City Crime – Vermisst in Florenz
nicht von den Männern beobachtet wurden, und vergewisserte sich noch mal, dass die Artisten wirklich noch in der Nähe waren und die Umgebung im Auge behielten.
Francesco zeigte auf sie. Zu beiden Seiten sicherten sie die schmale Straße ab. Niemand konnte sich dem kleinen Café nähern, ohne dass die Artisten ihn gesehen hätten.
»Also? Was hast du entdeckt?«, fragte Finn ungeduldig.
Doch Joanna bat mit erhobener Hand darum, still zu sein, bis der Kellner, der gerade mit einem vollen Tablett an ihren Tisch kam, die Getränke abgestellt hatte. Sie wartete, bis er wieder in das Café hineingegangen war, ehe sie endlich das Notizbuch aus der Tasche zog und es neben ihre Cola auf den Tisch legte.
»Das Gemälde, das Salvatore in seinem Laden stehen hatte, habe ich schon mal gesehen. Bei uns zu Hause im Atelier!«
»Was?« Finn wäre vor Erstaunen beinahe der Eiswürfel aus dem Mund gerutscht, auf dem er gerade lutschte. »Papa hat das Bild gemalt?«
Joanna schüttelte den Kopf. »Vielleicht. Vielleicht hat er es auch nur mitgebracht.«
»Mitgebracht?« Finn verstand überhaupt nichts mehr. Wenn sein Vater das Bild gekauft hatte, wieso stand es dann jetzt bei dem Antiquitätenhändler herum?
»Es war nur wenige Tage bei uns«, erinnerte sich Joanna. »Deshalb habe ich auch gar nicht mehr an das Bild gedacht, bis ich es eben gesehen habe! Und es kommt doch genau hin: Salvatore hat selbst gesagt, dass das Gemälde erst vor einem halben Jahr gemalt wurde und ein Freund es bei ihm abgestellt hat.«
Finn versuchte nachzuvollziehen, was seine Schwester ihm sagen wollte: »Du meinst, Papa war dieser Freund?«
Joanna wog den Kopf hin und her: »Vielleicht. Vielleicht war es auch der Maler selbst. Aber auf jeden Fall wusste Papa davon.«
»Aber wieso?«, fragte Finn. »Was hat das Bild mit unserem Schatz zu tun?«
»Ich weiß es nicht«, gestand Joanna. »Ich weiß nur, dass es kein Zufall sein kann, dass dieses Bild jetzt dort steht. Vielleicht gehörte Salvatore ebenso zu Papas Verbündeten wie der Juwelier. Und beide haben sich zusammengetan, als sie merkten, wie wertvoll der Schatz ist, den Papa gefunden hat.«
»Kann alles so sein«, räumte Andrea ein. »Aber musse es nicht. Nur Theorie!«
»Ja, ich weiß!«, gab Joanna zu. Aber sie war überzeugt, dass das Gemälde irgendein Geheimnis verbarg, das es zu lüften galt. Wenn sie nur draufkäme, was das für ein Geheimnis sein könnte!
»Wenn das Gemälde eine Rolle spielt, dann muss Papa uns einen Hinweis dazu hinterlassen haben«, begann sie laut zu grübeln. »Aber ich finde nichts. In dem gesamten Notizbuch gibt es keinen Hinweis auf das Gemälde, nur Hinweise zu den Stationen, um den Weg zu finden.«
»Und das Rätsel?«, fragte Finn. »Irgendwie haben die seltsamen zwölf Begriffe noch keine Rolle gespielt bei unserer Suche.«
Da musste Joanna ihrem Bruder recht geben. Wenn man es genau betrachtete, standen sie am Anfang. Eigentlich hatten sie nichts herausgefunden.
»Vielleicht sollten wir uns das Bild besorgen«, schlug Joanna vor. Aber ihre Idee klang mehr verzweifelt als überzeugt.
Finn winkte auch sogleich ab. »Das ist doch Blödsinn! Wenn das Bild eine wichtige Spur zum Schatz wäre, dann würde Salvatore es doch nicht so offen zum Verkauf hinstellen!«
»Erstens muss Salvatore von der besonderen Bedeutung des Gemäldes nichts wissen«, widersprach Joanna. »Und zweitens hat er gar nicht gesagt, dass es zum Verkauf steht. Er hat gesagt, dass er es nur für einen Freund aufbewahren würde!«
»Aber dann können wir es auch nicht kaufen!«, wandte Finn ein.
Joanna sah ihren Bruder nur stumm an und er wusste Bescheid: Joanna hatte nicht vor, das Bild zu kaufen. Aber sie wollte es haben! Eine Aufgabe für Francesco und seine Artisten!
»Nein, nein!«, wehrte Finn ab. »Nicht schon wieder ein Einbruch. Nicht für so eine fixe Idee, von der wir keine Ahnung haben, ob etwas dran ist. Da mache ich nicht mit!«
Joanna stützte ratlos den Kopf in die Hände. Eigentlich hatte ihr Bruder ja recht. Aber wie sonst sollten sie weiterkommen? Das Gemälde musste etwas mit der Schatzsuche zu tun haben. Joanna spürte es fast körperlich. Bloß was?
»Scusi!« Der Kellner stand plötzlich an ihrem Tisch und fragte mit Blick auf seine Armbanduhr, ob er kassieren dürfte, weil seine Schicht zu Ende ging und er gern die Abrechnung machen würde. Die Kinder könnten danach gern bei seinem Kollegen bestellen.
Joanna zog ihre Geldbörse aus der Tasche und
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