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Circus

Circus

Titel: Circus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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leider war das noch untertrieben, denn anstatt den Gestank des Desinfektionsmittels zu neutralisieren, verstärkte das Parfüm ihn noch. Bruno kurbelte beide Fenster herunter und fuhr eiligst los, wobei er mit einem Auge die Straße vor sich und mit dem anderen mit Hilfe des Rückspiegels die Straße hinter sich im Blickfeld behielt. Er schlug so viele Haken und fuhr durch so viele winzige Gäßchen, daß jeder Wagen, der ihnen vielleicht gefolgt war, sich schließlich hoffnungslos verfahren haben mußte. Während der Fahrt gingen sie kurz den Plan für den Einbruch in die ›Lubylan‹ durch. Dann fragte Bruno: »Hast du das Zeug, um das ich gebeten hatte?«
    »Im Kofferraum. Allerdings ist es nicht das, worum du gebeten hast – Dr. Harpers Kontaktmann konnte es nicht beschaffen. Er läßt dir sagen, daß du mit diesem Zeug hier besonders vorsichtig umgehen mußt – es scheint schon zu explodieren, wenn man es nur scharf ansieht.«
    »Gütiger Himmel! Erzähl mir bloß nicht, er hat mir Nitroglyzerin geschickt!«
    »Nein. Das Zeug heißt Amatol.«
    »Dann ist es ja gut. Es wird der Sprengzünder sein, der ihm Sorgen macht. Knallquecksilber, nicht wahr?«
    »Ja, das sagte er.«
    »Das Zeug hat es in sich. Es wird eine RDX-Zündschnur und einen chemischen Zünder haben.«
    »Ja. Das hat er auch gesagt.« Sie schaute ihn neugierig an. »Wie kommst du zu diesen Kenntnissen auf dem Gebiet der Sprengstoffe?«
    »Ich habe gar keine. Ich habe vor Jahren etwas darüber gelesen und mir die Sache gemerkt.«
    »Du mußt schon ein ganz beachtliches Archiv in deinem Kopf haben. Daß du dich sofort an alles erinnern kannst – wie machst du das?«
    »Wenn ich das wüßte, würde ich mein Geld damit verdienen, anstatt mein Leben auf dem Trapez zu riskieren. Aber zurück zum Thema: Ich brauche noch etwas, und zwar eine etwa zweieinhalb auf zweieinhalb Meter große Gummimatte.«
    Sie nahm seine Hand und fragte: »Wozu?« Aber ihre Augen sagten ihm, daß sie es bereits wußte.
    »Was glaubst du wohl? Natürlich um sie über diesen verdammten elektrischen Zaun zu werfen. Eine Matte, wie sie die Bodenakrobaten benutzen, wäre geradezu ideal. Und außerdem brauche ich noch ein Seil mit einem gepolsterten Haken dran. Ich möchte die drei Sachen so bald wie möglich haben. Bitte Dr. Harper, die Sachen zu beschaffen und im Kofferraum des Wagens zu deponieren. Möchtest du morgen mittag gerne mit mir essen?«
    »Wie bitte?«
    »Ich möchte die Sachen haben.«
    »Oh. Ja, schrecklich gerne.« Sie atmete tief ein. »Nein, überhaupt nicht gerne. Nicht, wenn du in diesem Aufzug erscheinst. Wir würden sowieso in kein einigermaßen anständiges Lokal reingelassen.«
    »Ich werde mich umziehen.«
    »Aber wenn wir zusammen gesehen werden – am Tag, meine ich …«
    »Zehn Meilen von hier gibt es in einem hübschen kleinen Dorf ein hübsches kleines Gasthaus. Dort kennt uns niemand, und es wird auch keiner auf uns achten. Ich bin tot. Ach, das bringt mich auf etwas: Vor weniger als einer Stunde habe ich mich mit ein paar Totengräbern unterhalten.«
    »Du hast wieder deine humorvollen fünf Minuten, was?«
    »Nein, es stimmt. Es war sehr interessant.«
    »Im ›Jagdhorn‹?«
    »Nein, auf dem Friedhof. Ich fragte sie, für wen das Grab bestimmt sei, das sie aushoben, und sie sagten, es sei für mich. Besser gesagt für den Amerikaner, der vom Drahtseil gefallen ist. Nicht jeder hat das Privileg, zusehen zu können, wie sein eigenes Grab geschaufelt wird. Und die beiden machten ihre Sache wirklich gut.«
    »Bitte, Bruno!« Sie schauderte zusammen. »Muß das sein?«
    »Entschuldige. Es war gar nicht komisch, ich hatte nur gedacht, es wäre komisch. Aber jetzt zurück zur Arbeit: Du fährst mit dem Wagen in das Dorf – es heißt Kolszuki –, und ich nehme den Zug. Wir treffen uns dann dort am Bahnhof. Wir können ja jetzt zum Bahnhof hier fahren und uns den Zugfahrplan ansehen. Du wirst natürlich erst Dr. Harper um Erlaubnis bitten müssen.«
    Auf einem sehr spartanischen Metalltisch in einem sehr spartanisch und hauptsächlich mit Metallmöbeln eingerichteten Büro drehten sich die Spulen eines Tonbandgeräts. Oberst Sergius und Hauptmann Kodes saßen einander an dem Tisch gegenüber. Beide hatten Kopfhörer auf. Sergius hatte eine Zigarre in der Hand, ein Glas Wodka vor sich und ein wohlwollendes Lächeln auf dem Gesicht, das diesmal auch von Nichteingeweihten als solches zu erkennen gewesen wäre. Kodes' Gesichtsmuskeln funktionierten

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