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Circus

Circus

Titel: Circus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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Kopf über Carters nettes Wesen zerbrochen hat. Er brauchte eben Geld und kam zu dem Schluß, daß beim Zahlmeister am sichersten etwas zu holen sein würde. Es ist unangenehm für einen Kapitän, wenn auf seinem Schiff so etwas passiert. Ich habe einige meiner Männer beauftragt, der Sache nachzugehen.«
    Bruno lächelte. »Ich hoffe nicht, daß sich der Verdacht zuerst automatisch gegen uns Circusleute richtet. Unter ansonsten ganz vernünftigen Bürgern ist unser Ruf leider nicht gerade der beste. Und dabei kenne ich keine ehrlicheren Menschen.«
    »Ich weiß nicht, wer es gewesen ist, und ich fürchte auch, daß wir es nie erfahren werden.«
    Bruno lehnte auf der Heckreling und starrte nachdenklich auf die Kielwelle hinunter, die das Schiff hinter sich ließ. Als jemand von hinten herankam und dann neben ihn trat, richtete er sich auf und fragte: »Irgend jemand in der Nähe?«
    »Niemand«, sagte Manuelo.
    »Nichts Besorgniserregendes?«
    »Nichts Besorgniserregendes.« Manuelos blendend weiße Zähne leuchteten in der Dunkelheit. »Du hattest verdammt recht. Der arme Mr. Carter macht tatsächlich regelmäßig einen – wie nennst du das –?«
    »Verdauungsspaziergang.«
    »Richtig. Er macht seinen Verdauungsspaziergang auf dem Deck, auf dem die Rettungsboote vertäut sind. Und da gibt es viel Schatten. Kan Dahn hielt ihn ein bißchen fest, Roebuck nahm dem Zahlmeister die Schlüssel zu den Kabinen ab, für die er zuständig ist, brachte sie zu mir herunter und stand auf dem Gang Schmiere, während ich drin war. Ich brauchte nicht lange zu suchen. In einer Aktentasche war ein komischer Apparat …«
    »Ich glaube, darüber weiß ich Bescheid. Es sieht aus wie ein kleines Radio, aber ohne Frequenzband, nicht wahr?«
    »Ja. Was ist es?«
    »Ein Gerät, mit dem man Abhörgeräte lokalisieren kann. Es sind eine Menge ausgesprochen mißtrauischer Leute auf diesem Kahn.«
    »Überrascht dich das? Immerhin sind wir an Bord.«
    »Was hast du noch gefunden?«
    »Fünfzehnhundert Dollar in Zehnern, ganz unten in einem Koffer …«
    »Davon wußte ich noch nichts. Gebrauchte Scheine?«
    »Nein. Neue. Mit fortlaufenden Nummern.«
    »Wie unvorsichtig.«
    »Es sieht so aus.« Er gab Bruno ein Stück Papier. »Ich habe die Seriennummern des ersten und letzten notiert.«
    »Gut, gut. Bist du sicher, daß es echte Scheine waren?«
    »Darauf wette ich meinen Kopf. Ich hatte es ja nicht so eilig und gab Roebuck einen zur Beurteilung nach draußen. Und er sagt auch, daß sie echt sind.«
    »Und das war alles?«
    »Es waren noch ein paar an ihn adressierte Briefe da. Nicht an eine bestimmte Adresse, sondern postlagernd, hauptsächlich für London und New York.«
    »In welcher Sprache? Englisch?«
    »Nein. Auf dem Poststempel stand Gdynia. Das liegt in Polen.«
    »Allerdings. Und nach deinem Besuch hast du die Kabine so hinterlassen, wie du sie vorgefunden hattest, und dem schlafenden Mr. Carter seine Schlüssel wieder in die Tasche gesteckt.«
    Manuelo nickte. Bruno bedankte sich bei ihm und verließ das Achterdeck. Er ging in seine Kabine zurück, warf einen kurzen Blick auf die Seriennummern der Banknoten, zerriß den Zettel, auf dem sie standen, in winzige Fetzchen und spülte sie in der Toilette hinunter.
    Wie erwartet, wurde der Mann, der Carter überfallen hatte, nie gefunden.
    Am Abend vor der Ankunft in Genua fand sich Dr. Harper wieder in Brunos Kabine ein. Sein erster Weg war wiederum zur Bar, und er goß sich wie gewohnt einen Drink aus dem Vorrat ein, den Bruno nicht ein einziges Mal angerührt hatte.
    »Wie weit sind Ihre Pläne gediehen?« fragte er und ließ sich in einem Sessel nieder. »Ich trete leider auf der Stelle.«
    »Im Interesse meiner Gesundheit wäre es vielleicht besser, wenn es mir ebenso ginge«, meinte Bruno düster.
    Harper setzte sich kerzengerade auf. »Sie haben also eine Idee?«
    »Ich weiß nicht. Einen Lichtstreifen am Horizont würde ich eher sagen. Haben Sie nicht vielleicht noch irgendwelche weiteren Informationen für mich? Irgend etwas über die Aufteilung der Räume im Westgebäude und darüber, wie man sich Zugang zum neunten Stockwerk verschafft? Wie ist es beispielsweise mit dem Dach? Kann man da vielleicht durch irgendwelche Lüftungsschächte oder Luken einsteigen?«
    »Ich muß Ihnen gestehen, daß ich keine Ahnung habe.«
    »Ich glaube, die Lüftungsschächte können wir vergessen. In einem derartig gesicherten Gebäude findet die Belüftung sicher durch die Seitenwände statt,

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