City of Death - Blutfehde (German Edition)
meiner in der Tiefgarage geschrottet wurde.
Ein Wachmann eilte auf mich zu und drückte mir die Autoschlüssel in die Hand. »Mister Drake lässt grüßen. Der Wagen gehört Ihnen.«
Ich nahm die Schlüssel entgegen, zu perplex, um etwas zu sagen. Erst als ich das Auto berührte und mir sicher war, dass es sich nicht um eine Fata Morgana handelte, fand ich meine Sprache wieder. »Er schenkt mir einen Wagen? Einfach so?«
Der Wachmann zuckte die Schultern in einer Ich-mache-nur-meinen-Job-Geste und begab sich wieder auf seinen Posten.
Ich stieg in meinen neuen/alten BMW und traute meinen Augen nicht, als ich meine Fahrzeugpapiere auf dem Beifahrersitz liegen sah. Prüfbescheinigung, Führerschein und Fahrschein. Alle auf den neuen Wagen zugelassen. Der Wachmann machte das Tor auf und ließ mich raus. Ich winkte ihm zum Abschied, überglücklich mein Auto wieder zu haben.
Da es Sonntag war und die Straßen kaum befahren waren, brauchte ich nur eine Viertelstunde nach Hause. Zugegeben, ich wohnte in Charlottenburg, also gleich um die Ecke, und hätte auch den Bus nehmen können, allerdings hatte ich einiges zu transportieren, wenn ich nicht länger in geborgten Sachen schlafen wollte. Mein Vater hatte genug Geld, um mir ein eigenes Haus zu kaufen, aber ich bestand darauf, mir meine Brötchen selbst zu verdienen. Ich wollte nicht so enden wie meine Mutter, sondern auf eigenen Füßen stehen. Deshalb war ich in einen anderen Bezirk gezogen, hatteeinen Job und meine eigenen vier Wände. Das hatte ihn anfangs gekränkt, bis er verstanden hatte, dass ich keinen Abstand von ihm wollte, sondern mein eigenes Territorium. Ich war schließlich kein Hund, den man an der kurzen Leine halten konnte. Okay, der Vergleich war jetzt schlecht. Ich wohnte am Ku‘damm, in der Nähe der Gedächtniskirche, in einer Zweizimmerwohnung. Und obwohl meine Wohnung so zentral war, war sie doch sehr ruhig gelegen. Das war mir besonders wichtig, weil ich bei zu viel Straßenlärm nicht schlafen konnte. Ob das jetzt daran lag, dass meine Ohren empfindlicher waren oder ich generell lärmscheu war, sei dahingestellt. Als Wertier tat es gut, wenn man sich ab und an die Beine vertreten konnte. Ich war zum Glück nicht so arm dran wie die Werwölfe, die sich bei Vollmond zwangsverwandelten und alle zwei Tage rennen mussten, aber ich war eben auch halb Hund und liebte es, in Wäldern umherzustreifen und kleine Beutetiere zu jagen. Warum ich dann nicht direkt in Grunewald wohnte? Wie gesagt, ich wollte meine Brötchen ja selbst verdienen und dazu gehörte auch ein durchschnittliches Gehalt. Die Wohnungen dort konnte ich mir also nicht leisten.
Ich parkte das Auto direkt vor der Tür und eilte ins dritte Stockwerk – kein Aufzug. In der Wohnung angekommen, entledigte ich mich sofort der dreckigen Sachen und sprang unter die Dusche. Meine Wohnung war nichts Besonderes. Ein paar Ikea-Möbel, Plasma-Fernseher und sehr viele Pflanzen. Mein Balkon war voll davon, aber auch im Bad und Wohnzimmer hatte ich jeweils drei Stück. Es tat gut, sich den Dreck des gestrigen Tages von der Haut zu schrubben. Ich hatte sogar noch eingetrocknetes Blut unter den Fingernägeln haften, wie mir auffiel. Ich putzte mir die Zähne, föhnte gleichzeitig die Haare und summte vor mich hin.
Als ich frisch und frisiert war, zog ich schwarze Leggins und eine bunte Tunika an. Die passenden schwarzen Halbstiefel stellte ich schon mal bereit. Dann lümmelte ich noch etwas vor dem Fernseher herum und zog mir erst Menschen, Tiere und Doktoren, danach Hund, Katze, Maus und zwischendurch noch Panda, Gorilla und Co rein. Ich liebte diese Tiersendungen. Ein Blick auf die Uhr ließ mich dann allerdings aufschrecken.
Es war halb sechs, und die Sonne ging allmählich unter. In aller Hast versuchte ich, meine Tasche zu packen, konnte mich unter dem Zeitdruck aber nicht entscheiden. Was war das Wichtigste? Zahnbürste, Unterwäsche und Waschzeug. Nachdem ich dieses eingepackt hatte, folgten Kleider, Leggins und Shirts. Hosen hatte ich einige und auch Tausende von Kleidern und Röcken. Ich wechselte den Kofferinhalt ganze drei Mal, eh ich zufrieden war. Noch ein Blick auf die Uhr. Fünf vor sechs. Um achtzehn Uhr, hatte ich Will geschrieben, wollte ich zurück sein. Das würde wohl nichts mehr werden. Verdammt! Dabei wollte ich unbedingt vorher noch einkaufen gehen. Als Vampir hatte er sicher keine Süßigkeiten beziehungsweise Hagebuttentee zu Hause, und dieser durfte morgens auf keinen Fall
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