City Crime – Vermisst in Florenz
den Besitzer des Ladens, Salvatore Bartocelli, persönlich handelte – folgte Joannas Fingerzeig und lachte kurz, aber laut auf: »Du hast einen guten Blick, meine Liebe. Wie war noch mal dein Name?«
»Äh, Katja«, schwindelte Joanna schnell. Meine Güte, wie kam sie denn auf Katja? Nun war es aber nicht mehr rückgängig zu machen.
Finn staunte sie an. Schnell überlegte er, welchen Namen er nennen sollte, wurde aber zum Glück nicht gefragt.
»So, so. Katja. Das ist aber ein seltener Name«, bemerkte Salvatore.
Joanna spürte sofort, dass er ihr nicht glaubte. Trotzdem. Nun würde sie es durchziehen, nahm sie sich vor.
»Wieso?«, fragte sie, meinte damit aber nicht die Bemerkung zu ihrem Namen, sondern weshalb sie angeblich einen guten Blick hatte.
Salvatore schritt bedächtig zu dem Bild, hob es hoch, drehte es richtig herum in die Waagerechte und sagte: »Das ist das einzig Nicht-Antiquarische in meinem Geschäft. Eine billige Malerei, wie sie jeder Straßenkünstler für 10 oder 20 Euro anfertigt.«
Das Bild zeigte ein Gemälde des Palazzo Vecchio. Allerdings nicht aus der heutigen Zeit, sondern aus einer früheren.
»Ach ja?«, fragte Joanna nach. Sie hatte selbst sofort erkannt, dass das Bild nicht viel wert war. Dazu hatte sie bereits zu viel von ihrem Vater gelernt. Aber dass es den Palast nicht in der Gegenwart zeigte, hielt sie dennoch für ungewöhnlich. Zumindest unterschied sich dieses Gemälde dadurch von den üblichen Touristengemälden. »Aber das ist doch der Palazzo Vecchio von früher, oder? Ist das etwa eine Fälschung?«
Salvatore zog die Augenbrauen hoch und musterte Joanna so, als hätte sie sich soeben für einen Job in diesem Geschäft beworben. »Du verstehst etwas von Malerei, scheint mir. Wer hat dir das beigebracht? Erzähl mir nicht, deine Lehrer!«
»Nein, nein!« Joanna winkte lässig ab, wusste dann aber nicht weiter. Über ihren Vater wollte sie ebenfalls nichts sagen.
Finn bemerkte die Unsicherheit seiner Schwester. Schnell sprang er ihr bei, indem er zur Kasse ging und fragte: »Wow, geht die noch?«
»Finger weg!«, warnte Salvatore.
Finn wich erschrocken einen Schritt zurück.
Und Joanna war eine Antwort eingefallen. »Unser Nachbar in Deutschland ist … äh … Kunstmaler.«
»Ah ja«, sagte Salvatore. Wieder glaubte er Joanna nicht.
Wie lange sollte das Spielchen noch gehen?, fragte sich Finn. Was erhoffte Joanna sich, hier herauszubekommen? Er konnte nichts Auffälliges oder Verdächtiges in diesem Geschäft erkennen. Gut, dann hieß der Inhaber eben Salvatore. Aber so hießen viele Italiener. Vermutlich war es nur ein Zufall. Obwohl er sich in diesem Laden auch nicht wohlfühlte, das musste er zugeben.
»Es ist keine Fälschung«, erklärte Salvatore. »Es gibt eine Signatur. Das Bild ist erst in diesem Jahr gemalt worden. Ich nehme an, der Maler wollte sich nur ein wenig von der Konkurrenz da draußen absetzen und ein etwas anderes Bild malen. Aber es ist nichts wert. Ich hebe es hier eigentlich nur für einen … Freund auf.«
Joanna merkte auf. Für einen Freund? Was für einen Freund? Und: erst in diesem Jahr gemalt? Moment mal … Wie mit einem Donnerschlag brach die Erinnerung in ihrem Kopf wieder an die Oberfläche. JETZT wusste sie, wo sie das Bild schon mal gesehen hatte! Ihr wurde heiß und kalt.
Hastig stammelte sie eine Entschuldigung, von wegen, sie müssten noch mal überlegen, ob es wirklich als Geburtstagsgeschenk taugen würde. Und alles andere könnten sie sich sowieso nicht leisten. Sie würden dann morgen gern noch mal wiederkommen. Joanna versuchte so schnell wie möglich, aus diesem Laden wieder herauszukommen. Sie riss ihrem Bruder am Ärmel, stotterte eine schnelle Verabschiedung und – schwups – schon standen sie wieder draußen vor der Tür.
Dort warteten schon Francesco und Andrea, die beim ersten Händler nichts herausbekommen und auch keine Karte gefunden hatten.
»Was ist los?«, fragte Finn. »Du bist ja völlig fertig!«
»Gleich!«, bat Joanna und atmete tief durch. »Erst mal weg hier, raus aus seinem Sichtfeld. Dann erkläre ich euch alles: Ich weiß, woher das Bild kommt!«
Die vier liefen die Straße wieder hoch, die sie gekommen waren, bis zur Kreuzung. Dort bogen sie rechts um die Ecke, wo Joanna ein kleines Café auf der rechten Seite entdeckte.
»Ich lade euch zu einer Cola ein«, versprach sie. »Und dann erzähle ich alles.«
Nachdem alle ihr Getränk bestellt hatten, schaute Joanna sich um, ob sie
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