City Crime – Vermisst in Florenz
eines der bekanntesten architektonischen Werke innerhalb des Boboli-Gartens, innen und außen mit Stalaktiten geschmückt, ursprünglich sogar mal mit Wasserspielen und einer üppigen Bepflanzung versehen. Ende des 16. Jahrhunderts fertiggestellt, bestand sie aus drei aufeinanderfolgenden Räumen. Der erste sollte die Illusion einer echten Grotte wecken, die Räume dahinter waren mit berühmten Skulpturen bestückt.
Am Eingang der Grotte fanden sie ein weiteres Geldstück.
»Hier wir sind richtig!«, fühlte Andrea sich bestätigt. »Joanna? JOANNA!«
»Das Schreien hat keinen Zweck!«, vermutete Finn. »Wenn sie antworten könnte, würde sie ja wohl um Hilfe rufen!« Er leuchtete die Grotte mit der Taschenlampe aus. Die künstlichen Stalaktiten sahen um diese Tageszeit wirklich gruselig aus. Das machten die zahlreichen Statuen berühmter Künstler auch nicht wett.
»Wir müsse weiter nach hinten«, rief Andrea eifrig.
Und tatsächlich! Schon im zweiten Raum wurden sie fündig. Ganz am Rand hatten die Männer Joanna abgelegt wie ein nicht zustellbares Postpaket. Die Hände auf den Rücken gebunden, die Füße gefesselt und eine Krawatte notdürftig als Knebel in ihren Mund gestopft. Joanna versuchte gerade, den Schlips irgendwie aus dem Mund zu bekommen, damit sie um Hilfe rufen konnte.
»Joanna!«, rief Finn entsetzt, obwohl er gleichzeitig erleichtert war, dass seine Schwester ansonsten offenbar unversehrt geblieben war. Er zog ihr die Krawatte aus dem Mund, während Andrea die Gürtel löste, mit denen die Männer Joanna Hände und Füße gefesselt hatten.
»Hätten sie gehabt zwei Gefangene, die hätten nach Hause laufen müssen nackt«, flachste Andrea, um die Situation ein wenig aufzuheitern.
Doch Joanna blieb ernst. »Von wegen nach Hause!« Sie spuckte ein paarmal in den Sand. Der Krawattengeschmack in ihrem Mund war widerlich. »Habt ihr Wasser dabei?«
»Sì!« Andrea reichte Joanna eine Wasserflasche aus seinem Rucksack.
»Wisst ihr, wo die beiden Männer hingegangen sind?«, fragte sie und setzte dann die Flasche zum Trinken an.
»Na, zurück zum Juwelier!«, nahm Finn an. »Wohin sonst?«
Joanna trank einen Schluck, spülte den Mund aus und spuckte das Wasser auf den Boden. Erst dann trank sie gierig ein paar Schlucke. »Heißt der Salvatore?«, fragte sie dann.
Die Jungs wussten es nicht.
»Wieso fragst du?«, wunderte sich Andrea.
»Weil die Männer hier in der Grotte den vierten Teil der Karte gefunden haben. Wie es scheint, liegt die nächste Station am Neptunbrunnen. Und das wollten die Männer sofort Salvatore melden. Zum Glück wussten sie nicht, dass ich Italienisch spreche.«
»Na, dann heißt der Juwelier wohl Salvatore«, nahm Finn an.
Doch Joanna schüttelte nachdenklich den Kopf. »Ich habe doch am Eingang sein Namensschild gesehen. Ich weiß nicht mehr, was draufstand, aber niemals Salvatore.«
»Wieso du bist da so sicher?«, hakte Andrea nach.
Finn erklärte es ihm: »Salvador Dalí ist Joannas Lieblingsmaler. Du verstehst? Der Name Salvatore wäre ihr sofort aufgefallen.«
»So ist es«, bestätigte Joanna. »Ich habe gedacht, du kennst vielleicht einen Salvatore, Andrea?«
Andrea schüttelte den Kopf. Zwar kannte er einige Leute, die so hießen, aber keinen, der in diesem Zusammenhang infrage käme.
»Vielleicht hat Papa etwas über ihn in seinem Notizbuch geschrieben?«, überlegte Finn.
Joanna reichte Andrea die Flasche zurück. »Gute Idee, Bruderherz. Wo ist denn Francesco jetzt?«
»Der wartet am Eingang des Palazzo Pitti zusammen mit den Artisten!«, antwortete Finn. Er hatte beschlossen, die Diebe jetzt immer so zu nennen.
»Dann ab zum Eingang!«, schlug Joanna vor und rappelte sich mithilfe von Andrea und Finn auf.
»Und danach zu diesem Brunnen«, sagte Finn.
Joanna widersprach: »Wir sollten uns aufteilen. Zwei von uns behalten den Neptunbrunnen im Auge und schauen, was dort passiert. Die anderen versuchen herauszubekommen, wer dieser Salvatore ist. Es scheint der Boss der Entführer zu sein.«
»Aber vorher wir gehen nach Hause«, schlug Andrea vor. »Es ist spät, du bist entführt worden. Das isse ja wohl genug für heute.«
Joanna wollte erst widersprechen, doch dann merkte sie, wie müde und erschöpft sie sich fühlte. Andrea hatte recht.
»Wie spät ist es denn?«, fragte sie.
»Gleich Mitternacht«, antwortete Finn.
Joanna nickte müde. »Okay, Jungs, erst mal nach Hause. Morgen sehen wir weiter.«
»Und das Notizbuch?«, fragte Finn.
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