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City of Lost Souls

City of Lost Souls

Titel: City of Lost Souls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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der die Metropole wie eine Narbe zerschnitt. Nach seiner Behauptung, er könne Clary beweisen, dass er einen Plan habe, redete Sebastian kaum mehr. Gerade gingen sie durch eine Straße, die von Kunstgalerien und Antiquariaten gesäumt war, und dann erreichten sie endlich den Quai des Grands Augustins, am Rande der Seine.
    Ein kalter Wind wehte vom Fluss herauf und Clary fröstelte. Sebastian nahm seinen Schal ab und reichte ihn ihr. In dem schwarz-weiß gesprenkelten Tweed-Gewebe hing noch die Wärme seiner Haut. »Zieh ihn an«, forderte er Clary auf. »Dir ist doch kalt. Also sei vernünftig.«
    Clary wickelte sich den Schal um den Hals. »Danke«, sagte sie automatisch und zuckte dann zusammen. Jetzt war es passiert: Sie hatte Sebastian gedankt. Irgendwie rechnete sie damit, dass gleich ein Blitz aus den Wolken zucken und sie tödlich treffen würde. Doch nichts dergleichen geschah.
    Sebastian warf ihr einen verwunderten Blick zu. »Alles in Ordnung? Du siehst aus, als müsstest du niesen.«
    »Mir geht’s gut«, winkte Clary ab. Der Schal roch nach zitronigem Eau de Toilette und nach jungem Mann. Wonach hätte das Tweed-Gewebe auch sonst riechen sollen? Sie war sich nicht sicher, was sie erwartet hatte.
    Gemeinsam setzten sie sich wieder in Bewegung, wobei Sebastian sein Tempo dem von Clary anpasste und langsam neben ihr herging. Diesmal erzählte er ihr, dass die Pariser Stadtbezirke nummeriert waren und sie gerade vom sechsten ins fünfte Arrondissement wechselten, das unter anderem das Quartier Latin umfasste. Und dass es sich bei der Brücke, die die Seine in der Ferne überspannte, um die Pont Saint-Michel handelte. Während sie weitergingen, bemerkte Clary, dass ihnen unglaublich viele junge Leute entgegengeschlendert kamen. Mädchen in ihrem Alter oder älter, unfassbar stylisch in eng anliegenden Hosen und himmelhohen Pumps, die langen Haare im Wind wehend. Nicht wenige warfen Sebastian im Vorbeigehen bewundernde Blicke zu, doch das schien er nicht zu bemerken.
    Jace hätte es registriert, überlegte Clary. Sebastian war wirklich auffallend mit seinen weißblonden Haaren und den schwarzen Augen. Schon bei ihrer ersten Begegnung hatte sie ihn als attraktiv eingeschätzt – nur damals hatte er die Haare schwarz getönt, was ihm eigentlich nicht stand. Mit seiner natürlichen hellen Haarfarbe sah er besser aus, da seine Haut dadurch ein wenig Farbe bekam und der Blick auf seine leicht geröteten Wangenknochen und seine elegante Gesichtsform gelenkt wurde. Außerdem besaß ihr Bruder außergewöhnlich lange Wimpern, eine Nuance dunkler als seine Haare und an den Spitzen leicht nach oben geschwungen, genau wie Jocelyn – das war so unfair. Warum hatte nicht sie die langen, geschwungenen Wimpern in der Familie geerbt? Und weshalb hatte Sebastian nicht eine einzige Sommersprosse abbekommen?
    »Also«, sagte Clary abrupt und unterbrach ihn mitten im Satz, »was sind wir?«
    Sebastian warf ihr einen verwunderten Seitenblick zu. »Was meinst du mit: ›Was sind wir?‹«
    »Du hast gesagt, wir beide wären die letzten der Familie Morgenstern. Und Morgenstern ist ein deutscher Name«, erklärte Clary. »Also was sind wir? Sind wir deutscher Herkunft? Was ist passiert? Warum gibt es niemanden mehr außer uns?«
    »Du weißt echt nichts über Valentins Familie?«, fragte Sebastian ungläubig. Er war an der Kaimauer stehen geblieben, die entlang der Seine verlief. »Hat deine Mutter dir denn gar nichts erzählt?«
    »Erstens: Sie ist auch deine Mutter. Und zweitens: Nein, sie hat mir nichts erzählt. Valentin gehört nicht gerade zu ihren Lieblingsthemen.«
    »Schattenjägernamen sind aus mehreren Worten zusammengesetzt«, erläuterte Sebastian, während er auf die Kaimauer kletterte. Dann streckte er Clary eine Hand entgegen und nach kurzem Zögern ließ sie sich von ihm auf die Mauer hinaufhelfen. Die Seine floss graugrün unter ihnen, während flache Ausflugsboote in gemächlichem Tempo vorbeizogen. »Fair-child, Light-wood, White-law. Morgen-stern. Das ist zwar ein deutscher Name, aber ursprünglich kam unsere Familie aus der Schweiz.«
    »Kam?«
    »Valentin war ein Einzelkind«, sagte Sebastian. »Sein Vater – unser Großvater – wurde von Schattenweltlern getötet und unser Großonkel starb im Kampf. Er war nicht verheiratet und hatte keine Kinder. Das hier … «, erklärte er und berührte Clarys Haare, »stammt von der Linie der Fairchilds. In ihren Adern fließt angelsächsisches Blut. Dagegen besitze

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