City of Death - Blutiges Erbe (German Edition)
wäre also keine gute Idee. Der schwarzhaarige Vampir hatte sich immer noch nicht von meiner Attacke erholt.
Ich drehte mich nicht um, hörte ihn aber wie verrückt jammern. Tja, Silber tat weh! Vor allem wenn man ein junger Vampir war und womöglich das erste Mal mit dieser Substanz in Berührung kam. Was mich zu der Frage führte, wer so junge Vampire überhaupt auf die Straße ließ? »Warum habt ihr mich angegriffen?«, fragte ich und bohrte ihm die Klinge tiefer ins Fleisch.
Blondie verzog schmerzhaft das Gesicht. Die U-Bahn würde jeden Moment in den nächsten Bahnhof einfahren, und bis dahin wollte ich die Sache geklärt haben. Es dürfte nämlich eigenartig aussehen, auf einem scheinbar harmlosen Jungen zu sitzen und ihn mit einem Dolch zu durchbohren. »Seid ihr hinter mir her? Hat euch jemand beauftragt?« Ich konnte nicht verhindern, dass meine Stimme zitterte, denn diese Frage weckte schlimme Erinnerungen in mir. Es war noch nicht lange her, da hatte ein Vampir namens Fabio einen Auftragskiller nach mir gesandt, um mich zu töten, und ein saftiges Preisgeld auf meinen Kopf ausgesetzt. Ich war also nicht gut auf das Thema zu sprechen. Gott! Es war doch nicht schon wieder jemand hinter mir her, oder?
Der Vampir schüttelte den Kopf. »Kein Auftrag, wir wollten einfach jemanden aussaugen«, presste er hervor. Plötzlich blähten sich seine Nasenlöcher, und er schnupperte in der Luft. »Was ... Was bist du?«
»Schön, dass du es auch schon merkst. Ich bin ein Para, genau wie du. Jetzt sag mir, wer dich erschaffen hat!« Wenn es ein Ranger gewesen war, konnte das mächtig Ärger geben. Berlin hatte zwölf paranormale Ranger, die jeweils einem Bezirk zugeordnet waren. Sie kümmerten sich um die Belange der dort lebenden Paranormalen und sorgten dafür, dass deren Aktivitäten nicht die Aufmerksamkeit der Menschen auf sie zog. Ein Ranger war ein Werwolf, der andere eine mächtige Hexe, die restlichen zehn waren Vampire, genau wie die Mehrzahl an Paranormalen in Berlin. Da wir eine multikulturelle Stadt sind, treffen hier so ziemlich alle Wesen aufeinander, doch gibt es drei dominierende Rassen auf unserem Planeten. Vampire in Europa, Werwölfe in Amerika und Elfen in Asien. Und wenn ich Elfen sage, meine ich keine geflügelten liebreizenden Geschöpfe. Elfen sind menschenfressende Horrorwesen, die sogar so manchen Vampir das Fürchten lehren.
»Wir wissen nicht, wer uns erschaffen hat. Wir kommen nicht von hier.«
Verdammt! Dann mussten sie Außenseiter sein. So nennen wir herrenlose , undisziplinierte Vampire, die von den Großstädten ausgeschlossen wurden, weil sie ungehorsam waren oder zu viele Menschen töteten. Sie dienten keinem Meister, der sie in Zaum halten konnte. Somit durften sie praktisch tun, was sie wollten, und das konnte ich nicht zulassen. Wir fuhren in den nächsten Bahnhof ein, als ich dem Blonden bedeutete, keine falsche Bewegung zu machen. Ich zog mein Handy aus der Hosentasche und wählte Wills Nummer.
Wieder einmal musste ich ihn um Hilfe bitten! William Drake war ein vampirischer Ranger, Clubbesitzer und Leiter einer Sicherheitsfirma. Zusammen hatten wir den Auftraggeber meines Killers und seinen Meister zur Strecke gebracht. Nun brauchte ich wieder seine Hilfe.
»Was gibt es, Cherry?«, fragte er nach dem zweiten Klingeln.
Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich ihn immer nur dann anrief, wenn ich seine Hilfe benötigte. Seit ich bei ihm ausgezogen war und wieder zu Hause wohnte (ich musste meinem Vater, der sich zu dieser Zeit in Amerika befand, versprechen , bei Will zu wohnen, solange der Killer frei herumläuft), herrschte Funkstille zwischen uns, was meine Schuld war. Ich hatte Will nie richtig ausstehen können, weil er stets überheblich, eingebildet und herrisch gewesen ist. Doch nachdem wir zusammen gegen unseren Feind gekämpft hatten, veränderte er sich zum Guten, was mich irgendwie abschreckte. Ich wollte ihn nicht nett finden und ich wollte ihm auch nicht näher kommen. Deshalb war ich, nachdem die Gefahr gebannt war, so schnell wie möglich wieder in meine Wohnung umgezogen. Ich wollte auf keinen Fall etwas mit einem Vampir anfangen! Ich schüttelte die Gedanken ab. »Ich sitze gerade auf einem Vampir, einen Dolch in seiner Brust. Er hat mich angegriffen.«
»Geht es dir gut? Wo bist du?«
Ich wollte antworten, da gab mir der blonde Vampir eine Kopfnuss, die mich in meinen Sitz zurückwarf. Ich war so überrascht, dass ich den Schmerz zuerst nicht
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