City of Lost Souls
Haut davonkommen würdest«, erwiderte Magnus; allerdings ließ der interessierte Unterton in seiner Stimme seine Warnung weniger glaubhaft wirken. »Das Kainsmal bietet den Himmlischen Schutz, aber schützt es dich auch vor den Mächten des Himmels? Ich weiß es nicht.«
»Das hab ich auch nicht erwartet. Aber du stimmst mir doch zu, dass ich derjenige von uns bin, der wahrscheinlich die besten Überlebenschancen hätte, oder?«
Magnus schaute hinüber zu Maia, die Jordan gerade mit schmutzigem Putzwasser bespritzte und fröhlich lachte, als dieser aufquietschte und sich wegdrehte. Prustend schob sie sich die lockigen Haare nach hinten und hinterließ dabei einen dunklen Schmutzfleck auf ihrer Stirn. Sie sah so jung aus. »Ja«, räumte Magnus widerstrebend ein. »Das trifft wahrscheinlich zu.«
»Wer ist dein Vater?«, fragte Simon unvermittelt.
Magnus’ Blick wanderte wieder zu Alec. Seine goldgrünen Augen waren so unergründlich wie die des Katers auf seinem Schoß. »Das gehört nicht unbedingt zu meinen liebsten Gesprächsthemen, Smedley.«
»Simon«, korrigierte Simon ihn. »Wenn ich schon für euch alle mein Leben riskiere, dann könntest du dir wenigstens meinen Namen merken.«
»Für mich setzt du dein Leben nicht aufs Spiel«, entgegnete Magnus. »Wenn Alec nicht wäre, dann wäre ich längst … «
»Dann wärst du längst was?«
»Ich hatte einen Traum«, setzte Magnus mit gedankenverlorenem Blick an. »Ich sah eine Stadt voller Blut, mit Türmen aus Gebeinen und Blutströmen, die wie Wasser durch die Straßen flossen. Vielleicht gelingt es dir ja, Jace zu retten, Tageslichtler, aber du kannst nicht die ganze Welt retten. Die Finsternis kommt immer näher. ›Das Land, das schwarz ist wie die Finsternis, das Land des Todesschattens, wo keine Ordnung herrscht, wo das Licht wie tiefe Finsternis ist!‹
Wenn Alec nicht wäre, wäre ich schon längst weg.«
»Wohin würdest du gehen?«
»Ich würde mich irgendwo verstecken und warten, bis der ganze Spuk vorüber ist. Ich bin kein Held.« Magnus nahm Miau Tse-tung von seinem Schoß und ließ ihn auf den Boden fallen.
»Du liebst Alec so sehr, dass du hierbleibst«, bemerkte Simon. »Das ist irgendwie heldenhaft, finde ich.«
»Und du hast Clary so sehr geliebt, um dein ganzes Leben für sie zu ruinieren«, entgegnete Magnus mit einer Bitterkeit, die untypisch für ihn war. »Sieh dir nur an, was dir das gebracht hat.« Dann hob er die Stimme und rief: »Okay, alle mal herhören: Kommt mal her. Sheldon hat eine Idee.«
»Wer ist Sheldon?«, fragte Isabelle.
Die Straßen von Prag lagen kalt und dunkel vor ihnen. Obwohl Clary ihre von Dämonengift durchlöcherte Jacke fest um die Schultern wickelte, ging ihr die eisige Kälte durch Mark und Bein. Und dämpfte den letzten Rest des Adrenalinschubs in ihren Adern. Um sich weiterhin bei Laune zu halten, kaufte Clary einen Glühwein und schlang die Finger um den heißen Becher, während sie zu dritt durch ein verwirrendes Labyrinth aus schmalen, düsteren Gassen liefen. Diese wurden immer enger und dunkler, trugen längst keine Straßenschilder oder Namen mehr und waren menschenleer. Der einzige Orientierungspunkt war der Mond, der gelegentlich durch die dichte Wolkendecke schimmerte. Endlich erreichten sie eine flache Steintreppe, die sie zu einem winzigen Platz führte. Eine Seite wurde von einem flackernden Neonlicht erhellt, auf dem LUSTR Z KOSTÍ stand. Unter der Leuchtreklame befand sich eine Tür – ein Loch in der Wand, das an eine Zahnlücke erinnerte.
»Was heißt ›Lustr z kostí‹?«, fragte Clary.
»Es bedeutet ›Der Knochenkronleuchter‹. Das ist der Name des Nachtclubs«, erläuterte Sebastian und schlenderte zur Tür. Seine hellen Haare reflektierten die wechselnden Neonfarben der Leuchtreklame: Feuerrot, Eisblau, Metallicgold. »Was ist? Kommt ihr endlich?«
Als Clary den Club betrat, schlug ihr eine Wand aus Lärm und Lichtern entgegen. Der Raum war riesig und sah aus, als hätte er früher einmal als Kirche gedient; in den Mauern konnte Clary sogar noch die hohen Buntglasfenster erkennen. Zuckende, farbige Spotlights huschten über die dicht gedrängte Menge und beleuchteten immer wieder einzelne Gesichter der Tanzenden in Knallrosa, Neongrün und Leuchtendviolett. An einer Wand befand sich eine DJ-Kabine und aus den Lautsprecherboxen dröhnte Trance. Die Musik wummerte durch Clarys Körper, drang in ihr Blut, vibrierte in ihren Knochen. Die Luft war erfüllt von der Hitze
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