City of Death - Blutiges Erbe (German Edition)
können , ohne dafür Kraft anwenden zu müssen. Das wussten auch die anderen, denn sie erstarrten mitten in der Bewegung. Mit schreckensweiten Augen beobachtete ich Will, dessen Kiefer sich so sehr anspannten, dass man es knacken hören konnte.
»Lass sie los, sofort!«, forderte er.
Liam lachte nur, sodass mein Körper mit seinem vibrierte. »Ich bin nicht derjenige , der für die Morde verantwortlich ist. Man war der Meinung, wenn erst einmal die Öffentlichkeit auf euch gelenkt ist, wird die Regierung helfen, die Ranger der Stadt zu vernichten, doch ihr seht ja, was daraus geworden ist. Eine Menge toter Menschen, aber kein einziger Ranger darunter. Da musste ein neuer Plan her.«
»Sag uns, wer hinter den Angriffen steckt!«, verlangte Andre. Sein Gesicht war so wutverzerrt, dass mich ein Schauer durchfuhr. Niemals würde ich wollen, dass er mich so ansieht.
»Tut mir leid, euch enttäuschen zu müssen«, sagte Liam und öffnete die Tür. »Aber das würde der Sache den Pepp nehmen.« Damit verließ er rückwärtsgehend den Raum und trug mich wie eine Puppe mit sich.
Der Gang war mit Vampiren verstopft , und der schwere, süßliche Geruch ließ mich würgen. Man konnte sich kaum bewegen, dennoch machten die Vampire Platz, um Liam und mich durchzulassen. Als wir den Flur durchquert hatten, gab er den Angriffsbefehl, und die Vampire stürmten das Hotelzimmer.
Sofort erklangen Schüsse und Kampfgeräusche. Ich strampelte mit den Füßen und versuchte, mich zu befreien, doch meine Bemühungen waren natürlich vergeblich. Nicht nur, dass Liam meinen schwachen Protest nicht einmal zu bemerken schien, ich war auch sonst am Ende meiner Kräfte und musste meinen Fluchtversuch kurz darauf einstellen. Jetzt, wo Liam den anderen nicht mehr mit meinem Tod drohen musste, ließ er meinen Hals los und packte mich stattdessen am Arm. So zog er mich die Treppen hoch, mein Stolpern und Straucheln ignorierend. Er nahm mir meine Tasche ab, bevor ich auf dumme Gedanken kommen konnte, und warf sie sich über die Schulter.
Als wir im oberen Stockwerk angekommen waren , atmete ich so gehetzt, als hätte ich einen Marathonlauf hinter mir. Erst als er die Dachtür öffnete und mich aufs Dach hinausschleifte, begriff ich, was er vorhatte. Ich stemmte mich gegen ihn, als wir uns auf den Helikopter zubewegten, den ich von der Straße aus gesehen hatte. Es handelte sich nicht um menschliche Verstärkung, wie mir nun klar wurde.
»Lass – mich – los!«, rief ich, doch Liam beachtete mich nicht. Er gab mir einen leichten Schubs, der mich ins Helikopterinnere beförderte, kam mir hinterher und zog die Tür zu. Dann gab er dem Piloten das Startzeichen, und die Rotoren setzten sich in Bewegung.
Wir hoben ab , und mein Blick wanderte zu meiner Tasche, die zu seinen Füßen lag. Wenn ich es nur schaffte, ihm einen Kopfschuss zu verpassen, dann könnte ich immer noch auf das Hoteldach springen.
»Denk nicht mal dran«, sagte Liam, de ssen Blick dem meinen gefolgt war.
Frustriert sah ich auf die zerstörten Straßen hinunter. All die hilflosen und unschuldigen Menschen! Es war ein Albtraum . Mein Blick ging zu Liam, der mich emotionslos beobachtete. Ich sah ihn angewidert an und schüttelte gleichzeitig den Kopf.
»Ich kann nicht glauben, dass wir alle auf dich reingefallen sind.«
Er schwieg und erwiderte meinen Blick gelassen.
»Und Sinn ergibt das Ganze auch nicht wirklich.«
»Halt den Mund! Wenn Alberto dich in die Finger bekommt, wirst du noch Grund genug zum Grübeln haben.«
Mein Mund blieb offen stehen. »Also steckt er dahinter!«
Liam musterte mein überraschtes Gesicht und sagte: »Warum denkst du, ist deine Mutter gestorben? Als sie von seinem Vorhaben erfuhr, versuchte sie, dich zu warnen, was seinen Plan vereitelt hätte. Also hat er sie getötet und dich nach Frankfurt am Main gelockt, um dich ebenfalls auszuschalten. Ich konnte es sowieso nicht glauben, als du ihm den Schwachsinn abgekauft hast, dass sie Selbstmord begangen hätte.« Er zuckte die Schultern. »Schade ist es ja, sie war eine hübsche Frau.«
»Halt den Mund!«, brüllte ich ihn an und wollte ihm eine Ohrfeige verpassen, doch er wich meiner Hand geschickt aus. Das wäre einem Menschen nie gelungen – nicht, wenn er mir nur Zentimeter entfernt gegenüber saß. Ich konnte nicht verhindern, dass mir Tränen in die Augen schossen, und senkte den Blick, damit er sie nicht sah. Erst als ich sie zurückgedrängt hatte, schaute ich zu ihm auf. »Und wieder
Weitere Kostenlose Bücher