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City of Lost Souls

City of Lost Souls

Titel: City of Lost Souls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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gemeint?«
    Sebastian beugte sich vor und küsste Clary auf die Stirn; sie spürte, wie der Kuss ihr die Haut versengte, wie ein Brandmal. »Das wirst du bald erfahren«, erklärte er. »Denn du hast es dir wirklich verdient, dabei zu sein, Clarissa. Heute Nacht wirst du alles beobachten können, von deinem Platz an meiner Seite. Auf dem Gelände der Siebten Weihestätte. Valentins Kinder, beide vereint … endlich.«
    Simon hielt den Blick auf das Papier geheftet und psalmodierte die Laute, die Magnus für ihn niedergeschrieben hatte. Die Worte besaßen einen Rhythmus, der wie Musik klang, leicht, prägnant und lieblich. Das Ganze erinnerte ihn daran, wie er bei seiner Bar Mizwa den Abschnitt aus den Prophetenbüchern vorgelesen hatte. Allerdings wusste er damals, was die Worte zu bedeuten hatten – ganz im Gegensatz zu diesen Lauten.
    Während er weiter psalmodierte, spürte er, wie sich die Luft um ihn herum verdichtete und schwerer anfühlte. Sie drückte förmlich auf Schultern und Brust und wurde von Sekunde zu Sekunde wärmer. Wäre er noch ein Mensch gewesen, hätte er die Hitze wahrscheinlich nicht ausgehalten. Zuerst fühlte er nur, wie sie ihm auf der Haut brannte, seine Wimpern versengte und sein T-Shirt ankokelte. Trotzdem blickte Simon weiterhin auf das Buch vor ihm, bis ihm ein Blutstropfen von der Stirn perlte und auf das Papier tropfte.
    Kurz darauf hatte er es geschafft; das letzte Wort der Inkantation – »Raziel« – war ausgesprochen und Simon hob den Kopf. Er konnte fühlen, wie ihm das Blut mittlerweile als dünnes Rinnsal über das Gesicht lief. Der Dunst um ihn herum hatte sich gelichtet und vor sich sah er die Fluten des Sees, blau und funkelnd und so klar wie Glas.
    Und dann explodierte das Gewässer.
    Die Mitte des Sees nahm erst eine goldene und danach eine schwarze Tönung an. Das Wasser wich zur Seite zurück, strömte in Richtung Ufer und schoss schließlich in einer Fontäne in die Luft. Simon starrte auf einen Ring aus Wasser über dem See, wie ein Kreis ununterbrochener Wasserfälle, die schimmernd in die Höhe sprudelten und sich dann nach unten ergossen – ein Anblick von bizarrer, seltsamer Schönheit. Wassertröpfchen sprühten auf ihn herab und kühlten seine glühende Haut. Er legte den Kopf in den Nacken, als sich der Himmel verfinsterte: Das strahlende Blau wurde von einer plötzlich heranrollenden Dunkelheit verschlungen. Dann fiel die Fontäne in sich zusammen und aus ihrer silbernen Mitte erhob sich eine Gestalt aus strahlendem Gold.
    Simon bekam einen trockenen Mund. Er hatte zwar schon zahllose Gemälde von Engeln gesehen, seit seiner Kindheit an ihre Existenz geglaubt und Magnus’ warnende Worte deutlich gehört. Dennoch hatte er das Gefühl, von einem Speer durchbohrt zu werden, als sich zwei Schwingen vor ihm ausbreiteten. Sie schienen die gesamte Himmelsspanne zu umfassen. Beide Engelsflügel schimmerten weiß, golden und silbern und auf jeder einzelnen Feder prangte ein großes goldenes Auge. Und diese Augen musterten ihn verächtlich. Dann setzten sich die Schwingen in Bewegung, vertrieben die dunkelgrauen Wolken vor ihnen und falteten sich nach hinten … und ein Mann – besser gesagt die Gestalt eines überdimensional großen Mannes – kam zum Vorschein und stieg aus dem See empor.
    Simons Zähne begannen zu klappern. Er konnte nicht genau sagen warum, aber Wogen der Macht – die Urgewalt des Universums – schienen von dem Engel auszugehen, bis er sich schließlich in seiner ganzen Pracht präsentierte. Ein bizarrer Gedanke schoss Simon durch den Kopf: Das Ganze sah aus, als hätte sich jemand Jace geschnappt und ihn auf die Größe einer riesigen Reklametafel aufgeblasen. Nur mit dem Unterschied, dass der Engel nicht ganz wie Jace aussah: Er war über und über mit Gold bedeckt, von den Schwingen über seine Haut bis zu den Augen, wobei die Augäpfel nicht weiß, sondern golden glänzten. Sein fließendes Haar wirkte wie Ketten aus Silber und Gold. Der Anblick des Engels war atemberaubend und Furcht einflößend zugleich. Zu viel von einer Sache kann jemanden zerstören, dachte Simon. Zu viel Dunkelheit mag tödlich sein, aber zu viel Licht kann das Auge erblinden lassen.
    Und dann ertönte in Simons Kopf die Stimme des Engels, die wie das Läuten großer Glocken klang: Wer wagt es, mich herbeizurufen?
    Eine schwierige Frage, überlegte Simon. Wenn er Jace gewesen wäre, hätte er »einer der Nephilim« antworten können; hätte er in Magnus’ Haut

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