City of Lost Souls
gesteckt, hätte er »einer von Liliths Kindern und Oberster Hexenmeister von Brooklyn« erwidern können. Clary und der Engel waren einander bereits begegnet, deshalb nahm Simon an, dass sie einfach nur ihre Freundschaft vertieft hätten. Aber er war nun mal Simon, ohne jeden Beinamen oder irgendwelche heldenhaften Taten, die er in der Vergangenheit geleistet hatte. »Simon Lewis«, sagte er schließlich, legte das Zauberbuch beiseite und richtete sich auf. »Kind der Nacht und … Euer ergebener Diener.«
Mein ergebener Diener? Eisige Missbilligung sprach aus Raziels Stimme. Du rufst mich herbei wie einen streunenden Hund und wagst es, dich als mein Diener zu bezeichnen? Du sollst aus dieser Welt verbannt werden, auf dass dein Schicksal anderen eine Warnung ist. Meinen eigenen Nephilim ist es untersagt, mich heraufzubeschwören. Warum sollten für dich andere Regeln gelten, Tageslichtler?
Eigentlich sollte es ihn nicht überraschen, dass der Engel wusste, wer er war, überlegte Simon. Aber es war trotzdem verblüffend – genauso verblüffend wie die enorme Größe des Engels. Irgendwie hatte er angenommen, Raziel wäre menschlicher. »Ich … «
Glaubst du, ich müsste Erbarmen mit dir haben, nur weil du das Blut eines meiner Nachfahren in dir trägst? In diesem Falle hast du dein Glück versucht und verloren. Himmlisches Erbarmen wird denjenigen zuteil, die es verdienen. Und nicht denjenigen, die gegen unsere Gesetze verstoßen. Der Engel hob eine Hand und zeigte mit dem Finger direkt auf Simon.
Simon wappnete sich. Dieses Mal versuchte er erst gar nicht, die Worte zu sprechen, sondern dachte sie lieber nur: Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr ist einzig …
Was ist das für ein Mal? Raziel klang verwirrt. Dieses Mal auf deiner Stirn, Kind.
»Es ist das Mal«, stammelte Simon. »Das allererste Runenmal. Das Kainsmal.«
Raziel ließ langsam den Arm sinken. Ich würde dich töten, doch das Mal hindert mich daran. Dieses Mal, das nur von himmlischer Hand zwischen deine Brauen hätte gesetzt werden dürfen. Doch ich weiß, dass dies nicht zutrifft. Wie ist das möglich?
Die offensichtliche Verwirrung des Engels schenkte Simon neuen Mut. »Eines Eurer Kinder, Eurer Nephilim … «, setzte er an. »Eine Nephilim mit einer besonderen Gabe … Sie hat es dort aufgetragen, um mich zu schützen.« Vorsichtig trat er näher an den Rand des Kreises. »Raziel, ich bin hier, um Euch um einen Gefallen zu bitten, im Namen Eurer Nephilim. Sie befinden sich in großer Gefahr. Einer der ihren wurde … wurde von der Dunkelheit erfasst und bedroht nun alle anderen. Die Nephilim benötigen Eure Hilfe.«
Ich mische mich grundsätzlich nicht ein.
»Aber das habt Ihr bereits getan«, widersprach Simon. »Als Jace starb, habt Ihr ihn von den Toten zurückgeholt. Natürlich waren wir alle wahnsinnig glücklich darüber, aber wenn Ihr Euch nicht eingeschaltet hättet, würde das alles nicht passieren. Deshalb seid Ihr im Grunde dafür verantwortlich, das Ganze wieder in Ordnung zu bringen.«
Ich bin zwar nicht in der Lage, dich zu töten, sinnierte Raziel, trotzdem wüsste ich nicht, warum ich dir geben soll, was du von mir verlangst.
»Ich habe doch noch gar nicht gesagt, was ich verlange«, warf Simon ein.
Du willst eine Waffe. Etwas, das Jonathan Morgenstern von Jonathan Herondale trennen kann. Du würdest damit den einen töten und den anderen am Leben erhalten. Natürlich wäre es am leichtesten, wenn man einfach beide tötet. Euer Jonathan war bereits tot und vielleicht sehnt sich der Tod seit diesem Moment nach ihm und umgekehrt. Ist dir dieser Gedanke eigentlich schon einmal gekommen?
»Nein«, räumte Simon ein. »Verglichen mit Euch sind wir zwar nicht so bedeutend, aber wir töten unsere Freunde nicht. Wir versuchen, sie zu retten. Wenn der Himmel das nicht gewollt hätte, dann hätte er uns nicht die Gabe der Liebe schenken dürfen.« Simon schob seine Haare aus der Stirn, sodass sein Mal deutlich zum Vorschein trat. »Ihr habt recht, Ihr braucht mir nicht zu helfen. Aber wenn Ihr das nicht tut, werde ich Euch wieder und wieder herbeirufen, jetzt, da ich weiß, dass Ihr mich nicht töten könnt. Ab sofort werde ich an Eurer himmlischen Türklingel lehnen … auf immer und ewig.«
Bei diesen Worten schien Raziel – unglaublicherweise – leise in sich hineinzulachen. Du bist sehr hartnäckig. Ein wahrhaftiger Krieger deines Volks, genau wie der, dessen Namen du trägst, Simon Makkabäus . Und so wie
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