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Circus

Circus

Titel: Circus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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Liebesgeflüster vertieft. Henry war sehr, sehr ernst und ehrlich besorgt. Plötzlich unterbrach er seinen Redestrom, schaute quer durch die Bar und dann wieder zu Maria.
    »Das ist der Beweis!« Seine Stimme drückte eine Mischung aus Ärger und Triumph aus.
    »Was ist der Beweis wofür, Henry?« fragte Maria geduldig.
    »Ich spreche von dem Burschen, von dem ich Ihnen erzählt habe, Sie wissen schon, der, der Sie verfolgt hat. Das ist der Kerl, der gerade hereingekommen und hinter die Bar gegangen ist. Der Typ mit dem Wieselgesicht. Er hat keine Veranlassung, hier zu sein. Er arbeitet nicht hier.«
    »Ach, kommen Sie, Henry, lassen Sie's gut sein. Er hat kein Wieselgesicht, nur ein schmales, das ist alles.«
    »Er ist Engländer«, sagte Henry in einem Ton, als sei das ein Verbrechen.
    »Ich habe schon einige Engländer kennengelernt, die nicht kriminell waren. Und Sie haben doch sicherlich nicht die Tatsache übersehen, daß wir auf einem englischen Schiff sind?«
    Henry ließ sich nicht beirren. »Ich habe ihn schon ein halbes dutzendmal dabei erwischt, wie er Ihnen gefolgt ist. Ich weiß es, weil ich Ihnen beiden gefolgt bin.« Sie sah ihn überrascht an, aber diesmal ohne zu lächeln. »Er verfolgt auch meinen Onkel.«
    »Aha«, sagte sie und schaute ihn nachdenklich an. »Sein Name ist Wherry. Er ist Kabinensteward.«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, daß er hier in der Bar nichts zu suchen hat. Er beschattet Sie, das ist es!« Dann schaute er sie verblüfft an: »Woher wissen Sie, daß er Kabinensteward ist? Ist er für Ihre Kabine zuständig?«
    »Nein, für die Ihres Onkels. Dort habe ich ihn zum erstenmal gesehen – in der Kabine Ihres Onkel.« Ihr nachdenklicher Gesichtsausdruck vertiefte sich. »Jetzt, da Sie es erwähnen, fällt mir auf, daß ich ihn ziemlich oft in meiner Nähe gesehen habe. Und zwei- oder dreimal, wenn ich spazierenging, war er immer dicht hinter mir, sobald ich mich umdrehte.«
    »Das sage ich doch!«
    »Und was bedeutet das, Henry?«
    »Das weiß ich auch nicht«, gab er zu. »Aber ich irre mich bestimmt nicht.«
    »Warum sollte mich jemand verfolgen? Glauben Sie vielleicht, er ist ein verkleideter Detektiv und ich bin eine gesuchte Verbrecherin? Oder sehe ich aus wie ein Mata-Hari-Verschnitt?«
    Henry überlegte. Schließlich sagte er. »Nein. Außerdem war Mata Hari ausgesprochen häßlich, und Sie sind wunderschön.« Er schaute sie noch einmal ganz genau an: »Wirklich wunderschön.«
    »Henry! Wissen Sie nicht mehr, daß wir heute morgen beschlossen hatten, unsere Gespräche auf rein sachlicher Ebene zu halten?«
    »Zum Teufel mit der sachlichen Ebene!« Henry dachte lange nach, bevor er weitersprach: »Ich glaube, ich fange an, mich in Sie zu verlieben.« Und nach einer weiteren Denkpause berichtigte er sich: »Nein, ich glaube, ich habe mich bereits in Sie verliebt.«
    »Ich glaube nicht, daß Cecily …«
    »Sie soll auch zum Teufel gehen – nein, entschuldigen Sie, das habe ich nicht ernst gemeint. Aber ich meinte, was ich über Sie gesagt habe.« Er drehte sich halb in seinem Sessel um. »Schauen Sie, Wherry geht gerade.«
    Sie beobachteten ihn beide. Er war ein kleiner, dünner, dunkelhaariger Mann mit einem schmalen, dunklen Bärtchen. Als er in einer Entfernung von etwa drei Metern an ihrem Tisch vorbeikam, warf er einen unauffälligen Blick herüber, schaute aber gleich darauf wieder woanders hin. Henry lehnte sich in seinem Sessel zurück und sah Maria mit einem Habe-ich-es-Ihnen-nicht-gesagt-Blick an.
    »Ein kriminelles Subjekt! Das sieht doch ein Blinder. Haben Sie es nicht auch gesehen?«
    »Ja.« Sie nickte besorgt. »Aber warum, Henry, warum nur?«
    Er zuckte die Achseln. »Haben Sie irgendwelche Wertsachen dabei? Vielleicht Schmuck?«
    »Ich trage keinen Schmuck.«
    Henry nickte wohlwollend. »Schmuck ist etwas für Frauen, die ihn nötig haben. Aber wenn eine so entzückende Person wie Sie …«
    »Henry, wenn Sie so weitermachen, kann ich überhaupt nicht mehr mit Ihnen sprechen. Als ich heute morgen sagte, es sei ein schöner Tag, erklärten Sie mir mit schmachtendem Blick, kein Tag könne so schön sein wie ich. Wenn ich etwas über meinen Nachtisch sage, fällt Ihnen sofort ein, daß er nicht halb so süß sei, wie ich es bin. Und als wir uns, heute abend gemeinsam den herrlichen Sonnenuntergang anschauten …«
    »Ich bin eben poetisch veranlagt. Fragen Sie Cecily. Nein, tun Sie das lieber doch nicht. Ich sehe aber, daß ich Sie nicht aus den Augen

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