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Circulus Finalis - Der letzte Kreis

Circulus Finalis - Der letzte Kreis

Titel: Circulus Finalis - Der letzte Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tarek Siddiqui
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Basisausbildung als Sanitäter, mit der er zwar nicht rettungsdiensttauglich war, die ihm aber die Übernahme eiliger Organ-, Gewebeproben- und Blutkonserventransporte gestattete. Meistens war er mehrere Wochen ununterbrochen in Bereitschaft und bekam in der Zwischenzeit ein Auto gestellt, einen Opel Vectra mit zwei Litern Hubraum und, vor allem, Blaulicht und Martinshorn. Die meisten Fahrten waren zu seinem Leidwesen zwar nicht hinreichend eilig, aber wenn es so weit war, dann gab er alles. Dass nach einer Alarmierung unmittelbar in der Einfahrt des Zielkrankenhauses die Kunststoff-Radkappen des Vectras abgeschmolzen waren, weil die Bremsen sprichwörtlich glühten, hatte ihm ein zeitweiliges Fahrverbot eingebracht. Aber das war inzwischen abgelaufen. Und irgendwie war er ein guter Kerl.
    „ Knopp?“
    „ Timo, hallo. Du, eilige Sache, ich hoffe, du hast Zeit. Sonst mach’ ich’s.“
    „ Was denn, was denn?“
    Ich erklä rte ihm, er müsse Konserven bei der etwa fünfzig Kilometer nördlich gelegenen Blutbank abholen und dann zu einem eine Stunde entfernten Krankenhaus bringen.
    „ Mit Alarm?“
    „ Ja, wirklich eilig. Und noch etwas: Fahr nicht über den Ring, sehr viel Verkehr. Stau möglicherweise. Fahr lieber hintenrum zur Autobahn.“
    Seine Gedanken waren nicht schwer zu erraten. Viel Verkehr hä tte ihm kaum etwas ausgemacht, das steigerte nur die Herausforderung. Aber nichts blöder, als auf einer Schnellstraße ohne Seitenstreifen mit Blaulicht und Martinshorn im Stau zu stehen und nicht vorwärtszukommen.
    „ Okay, okay. Mach ich. Bin schon unterwegs.“
    „ Ja, ist wirklich eilig.“ Plötzlich hatte ich ein schlechtes Gewissen, den arglosen Jungen so zu manipulieren. „Aber pass auf dich auf, in Ordnung? Komm heil hin und wieder zurück.“
    „ Klingst schon wie meine Mutter.“

    Erneuter Blick auf die Uhr. Ich hatte die Wohnung vor fünf Minuten verlassen. Es war Zeit, zu gehen. Als ich um die Ecke des Wohnblicks bog, meinte ich aus dem Augenwinkel unseren Krankenwagen zu erkennen, aber ich sah mich nicht mehr um. Konnte das schon Metz sein?
    Ich hoffte jedenfalls, ein wenig Vors prung gewonnen zu haben. Knopp hatte meine Anweisungen nicht in Frage gestellt, dazu deckten sie sich einfach zu sehr mit seinen Wünschen. Ich hatte versucht, ihn so zu dirigieren, dass er hier in der Nähe vorbeifahren musste, und mit etwas Glück würde Metz, der sich spätestens nach dem zweiten Bier damit brüstete, alle unsere Fahrzeuge am Klang des Martinshorns erkennen zu können, aufmerksam werden, und eine Flucht vermuten, da ihm kein Einsatzauftrag bekannt war. Es würde ihm nur logisch erscheinen, dass ich ein Dienstfahrzeug entwendete, da ich ja kein Auto besaß und es für ihn im Großen und Ganzen unverständlich war, wie man sich anders fortbewegen konnte.
    Die größ te Unsicherheit war, ob er dennoch versuchen würde, per Funk Kontakt herzustellen. Ich hoffte, dass Knopp den Funk nicht oder zumindest nicht laut genug mithören würde, da bei so einem längeren Einsatz ohne Beifahrer das Wechseln der Kanäle je nach Kreis und Bezirk ohnehin nicht durchführbar war. Ein Mobiltelefon besaß er nicht; normalerweise alarmierte man ihn per Pager, aber vielleicht würde er das Gerät während der Fahrt nicht beachten, und in jedem Fall liefe ein Ruf über die Zentrale und bräuchte Zeit. Zeit, die Metz sich nicht gerne würde nehmen wollen. Ich hoffte auf seinen Jagdtrieb; die Täuschung konnte funktionieren.
    Zum ersten Mal wü nschte ich mir einen Scanner, um den Funkverkehr abhören zu können. Während ich mich mit schnellen, aber disziplinierten Schritten über Nebenstraßen vom Wohnblock entfernte, hörte ich das Martinshorn des Opel herannahen und sich wieder entfernen, und musste darauf hoffen, dass Metz den Köder schlucken würde. Einholen konnte er Knopp selbst mit Blaulicht nicht: Der Krankenwagen fuhr nicht mehr als 160, der Vectra knappe 200. Im günstigsten Fall konnte es eine Dreiviertelstunde dauern, bis die Sache aufflog, denn bei der Blutbank gab es nichts abzuholen.

    Zumindest für den Augenblick ging ich also davon aus, ein wenig Bewegungsfreiheit zu haben. Nach einem knappen Kilometer Fußweg gelangte ich zur Haltestelle einer Buslinie, die ich normalerweise nicht benutzte, und die mich zum Bahnhof brachte.
    So weit, in etwa, reichte mein Plan. Da der Rü ckweg zur Wohnung nicht infrage kam, zog es mich dorthin, wo ich mich am zweitwohlsten fühlte: in die Zentralbibliothek der

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