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Circus

Circus

Titel: Circus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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Ihrer Hunderten von Angestellten. Seine Vergangenheit ist untadelig: Er ist fachärztlicher Berater am ›Belvedere‹, und mit dieser Reise verlebt er einen Teil seines Urlaubs auf anderer Leute Kosten. Er hat viel bessere Qualifikationen und viel größere Erfahrung als alle anderen Bewerber, die an Sie herantreten werden. Ihre Wahl wird also ganz selbstverständlich auf ihn fallen. Sie haben Glück, ihn zu bekommen.«
    »Aber er hat seit Jahren nicht prakti…«
    »Er hat ein Sprechzimmer in der Klinik – eines unserer Zweigbüros.«
    »Ist Ihnen denn gar nichts heilig?«
    »Nicht viel. Wie bald können Sie abreisen?«
    »Abreisen?«
    »Nach Europa.«
    »Wir sind noch drei Tage hier, und dann haben wir noch drei Termine an der Ostküste.«
    »Blasen Sie sie ab.«
    »Abblasen? Das geht nicht! Es ist alles festgemacht, die Hallen sind bestellt, die Ankündigungen laufen, Tausende von Karten sind bereits im Vorverkauf weggegangen …«
    »Ihre Entschädigung wird sich in fürstlichen Regionen bewegen, Mr. Wrinfield. Setzen Sie eine angemessene Summe fest, und sie wird morgen auf Ihrer Bank sein.«
    Wrinfield war kein Mann, der dazu neigte, die Hände zu ringen, aber im Augenblick sah er so aus, als hätte er es gern getan. »Wir sind so etwas wie eine feste Institution dort.«
    »Verdoppeln Sie die Summe, an die Sie gedacht haben. Sagen Sie ab. Ihre Einschiffung nach Europa von New York aus wird in einer Woche stattfinden. Sobald Sie Dr. Harper eingestellt haben, wird er die Impfungen organisieren. Falls Sie irgendwelche Schwierigkeiten wegen der Visa haben sollten, werden wir ein bißchen nachhelfen. Aber ich glaube eigentlich nicht, daß es nötig sein wird – die osteuropäischen Länder sind ganz wild auf Ihren Circus. Ich werde heute abend zur Vorstellung kommen. Und die bezaubernde Miß Hopkins auch. Aber nicht mit mir. Lassen Sie sie von irgend jemandem herumführen, aber tun Sie es nicht selbst.«
    »Ich habe einen sehr aufgeweckten Neffen …«
    »Fein. Sagen Sie ihm gar nichts. Er soll die neue Sekretärin nur in ihr neues Reich einführen und sie einigen Ihrer besten Leute vorstellen. Vor allem natürlich Bruno. Und weihen Sie Bruno vorher ein.«
    Henry Wrinfield sah seinem Onkel dermaßen ähnlich, daß man ihn ohne weiteres für seinen Sohn hätte halten können, aber es bestand kein Zweifel daran, daß er wirklich sein Neffe war. Er hatte die gleichen dunklen Augen, das gleiche schmale Gelehrtengesicht und die gleiche schnelle Auffassungsgabe. Und wenn er auch nicht das gleiche geistige Niveau wie sein Onkel hatte, so war er doch wirklich ein sehr aufgeweckter junger Mann. Und er war hell begeistert davon, Maria Hopkins den Circus zeigen zu dürfen. Für etwa eine Stunde vergaß er völlig den Blaustrumpf, mit dem er verlobt war, und als ihm seine Herzensdame schließlich wieder einfiel – für gewöhnlich vergingen keine zehn Minuten, in denen er nicht an sie dachte –, stellte er überrascht fest, daß er keine Gewissensbisse hatte.
    Nur wenige Männer hätten über die Aufgabe zu klagen gehabt, die Henry überantwortet worden war, und diese wenigen hätten nur Weiberfeinde in sehr fortgeschrittenem Stadium sein können. Sie war klein, aber ganz offensichtlich nicht unterernährt, hatte lange dunkle Haare, schimmernde dunkle Augen und ein außerordentlich ansteckendes Lächeln und Lachen. Sie entsprach nicht im entferntesten den landläufigen Vorstellungen von einer Geheimagentin, und das war vielleicht einer der Gründe, weshalb Dr. Harper so große Stücke auf sie hielt.
    Henry, der sie völlig unnötigerweise untergehakt hatte, zeigte ihr die angeketteten und in den Käfigen sitzenden Tiere und stellte ihr Malthius und Neubauer vor, die mit ihren großen Katzen gerade ihre einzelnen Nummern trainierten. Malthius war charmant und freundlich und wünschte ihr eine angenehme Zeit beim Circus, wogegen Neubauer zwar höflich, aber mangels Begabung auf diesem Gebiet nicht charmant war und ihr nichts wünschte. Henry führte sie weiter und kam mit ihr auf den zum Circus gehörenden Jahrmarkt. Kan Dahn spielte mit einer riesigen Kugelhantel und sah eindrucksvoller aus als je zuvor. Er nahm Marias kleine Hand vorsichtig in seine Pranke, lächelte breit, verkündete, daß sie die beste Neuerwerbung des Circus seit seiner eigenen Einstellung vor Jahren sei, und bereitete ihr alles in allem einen geradezu überschwenglichen Empfang.
    Kan Dahn war immer guter Laune, aber niemand wußte, ob das bei ihm

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