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Circus

Circus

Titel: Circus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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die hochgezogenen Augenbrauen, das Lächeln auf vielen Gesichtern und die geflüsterten Bemerkungen waren Beweis genug, daß seine Ankunft nicht unbemerkt geblieben war. Bruno ließ die Blicke scheinbar ziellos durch den Raum schweifen: Es war niemand in Sicht, der auch nur im entferntesten so aussah wie ein Geheimpolizist, aber das war kein besonderer Trost – den wirklich guten Agenten sah man ihren Beruf nämlich nicht an.
    Am folgenden Morgen um acht Uhr war Bruno wieder im Speisesaal. Auch diesmal las er Zeitung, aber heute ein Lokalblatt. Das erste, was seine Aufmerksamkeit erregte, war ein schwarz umrandeter Artikel – die schwarze Umrandung war einen Zentimeter dick – in der Mitte der ersten Seite. Aus diesem erfuhr er, daß er in der vergangenen Nacht gestorben war. Der Kummer darüber war für die Circusfans in aller Welt sehr groß, aber nirgends natürlich so groß wie in Crau. Es gab viele sentimentale und philosophische Überlegungen über die seltsamen Machenschaften des Schicksals, die Bruno Wildermann zum Sterben in seine Heimat geführt hatten. Seine Beerdigung war für den kommenden Montag um elf Uhr vormittag angesetzt. Es wurde der Hoffnung Ausdruck verliehen, daß die Bürger von Crau in großer Zahl erscheinen würden, um ihrem berühmten Sohn, dem besten Trapezkünstler aller Zeiten, die letzte Ehre zu erweisen. Bruno nahm die Zeitung mit in sein Zimmer, schnitt den Artikel mit seiner Nagelschere aus und steckte ihn, sorgfältig zusammengefaltet, in die Innentasche seines Jacketts.
    Am Spätnachmittag verließ Bruno das Hotel, um einkaufen zu gehen. Es war ein kalter, aber sonniger Tag, und er hatte seinen Mantel auf dem Zimmer gelassen. Aber dazu hatte ihn weder das Wetter noch angeborene Scham veranlaßt – das Ding war einfach zu dick, um unauffällig unter dem Arm getragen werden zu können.
    Dies war die Stadt, die Bruno besser kannte als irgendeine andere auf der Welt, und er hätte jeden Schatten in Sekundenschnelle abhängen können. Er brauchte weniger als fünf Minuten um festzustellen, daß er nicht verfolgt wurde. Er bog in eine finstere Seitenstraße und von dieser in eine noch finstere Straße ein, die kaum mehr als ein Feldweg war, und betrat den Laden eines Herrenausstatters, für den Savile Row im Paradies liegen mußte. Sogar die besten Sachen, die er zum Verkauf anbot, sahen aus, als hätten sie mindestens drei Vorbesitzer gehabt. Der Besitzer des Ladens, ein kleiner, gebeugter Mann, dessen wäßrige Augen hinter dicken Brillengläsern verschwammen – obwohl es reichlich unwahrscheinlich war, daß man den Alten eines Tages dazu heranziehen würde, Bruno zu identifizieren, war es beruhigend für ihn zu sehen, daß der alte Mann wahrscheinlich selbst die Mitglieder seiner eigenen Familie nur mit Mühe erkennen konnte –, hatte eine einzigartige, aber ausgesprochen praktische Methode entdeckt, seine Waren auszustellen: Die Kleidungsstücke lagen in unordentlichen Haufen auf der Erde – ein Haufen Jacketts, ein Haufen Hosen, ein Haufen Mäntel, ein Haufen Hemden und so weiter. Krawatten gab es nicht.
    Als Bruno den Laden wieder verließ, hatte er ein großes, in schmieriges braunes Packpapier eingewickeltes Paket unter dem Arm, um das eine ausgefranste Schnur gewickelt war. Er suchte eine der öffentlichen Bedürfnisanstalten auf, und als er wieder herauskam, hatte sich sein Aussehen vollkommen verändert: Er trug jetzt einen schlechtsitzenden, fleckigen, alten Anzug, in dem er so aussah, daß jeder anständige Durchschnittsbürger ganz bestimmt einen großen Bogen um ihn machen würde. Der schmierige, zerknautschte Hut war ihm zwei Nummern zu groß und rutschte ihm über die Ohren, der dunkle Regenmantel war irreparabel verfleckt, die Hose beulte sich nach allen Richtungen aus, dem ehemals blauen Hemd fehlte der oberste Knopf, und die Absätze der ausgelatschten Schuhe waren so schief abgelaufen, daß er sich in ihnen nur in einer seltsam schaukelnden Gangart vorwärts bewegen konnte. Um den Eindruck noch zu vervollständigen, war er von einer Duftwolke umgeben, die Passanten schon auf eine Entfernung von mehreren Metern übel in die Nase stieg: Um Läuse, Flöhe und andere Arten von tierischem Leben fernzuhalten, tränkte der Herrenausstatter in der malerischen Seitengasse seine Waren stets mit einem Desinfektionsmittel, das ebenso verheerend stank wie es auf die Tiere wirkte.
    Mit seinem braunen Paket unter dem Arm schlenderte Bruno in aller Ruhe durch die

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