City Crime – Vermisst in Florenz
Balkonbrüstung in die Tiefe sprang.
Finn stockte der Atem. Er rannte an die Brüstung, schaute hinunter und – sah, wie der Junge sanft landete, indem er katzengleich mit den Fußsohlen abfederte, sich zur Seite fallen ließ und abrollte. Er stand auf und putzte sich den nicht vorhandenen Staub vom nackten Oberkörper, während die anderen beiden ihm applaudierten.
Dann sah der Junge zu Finn hinauf und rief: »Le nostre camicie!«
»Hä?«, fragte Finn.
»Ihre Hemden!«, übersetzte Andrea. »Die Shirts!«
Finn schaute auf das noch immer herunterbaumelnde Seil. »Ah, claro!« Er löste das Shirt-Seil von der Brüstung und warf es hinunter. »Grazie. Ciao!«
Die drei sahen Finn etwas befremdlich an, bis einer zurückrief: »Okay, Grüß … äh … Gott!«
Die Grotte
»Links oder rechts?«, fragte Andrea, als sie von der Empore aus endlich den Vasari-Gang betreten hatten.
»Nach rechts«, entschied Finn. Das bedeutete, dass sie den Vasari-Gang nicht zurück Richtung Uffizien, sondern weiter Richtung Palazzo Pitti gehen würden, um nach Joanna zu suchen.
Finn lag mit seiner Entscheidung richtig. Schon nach einigen Metern entdeckte er den ersten Papierschnipsel auf dem gefliesten Boden. Andrea und Francesco wäre er gar nicht aufgefallen. Finn hingegen hob ihn auf und zeigte ihn den beiden.
Francesco zog die Augenbrauen hoch und winkelte fragend die Arme an, was wohl bedeuten sollte: Was will er? Wieso zeigt er uns Papierfetzen?
»Wird hier nicht täglich durchgefegt, wenn die Touristen weg sind?«, fragte Finn. »Die lassen doch den Touristenmüll nicht einfach in so einem Museumsgang liegen.«
»Keine Ahnung«, antwortete Andrea. »Aber eine Stücke Papier man kann übersehen, oder nicht?«
»Abwarten!«, widersprach Finn. Er steckte das Papier ein.
Sie gingen weiter. Und tatsächlich: Einige Meter entfernt fand Finn den nächsten Schnipsel auf dem Boden.
»Sag ich doch!«, rief er. »Die sind von Joanna! Jede Wette!«
»Was?« Andrea’s Gesichtsausdruck wurde ernst. »Dann die Männer haben sie erwischt. Sonst sie hätte telefoniert mit dem telefonino, oder nicht?«
Auch Finn ahnte Böses. Andrea übersetzte ihre Befürchtung schnell für Francesco. Und auch seine Miene zeigte nun große Besorgnis.
»Gut, dass sie das Notizbuch nicht dabeihat!«, erinnerte Finn an Joannas klugen Schachzug.
Doch Andrea witterte darin gleich wieder die nächste Gefahr. »Momento!«, sagte er. »Dann könnte die Papier sein eine Falle. Die Männer wolle uns locken. Sie wolle das Notizebuch und wissen, dass wir haben es.«
»Verdammt, du hast recht«, stimmte Finn zu. Aber wie sollten sie nun reagieren?
Die sicherste Methode war, Francesco mit dem Notizbuch hinauszuschicken. Er sollte mit seinen ehemaligen Komplizen, den Artisten, zum Palazzo Pitti vorauslaufen. Andrea und Finn würden weiter der Spur folgen. Entpuppte die sich als Falle, fiel den Männern wenigstens nicht das Notizbuch in die Hände.
Finn war unwohl bei Andrea’s Vorschlag. Denn noch immer traute er Francesco nicht so richtig über den Weg. Obwohl es dafür eigentlich keinen Grund gab. Im Gegenteil: Bisher hatte sich Francesco als äußerst treu und vor allem hilfreich erwiesen. Finn schob also seine Bedenken beiseite und stimmte Andrea’s Plan zu. Auch Francesco fand diese Idee am besten und lief zurück zur Kirche, um die Artisten so schnell wie möglich einzuholen.
Andrea und Finn waren nun auf sich allein gestellt. Sie schlichen weiter durch den Vasari-Korridor.
»Weit es kann nicht mehr sein.« Andrea flüsterte plötzlich. Offenbar rechnete er mit einem Angriff durch die Männer.
Alle paar Meter fanden die Jungs einen weiteren Papierschnipsel. Bis sie schon fast den Ausgang des Vasari-Ganges erreicht hatten. Finn hatte angenommen, sie würden direkt im Palazzo Pitti landen, doch der Ausgang führte in den Boboli-Garten am Palast.
Finn kam weder dazu, den Geruch der mediterranen Pflanzenwelt aufzunehmen, noch, irgendwelche Gewächse oder den fantastischen Sternenhimmel über dem Garten zu bewundern.
Denn kaum standen sie im Freien, stieß Andrea ihn an und flüsterte aufgeregt: »Da kommt jemand!«
Die beiden sprangen sofort seitlich hinter eine große Hecke und duckten sich weg. An ihnen schlenderte aber nur ein junges Liebespärchen vorbei, das alle Augenblicke stehen blieb, um sich zu umarmen und innig zu küssen.
Andrea und Finn verzogen die Gesichter und Finn stöhnte: »Oh, Mann. Muss das jetzt und hier sein?«
Andrea
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