui
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würde.
    Das Telefon lä utete. Ich meldete mich.
    „ Metz hier.“ Dann eine Pause.
    „ Diese Geschichte, die du erzählt hast. Ich muss wissen, woher du sie hast.“
    Er kam mir in diesem Moment vor wie ein Teenager, der verzweifelt davon beseel t ist, zu irgendeinem Leinwandidol, nicht einmal zu einem Schauspieler, sondern zu der Figur in einem Film, Kontakt aufzunehmen, weil er fest davon überzeugt ist, dass der Sinn seines Lebens mit dieser Figur verknüpft sei. Kein Wunder, schließlich wusste ich, dass die ganze Geschichte von vorne bis hinten erfunden war.
    Was sollte ich sagen? Irgendwie widerstrebte es mir, meine Schö pfung einfach fallen zu lassen. Insofern ging es Metz und mir gleich, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen und bei verschiedenem Wissensstand. Die Aufmerksamkeit, die meine Lüge erregt hatte, machte mich neugierig. Ich sah den konvertierten Sarazul vor mir, als hätte ich ihn gekannt; mir gefiel seine eigene Ethik und, natürlich, das Mittelalterliche und Geheimbündlerische daran. Mir gefiel es, mich auf einem neuen Gebiet zu betätigen: dem der Erfindung und des Experimentes. Ich wollte sehen, ob ich hier Talent hätte, und wohin das führen würde. Und nachdem ich mit einer Improvisation schon so erfolgreich gewesen war, improvisierte ich einfach weiter.
    „ Es gibt ein Dokument. Einen Hinweis. Ein Rätsel, wenn du willst. Wer mehr wissen will, muss es lösen.“
    „ Besitzt du es? Kannst du es besorgen? Hast du es gelöst?“
    „ Ich kenne es nicht. Vielleicht kann ich es besorgen.“ Es galt, etwas Zeit gewinnen. „Gib mir ein paar Tage, ich tue mein bestes.“
    „ Danke.“ Metz räusperte sich. „Und dieses Kloster? Gibt es das noch?“
    Ich nickte langsam vor mich hin. „ Ich glaube: Ja. Es soll versteckt sein, verborgen, ich weiß nicht, wie. Der, von dem ich das alles gehört habe, war der Meinung, es könne nicht weit von hier sein.“
    „ Hier?“ Er räusperte sich erregt. „Glaubst du das?“
    „ Keine Ahnung.“
    „ Besorg' mir den Hinweis. Es ist mir sehr wichtig, das weißt du, sonst würde ich dich nicht bitten.“
    Ich antwortete ihm, dass ich verstü nde. Dann legten wir auf.

    Immerhin drei halbherzige Silvestereinladungen zählte ich in diesem Jahr. Ich lehnte jede davon unter dem Vorwand der anderen ab, und falls das auffallen sollte, was reichlich unwahrscheinlich war, würde ich behaupten, mich kurzfristig unwohl gefühlt zu haben. Ich hatte andere Pläne.
    Am letzten Abend des Jahres saß ich in meiner Wohnung auf dem Teppichboden, das Gesicht den Fenstern zugewandt, die den dunklen Himmel einrahmten; vor mir eine Rolle weißer Raufasertapete und Filzstifte in vier Farben. Leise die Filmmusik eines Klassikers. Dazu eine Flasche Rotwein, einen argentinischen Malbec, Weißbrot, eine Schüssel mit Gurken- und Tomatensalat sowie etwas Käse, das war mein Festmahl. Ich biss vom Brot ab, beschwerte die Enden der aufgerollten Tapetenrolle, und schrieb in die Mitte des Blattes: Sarazul .

    Kein Zweifel, das Mittelalter war eine dunkle Zeit, zudem eine hygienische Katastrophe jenseits unserer Vorstellung, voll von Krieg und Verzweiflung und Leid ohne Linderung, in der selbst die Erkenntnisse, die es gab, noch vielfach wissentlich verfälscht und unterdrückt wurden. Obwohl all das hinlänglich bekannt ist, existiert da in unseren Köpfen auch ein anderes Bild: Von einer Zeit, in der die Dinge weniger kompliziert waren als heute, die Maßstäbe menschengerechter, eine bunte Welt edler Ritter, hoher Klostermauern, fahrender Spielleute.
    Mir ging es nicht anders. Es hatte zu tun mit der Vorstellung von dichtem Unterholz, von dü steren Wäldern, die mit Ausnahme kleiner Inseln die Landschaften Mitteleuropas erstreckten. Von ausgedehnten Mooren und unbegradigten Flussschlingen, in deren Umarmung das Land lag. Und wenn das Mittelalter eine unbestreitbar dunkle Epoche war, dann war das wahrscheinlich Teil dieser Faszination.
    Zuerst versuchte ich, die Eckpunkte der spontan erfundenen Geschichte zu Papier zu bringen, mit Zeit- und Ortsangaben und vielen Fragezeichen; ich wü rde recherchieren müssen. Ein paar Details schrieb ich hinzu, aber es sollte auf keinen Fall zu kompliziert werden oder in Arbeit ausarten. Als ich damit fertig war, wusste ich nicht mehr weiter, und eigentlich kam mir die Sache schon wieder lächerlich vor. Fast hätte ich die Tapete zusammengerollt, ein Buch zur Hand genommen und die Angelegenheit auf sich beruhen lassen.
    Dann fragte ich

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