Cirrus Flux - Der Junge, den es nicht gab

Titel: Cirrus Flux - Der Junge, den es nicht gab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Skelton

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suchten. Dann streifte der Korb das flache Dach und setzte endlich mit einem dumpfen Schlag auf.
    Für einen Augenblick befanden sie sich in Schieflage und schlitterten auf die Dachkante zu, als aber der Anker seine Haken in den Stein grub und das Seil mit einem Ruck straff wurde, kippte der Korb vollends um.
    Alerion erhob sich krächzend von seiner Metallstange und kreiste über den Himmel, während Pandora kopfüber aus dem Korb fiel, auf der rauen Oberfläche entlangratschte und mit einem üblen Aufprall am Rand des Daches liegen blieb.
    Eine Weile drehte sich die Welt vor ihren Augen, und ihre Handflächen brannten wie Feuer – sie hatte sich bei dem Versuch, mit den Händen ihre Landung abzufedern, unzählige Abschürfungen geholt. Der schwere Aufprall hatte ihr die Luft genommen, sie krümmte sich vor Schmerzen.
    Aber da war schon der Mann bei ihr. »Hast du dich verletzt?«, fragte er und half ihr behutsam, sich hinzusetzen. »Antworte mir, Kind.«
    »Pandora«, keuchte sie mit dem ersten bisschen Luft, das sich schmerzbrennend in ihre Lunge kämpfte. »Ich heiße Pandora.«
    Der Mann verzog sein Gesicht zu einem breiten Grinsen. »Ich hab dir gesagt, du darfst nicht loslassen, Pandora!«, sagte er. »Du bist wirklich ein ungewöhnliches Kind!«
    Auf seinen Arm gestützt konnte sie mühsam aufstehen, und so humpelte sie hinüber zu dem Mondsegel, das schlaff wie ein Seufzer auf dem Dach lag. Alerion kam von einem der höheren Dachsimse heruntergeflogen und ließ sich auf dem Metallrand des Korbes nieder – jederzeit bereit, Feuer zu entfachen. Über ihnen erhob sich die perlweiße Kuppel der Kathedrale, die nicht nur hoch in den Himmel ragte, sondern auch, wie Pandora erleichtert feststellte, den Stadtteil verdeckte, in dem sich Mr Sidereals Wachsames Auge befand.
    Sie setzte sich und betrachtete die rotgolden schimmernden Federn des Vogels, während der Mann verschiedene Beutel aus dem Korb holte. Aus einem kramte er eine platt gedrückte Fleischpastete heraus und schnitt sie mit dem Messer in zwei Hälften.
    »Da, iss«, sagte er und gab Pandora die eine Hälfte. »Du musst doch hungrig sein.«
    Erst jetzt spürte Pandora, wie sehr ihr Magen rumorte, und sie grub die Zähne in die kalte fettige Pastete.
    Alerion beobachtete sie aufmerksam mit glitzernden Augen, dann stieß er einen heiseren Schrei aus – es klang genau wie jener Schrei, den Pandora damals nachts auf den Wiesen gehört hatte.
    »Du bist das gewesen!«, rief sie aus. »Gestern beim Findelhaus – der Schein, den ich gesehen habe, und der Schrei, den ich gehört habe.«
    »Ja«, sagte der Mann, während er dem Vogel ein paar Brocken zuwarf. »Ich habe dich gestern über die Mauer klettern sehen.«
    Er setzte sich auf die andere Seite neben den Vogel, Schatten fiel über sein Gesicht. Wieder bemerkte Pandora die ungewöhnlichen Zeichen auf seiner Haut.
    »Wer sind Sie?«, fragte sie. »Und warum suchen Sie den Jungen?«
    Der Mann schwieg eine Weile. »Ich heiße Felix Hardy«, sagte er endlich. »Cirrus’ Vater – James Flux – war mein Freund. Wir waren beide Findelkinder.«
    Er starrte den Vogel an, und Pandora hatte den Eindruck, dass er etwas verschwieg. Sie wartete darauf, dass er mehr erzählte.
    »Die Wahrheit ist, ich bin gekommen, um etwas zu holen, das dem Jungen nicht rechtmäßig zusteht«, sagte er. »Das rechtmäßig überhaupt niemandem gehört … den Atem Gottes.«
    »Den Atem Gottes?«, wiederholte sie flüsternd, unsicher, ob sie richtig gehört hatte. »Ich verstehe nicht … Was ist das?«
    »Eine geheimnisvolle Substanz, die James auf der anderen Seite der Erde entdeckt und den Mitgliedern der Akademie gezeigt hat. Sie ist im Inneren der Kugel. Madame Orrery glaubt wie viele andere, diese Substanz würde große Macht besitzen. James sollte feststellen, ob man noch mehr davon finden könnte, aber … es ist ihm nicht gelungen.«
    Sein Blick wanderte in die Ferne, er verstummte.
    »In einer Kugel?«, sagte Pandora. »Sie meinen Cirrus’ Erkennungszeichen?«
    Mr Hardy sah sie erstaunt an. »Ja«, sagte er. »Hast du sie gesehen?«
    »Ein Mal, glaube ich«, sagte sie. »Im Zimmer des Heimvorstehers. Und später habe ich gesehen, wie Madame Orrery danach suchte.« Als ihr jetzt einfiel, dass sie dem Jungen von der Kugel erzählt hatte, bekam sie heftiges Herzklopfen. »Hat Cirrus sie jetzt?«, fragte sie. »Hat er sie gefunden?«
    Mr Hardy rieb sich das Kinn. »Ich glaube, ja.«, sagte er. »Sie ist zur selben Zeit aus