City of Lost Souls
über kräftigen Muskeln, lediglich mit den typischen Schattenjäger-Runenmalen versehen – und den Kratzern, die Clarys Fingernägel in der Nacht zuvor darauf hinterlassen hatten. Sie spürte, wie sie errötete, aber ihre Gedanken kreisten weiterhin um die Frage: Warum hatte Valentin den einen Jungen ausgepeitscht, den anderen jedoch nicht? »Jace«, begann sie.
Er wirbelte herum. Offenbar hatte er geduscht. Das Silberzeug war verschwunden und seine goldenen Haare schimmerten so dunkel wie Bronze. Schweiß glitzerte auf seiner Haut. Mit verschlossener Miene musterte er Clary und Sebastian. »Wo seid ihr gewesen?«
Sebastian ging zu einer der Wände, studierte die dort hängenden Waffen und strich mit bloßen Fingern über die Klingen. »Ich dachte, Clary würde mal gern Paris sehen.«
»Ihr hättet mir eine Nachricht hinterlassen können«, bemerkte Jace. »Es ist ja nicht so, als wären wir hier so sicher wie in Abrahams Schoß, Jonathan. Mir wäre es lieber, wenn ich mir keine Sorgen um Clary machen müsste … «
»Ich bin ihm gefolgt«, warf Clary ein.
Jace drehte sich um und schaute sie an – und einen Moment lang erinnerte sich Clary an den Jungen, der sie in Idris angebrüllt hatte, weil sie seine sorgfältigen Pläne zur Wahrung ihrer Sicherheit durcheinandergebracht hatte. Doch dieser Jace hier war anders. Seine Hände bebten nicht vor unterdrückter Wut und der Puls an seiner Kehle schlug sichtbar ruhig und regelmäßig. »Du hast was getan?«
»Ich bin Sebastian gefolgt«, wiederholte Clary. »Ich war wach und wollte sehen, wohin er geht.« Sie schob die Hände in die Taschen ihrer Jeans und hob trotzig das Kinn.
Seine Augen musterten sie eingehend, von ihren windzerzausten Haaren bis hin zu ihren Stiefeln. Clary spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Schweißperlen schimmerten auf Jace’ Schlüsselbeinen und seiner kräftigen Bauchmuskulatur. Der Bund seiner Trainingshose war nach außen umgeschlagen, sodass der v-förmige Ansatz seiner Hüftknochen zum Vorschein kam.
Plötzlich erinnerte Clary sich wieder an das Gefühl seiner Arme, fest an ihn gepresst, so fest, dass sie jedes Detail seiner Knochen und Muskeln an ihrem Körper hatte spüren können … Im nächsten Moment erfasste sie ein derart überwältigendes Gefühl der Verlegenheit, dass ihr fast schwindlig wurde. Und was das Ganze noch schlimmer machte: Jace schien kein bisschen peinlich berührt zu sein – als hätte die vergangene Nacht deutlich weniger Eindruck auf ihn gemacht als auf sie. Er wirkte lediglich … verärgert. Verärgert und verschwitzt und heiß .
»Ja, ja, schon in Ordnung«, erwiderte Jace, »aber wenn du das nächste Mal beschließt, dich aus unserer mit Schutzzaubern versehenen Wohnung zu schleichen – noch dazu durch eine Tür, die eigentlich nicht existieren sollte – , dann hinterlass mir eine Nachricht.«
Verwundert zog Clary die Augenbrauen hoch. »Meinst du das jetzt ernst?«
Jace warf eines der Messer in die Luft und fing es geschickt wieder auf. »Vielleicht.«
»Ich bin mit Clary bei Magdalena gewesen«, mischte Sebastian sich ein. Er hatte sich einen Wurfstern geschnappt und betrachtete ihn. »Wir haben ihr den Adamant gebracht.«
Inzwischen hatte Jace das andere Messer in die Luft geworfen, doch dieses Mal griff er daneben. Die Spitze der Klinge bohrte sich knirschend in den Holzboden. »Tatsächlich?«
»Ja«, bestätigte Sebastian. »Und ich habe Clary in unseren Plan eingeweiht. Ich habe ihr erzählt, dass wir vorhaben, Dämonenfürsten hierherzulocken, um sie vernichten zu können.«
»Allerdings hast du mir nicht erklärt, wie ihr das anstellen wollt«, wandte Clary ein.
»Ich dachte, Jace sollte dabei sein«, entgegnete Sebastian. Sein Handgelenk zuckte plötzlich nach vorn und der Wurfstern flog auf Jace zu, der das Geschoss jedoch mit einer blitzschnellen Bewegung seines Messers abblockte. Der Metallstern fiel klirrend zu Boden. Sebastian pfiff anerkennend. »Gute Reflexe«, bemerkte er.
Aufgebracht wirbelte Clary zu ihrem Bruder herum: »Du hättest ihn verletzen können … «
»Alles, was ihn trifft, trifft auch mich«, erwiderte Sebastian. »Ich wollte dir nur zeigen, wie sehr ich ihm vertraue. Und nun möchte ich, dass du uns vertraust.« Seine schwarzen Augen schienen sie zu durchbohren. »Adamant«, setzte er an, »die Substanz, die ich heute der Eisernen Schwester gebracht habe … Weißt du, was alles daraus hergestellt wird?«
»Natürlich: Seraphklingen. Die
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