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Circus

Circus

Titel: Circus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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und kehrte auf seinen Platz zurück.
    »Sowohl die Matte als auch das Seil sind genau das, was ich haben wollte. Laß beides bis Dienstagabend einfach im Kofferraum liegen. Hast du den Wagen so lange gemietet?«
    »Bis zu unserer Abreise am Mittwoch.«
    Sie bogen von der Hauptstraße ab, fuhren eine Weile einen schmalen Weg entlang und kamen schließlich auf einen mit Kopfsteinpflaster belegten Hof, der zu einem Gasthaus gehörte, das sehr alt aussah. Der Oberkellner dirigierte sie höflich an einen Ecktisch und nahm ihre Bestellung entgegen. Als alles bestellt war, fragte Bruno den Mann: »Hätten Sie etwas dagegen, wenn wir uns an den Fenstertisch setzen?« Maria sah ihn erstaunt an. »Es ist so ein schöner Tag.«
    »Aber selbstverständlich nicht.«
    Als sie an dem von Bruno ausgesuchten Tisch saßen, sagte Maria: »Alles, was ich von hier aus sehen kann, ist eine verfallene Scheune. Was sollte das mit dem schönen Tag?«
    »Ich wollte nur mit dem Rücken zu den anderen Leuten sitzen, damit niemand unsere Gesichter sehen kann.«
    »Kennst du denn hier jemanden?«
    »Nein. Aber vom Bahnhof aus folgte uns jemand in einem grauen Volkswagen. Er fuhr an uns vorbei, als wir anhielten, weil ich den Kofferraum inspizieren wollte, aber dann fuhr er in einen Seitenweg, wartete, bis wir an ihm vorbei waren und setzte sich dann wieder hinter uns. Und von dem Platz aus, an dem er jetzt sitzt, hätte er uns genau ins Gesicht gesehen, wenn wir an dem anderen Tisch sitzen geblieben wären.«
    Sie sah ihn unglücklich an. »Eigentlich wäre es meine Aufgabe, solche Dinge zu bemerken.«
    »Vielleicht sollten wir die Jobs tauschen.«
    »Das ist nicht sehr komisch«, sagte sie, aber dann mußte sie lächeln. »Ich sehe mich nicht so recht als waghalsiges, junges Mädchen am Trapez. Ich kann noch nicht einmal auf einem Stuhl stehen, ohne daß mir schwindlig wird. Siehst du jetzt, was du dir mit mir antust?« Das Lächeln verschwand. »Ich habe jetzt zwar gelächelt, Bruno, aber nur äußerlich. Ich habe entsetzliche Angst. Ich bin wirklich ein Knüller als Mitarbeiterin, was?« Er schwieg. »Na, ich danke dir, daß du mich nicht ausgelacht hast. Warum werden wir verfolgt, Bruno? Wer konnte denn wissen, daß wir hierher wollten? Und wer wird überhaupt verfolgt – du oder ich?«
    »Ich.«
    »Wie kannst du das so sicher wissen?«
    »Hat dich jemand bis zum Bahnhof in Kolszuki verfolgt?«
    »Nein. Ich habe mir deinen Kurzvortrag über Rückspiegel zu Herzen genommen. Ich verbringe jetzt beim Fahren mehr Zeit damit, nach hinten zu schauen als nach vorn. Ich habe zweimal angehalten. Niemand hat mich überholt.«
    »Also sind sie hinter mir her. Aber das ist kein Grund zur Beunruhigung. Ich nehme an, es ist Dr. Harpers Werk. Das ist wohl der Grundsatz der CIA-Leute: Traue keinem, aber auch wirklich keinem jemals über den Weg. Ich vermute, daß die Hälfte der Geheimagenten einen guten Teil ihrer Zeit damit verbringt, die andere Hälfte zu beobachten. Und woher soll er schließlich wissen, daß ich nicht plötzlich meine Liebe zu meiner alten Heimat wiederentdecke? Ich mache ihm keinen Vorwurf. Die Situation ist ausgesprochen diffizil für den guten Doktor. Ich wette hundert zu eins, daß der Bursche hinter uns der ist, den Harper immer als ›unser Mann in Crau‹ bezeichnet. Tu mir einen Gefallen: Wenn du zum Circus zurückkommst, frage Dr. Harper geradeheraus, ob ich mit meiner Vermutung recht habe.«
    »Glaubst du es denn wirklich?« fragte sie zweifelnd.
    »Ich bin ganz sicher.«
    Nach dem Mittagessen fuhren sie zum Bahnhof von Kolszuki zurück. Der graue Volkswagen folgte ihnen in diskretem Abstand. Bruno hielt vor dem Haupteingang: »Sehen wir uns heute abend?«
    »Oh, ja, natürlich.« Aber dann zögerte sie. »Ist das nicht riskant?«
    »Sicher. Hundert Meter vom ›Jagdhorn‹ entfernt ist ein Café, das durch ein beleuchtetes Lothringisches Kreuz gekennzeichnet ist. Warum, weiß ich nicht. Ich werde um neun Uhr dort sein.« Er legte einen Arm um sie. »Schau doch nicht so traurig, Maria.«
    »Ich bin nicht traurig.«
    »Willst du nicht kommen?«
    »O doch, doch, doch! Ich würde am liebsten jede Sekunde des Tages mit dir verbringen.«
    »Das wäre Dr. Harper wohl nicht ganz recht.«
    »Nein, das glaube ich auch.« Sie nahm sein Gesicht in die Hände und schaute ihm tief in die Augen. »Aber hast du dir schon überlegt, daß wir vielleicht nicht mehr viel Zeit vor uns haben?« Sie schauderte zusammen. »Ich habe das Gefühl,

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